Amboss "falsch" herum?

1. April 2012 um 10:47
Hallo zusammen,

Immer wieder stoße ich auf Aussagen wie: "Der Amboss steht falsch herum" . Ich kann mir nicht vorstellen, daß es hierfür eindeutige Regeln gibt. Auch in den bekannten Büchern von Hundeshagen, Bergland u.s.w. findet man hierzu nichts. Auf Fotos sieht man meistens das Rundhorn rechts vom Schmied, es gibt aber auch andere Beispiele!
Also, ich trete jetzt mal eine Diskussion darüber los, aber bitte mit Begründungen

Viele Grüße,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
1. April 2012 um 12:27
Mein Amboss stand frei im Raum, und somit von allen Seiten bedienbar. Einzig, wenns mal mehrfach darauf ankam einen möglichst kurzen Weg zu einer Bestimmten Position zu haben, dann wurde er entsprechend gedreht.
1. April 2012 um 13:50
Hallo,

das einzige was ich dazu kenne ist, dass es nicht auf die Hörner ankommt, sondern auf die Löcher.
Es geht darum seine Hammerhand beim schmieden nicht zu gefährden und besser arbeiten zu können.
Also sollte ein Rechtshänder seinen Amboss so aufstellen dass das Vierkantloch links ist wenn er vor dem Amboss steht. So ist gewährleistet, dass er nicht mit der Hammerhand auf die Gesenke im Vierkantloch schlägt.
Beispiel: Man will das Werkstück abschroten und dann noch kurz richten oder so. Wenn das Vierkantloch auf der Seite der Hammerhand ist, dann schrotet man ab, und kriegt dann aber Probleme wenn man das Werkstück auf der Ambossbahn richten will, dass man mit den Fingern auf den Abschroter haut....will glaub ich keiner erleben.

Die Hörner variieren bei den verschiedenen Ambossformen natürlich. Mal ist das Rundhorn auf der Seite des Vierkantlochs, mal nicht. Auch stellt ein Linkshänder seinen Amboss natürlich andersrum auf. (siehe Kompromiss in seiner Werkstatt)

Auch ist das natürlcih keine fest bindende Ambossstellung. Wenn man seinen Amboss so oder mal so braucht, dann läuft man eben drumherum oder dreht ihn.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
1. April 2012 um 21:57
Hallo Leute.

Ich kenne auch nur das das Rundhorn (von Schmied gesehen) Links ist.
Ein Indietz dafür ist der Voramboß der meiner kentniss nach immer vor dem Amboß sitzt und alle ambosse mit voramboß haben das Rundhorn dann links.
Auszug aus Enst Reffinhaus Homepage:
Klick.
Soviel von mir dazu.
Gruß der pit03.
1. April 2012 um 22:59
Leider Falsch ;) gibt auch andere



Fangen wir doch mal damit an, warum die Engländer rechts fahrn und wir Links... ähm andersrum!? ;)
Joa zumindest sitzt bei ner Kutsche der Kutscher immer noch Rechts, also eher Linksverkehr?

Ja und so is das dann auch beim Amboss der eine mags links der andre rechts.... und für die Vierkantlöcher Rundlöcher gibt es auch ne Million verschiedene Möglichkeiten, hab auch schon Amböen gesehn, welche das Vierkantloch auf der Gegenseite vom Rundhorn hatten... Aber ist das deswegen falsch?
Nö ganz und gar nicht, hätte jemand von uns auf so nem Amboss zum arbeiten angefangen würde er die Form einfach "besser" finden... Weil ers einfach gewohnt ist...
Und so hat sich bei uns eben auch eine Seite rauskristalisiert die irgendwie fast jedem zugesagt hat und so wurde sie weiterverbreitet...

Ich hab inzwischen mit mehr als einem Schmied, schon Tage und Nächte über das Thema diskutiert und würde inzwischen sagen, dass es nicht "DEN GRUND" gibt warum der Amboss so steht... Ich sag, es hat sich einfach so ergeben...

Der mir logischste Grund hierfür ist, dass man so am "ergonomischsten" schmieden kann, wobei ich das auch, auf die Gewöhnung zurückleiten könnte, da ich nicht vorurteilsfrei Vergleichen kann...
Doch denke ich mir das man so schnell an die Plätze auf am Amboss kommt die man braucht und auch (wesentlich mehr Kraft in den Amboss einleiten kann..)
Und man sieht auch hier schon wieder das ich was in Klammern schreib, da ich ja beim breiten in der Stellung, Horn links vom Schmied, eigendlich die Kraft nicht in sondern aus dem Amboss herausleite was das ganze wieder schlechter macht, aber da kommt dann wieder der Zuschläger ins spiel und das macht die Sache dann doch wieder rund ;)

Aaaaber es gibt ja nicht nur Rechtshänder ;)

Ich kann nur sagen für mich gibts bei nem Amboss auch kein wirkliches vorne und hinten ich arbeit drum herum wie ich nan grad brauch und würd ihm auch kein vorne und hinten geben ;) ich mein mein Zuschläger will ja dann auch nicht Hinten, also am Arsch, vorm Amboss stehn und ich ja auch net (:

Also das war dann meine Erklärung dazu, vielleicht solltet ihr sie nicht zu ernst nehmen ;)
Aber vielleicht hats ja doch jemanden n bissi geholfen ;)

Stück davon
Euer Peter

by the way, um euch jetzt noch n bissi zu verwirren, ja mein Amboss steht die meiste Zeit mit dem Horn links zu mir ;) Und ich dreh in da auch immer wieder zurück falls ich ihn mal andersrum gebraucht hab :)


Edit, der Habermannamboss hatt übrigens nicht nur das Horn auf der Falschen seite auch das Vierkantloch anders rum, siehe bild oben ;) Oder is da der voramboss verdreht?!
Zuletzt bearbeitet: 2. April 2012 um 09:56, Peter Brunner
3. April 2012 um 19:37
Hallo zusammen,

Erst mal Danke für Eure Beteiligung!
@Willi: Dein Argument ist irgendwie einleuchtend! Mir hal mal ein Schmied geraten, Einsteckwerkzeuge generell nach dem Benutzen neben den Amboss zu legen, damit man sich nicht verletzt.

Noch weitere Meinungen zum Thema "falsch herum"?

Viele Grüße,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
3. April 2012 um 19:56
Mir ist noch der Ausdruck "Meisterseite" im Ohr. Ich weiss leider nicht mehr von wem der kam.

Gemeint war, dass der Voramboss immer auf der Seite des Zuschlägers ist und somit "wäre" das Horn aus der Sicht des Meisters eben links. (außer beim Habermann ).

Aber bei der Fülle von Amboss-Formen, gibt es eben auch eine Fülle von "Meister-Seiten".

Gruß 

Was man nicht tut, geschieht auch nicht
3. April 2012 um 21:02
Hallo,
ich habe drei Ambosse im Gebrauch, zwei davon mit Stauchklotz. Die Ambosse habe ich so aufgestellt, dass der Stauchklotz zwischen mir und der Ambossbahn liegt. Da meinten schon Leute dies sei verkehrt.  Der eine Amboss hat das Rundhorn nach links, der andere nach rechts, einer hat ein Vierkantloch links, derandere hat links ein Rundloch und rechts ein Vierkantloch. Die Begründungen warum ein Amboss so oder so zu stehen habe sind ja bei Rechts- oder Linkshändern unterschiedlich.
Fazit: es ist gut, wenn man von allen Seiten an den Amboss heran kann, aber nicht zwingend. Vernünftig ist es wohl jeder  findet da seine individuelle Lösung. Es kommt nicht so sehr darauf an wie ein Amboss steht, sondern welche Ergebnisse man darauf erzielt.
Grüße
welud
Zuletzt bearbeitet: 3. April 2012 um 21:04, Werner Ludwig
26. Dezember 2012 um 12:02
Ein Amboss kann falschherum stehen! Zumindest was die ganzen Standardambosse süddeutscher- und norddeutscher Form angeht. Sonderformen wie der Habermann- oder Hofiamboss etc. mal außen vorgelassen.

(Hier mal eine kleine Kurzfassung!)

Einer meiner Ausbilder hat mir dazu viele lehrreiche und gute Tricks, Kniffe und Anekdoten berichtet. Und vor allem: Wenn wir in der Lehre falsch am Amboss standen gabs immer sofort böse Schelte. Der Grund: Es ging um Energieeffizienz und Ergonomie! Denn 8 oder zehn Stunden schmieden im Produktionstempo laugt aus da ist jede Erleichterung gut und notwendig.


Der Vorschmied steht immer auf der vom Stauch/Voramboss abgewandten Seite! Dadurch steht man immer nah am Amboss. Bei üblichen Arbeiten wie Spitzen, Breiten etc. ist der Blick des Schmiedes immer auf auf das Rundhorn bzw. Gesenkloch (vk) gerichtet. Der Hammer arbeitet parallel zur Bahn, das Werkstück liegt rechtwinklig zur Bahn... (Siehe dazu auch Hundeshagen: "Der Schmied am Amboss" Der Stauch zeigt immer in Richtung des Zuschlägers. Da beim Stauchen die Schläge möglichst bis zum Kern des Werkstückes wirken sollen, ist große Kraft von nöten! Da bringt man das Werkstück näher an den schwereren Hammer heran. Das erleichtert dem Zuschläger den ohnehin schweren Job.

Eine gewisse Standardisierung beim Arbeiten ist notwendig! Außer man krebst nur alleine in seiner Hobbiewerkstatt durch die Gegend. Klar das Ergebnis zählt am Ende schon, aber für die Profis und Schmiedeteams ist es wichtig, dass jeder seinen Platz kennt und seine Arbeit effizient erledigt. Wenn ich jedesmal erst lange erklären muss oder meine Kollegen befragen muss wie sie im Team arbeiten ist der Tag vorbei noch ehe die Arbeit getan ist. Und um Schmiedearbeit bezahllbar zu halten spielt die Zeit eine große Rolle.

26. Dezember 2012 um 13:27
Habe in nem alten Fachbuch hierzu gelesen.. also zu dem Aufstellen des Ambosses das dieser fest (also nicht wackelnd) aber besser nicht fixiert auf dem Block stehen soll, um ihn für ggf. anfallende Arbeiten anders positionieren zu können.. also.. wurscht wie er steht, hauptsache so das man dran vernünftig arbeiten kann.

Achja.. in dem Fachbuch stand auch das der Ambosshauklotz so n 1m eingebuddelt sein sollte um mal richtig gut zu stehen :)
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.