7. Dezember 2012 um 17:27
Hallo,

@aeglos: jetzt hab ich es verstanden. Ideal wäre jetzt eine Erklärung, warum das so ist, dass versuch ich mal rauszukriegen;)

Es war mir zwar bekannt, dass z.b. die Festigkeit zwischen 20 und 300 Grad bei Stahl steigt, bevor sie abnimmt, dass es aber auch Versprödungen in derartigem Ausmaß gibt, war mir neu.

Also danke fùr die Aufklärung.

Grüße,

Martin
7. Dezember 2012 um 18:01
Ich kann mir nicht vorstellen dass ein Amboss , arbeitet man mitten auf der Bahn probleme bekommt. Ich würde mir aber niemals trauen, auf einem meiner kleinen Ambosse auf dem feinen Rundhorn massiv zu hämmern. Das gleich gilt für meinen Federhammer, welcher wie alles von meinem Schmiedezeug zwar Überdacht aber draussen steht. 

Wenn es wirklich unter Null ist, nehme ich meine Gaskanone (Gasgebläselüfter?) und richte die eine halbe Stunde auf den Federhammer und den Amboss. Dies ist umso wichtiger für den Federhammer  über den ich ausserdem eine Plastikplane werfe damit die warme Luft auch alle Teile erreicht und das Fett auch wirklich weich wird.

Gruß Rom.

 
7. Dezember 2012 um 21:10
Amboss vorwärmen bei starken minusgrade kenn ich auch aus Erzählungen, ich selbst friere aber auch nicht gern weshalb ich sowieso meine Werkstatt heize also hab ich da kein Problem.

Tschau Torsten
8. Dezember 2012 um 09:47

Moin,

also auf der Meisterschule hat der Lehrer uns erzält das bei minus Graden ein Horn mit den Vorschlaghammer abgehauen werden kann. Nur ab wieviel grad weis ich nicht mehr.

 

Grüße und gute Gedanken

Meine Modellbau Seite 

Meine schmiede Seite

8. Dezember 2012 um 19:05
Hallo Martin,

ich versuchs mal ein bisschen zu erklären, ist aber nicht unbedingt trivial.

Wir haben bei ein und demselben Stahl zwei unterschiedliche Bruchverhalten auf die gleiche Beanspruchung erfasst.

Wenn man sich jetzt die Bruchflächen der Proben ansieht bemerkt man folgendes: Bei Raumtemperatur ist die Probe mit großer plastischer Verformung gebrochen. Die Bruchfläche ist faserig und matt. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen bestätigen, dass auch auf atomarer Ebene lokale, mikroskopische Einschnürungen (wie bei einem Zugveruch) stattgefunden haben. Hier hat ein so genannter Gleitbruch stattgefunden. Der Bruch läuft unter Abgleiten der Kristalle entlang der mit Atomen am dichtesten besetzten Ebenen unter Schubspannungen an sehr vielen Stellen gleichzeitig ab, bis kein tragender Querschnitt mehr vorhanden ist.

Bei tiefen Temperaturen ist die Probe ohne makroskopische plastische Verfomung gebrochen. Die Bruchfläche ist glitzernd, die Kristalle sind spröde gesplittert. Dieser Bruch ist ein Trennbruch. Bei dem Trennbruch stehen die Normalspannungen senkrecht zur Bruchfläche und überschreiten die Bindungskräfte.

Vereinfacht gessagt kann man annehmen, das Gleit und Trennbruch gewisse Energien überwinden müssen. Die Bruchenergie für Gleitbruch ist temperaturabhängig, die für Trennbruch nicht. Ein Bruch tritt immer dann ein, wenn die niedrigere der beiden Bruchenergien durch äußere Beanspruchung aufgebracht wird.

Die Temperaturabhängigkeit des Gleitbruchs ist über Versetzungen zu erklären. Bei niedrigen Temperaturen werden Versetzungen und somit plastische Verfomungen behindert, der Gleitbruch kann nicht eintreten. Bei der Blockierung von Verstzungen spielen auch Fremdatome auch eine gewisse Rolle, ich kenn mich damit aber nicht besonders aus.

Ich hoffe das ist einigermaßen versätndlich.
8. Dezember 2012 um 19:54
Ganz schön schräg was da alles hinter meinem Rücken abgeht

Dank für die aufklärenden Worte.
Gruß Rom. 
8. Dezember 2012 um 21:29
Hallo Zusammen,

Kälte und Stahl vertragen sich also, auch wissenschaftlich begründet, nicht. Vielen Dank an Aeglos für die guten und ausführlichen Erklärungen!!!

Nur fehlt mir in der Disskusion der Bezug zur Praxis....
Zum einen wissen wir dass bei kalten Temperaturen der Stahl in einen Bereich rein kommt, in dem er schneller bricht. Welche Temperaturen konkret Probleme machen ist mir allerdings noch nicht ganz klar.
Auf der anderen Seite gibt es wenig Vorschläge seine Werkzeuge zu schützen (abgesehen von einer beheizten Werkstatt bei der man das Problem eh nicht hat).

Also kennt jemand Methoden seine Werkzeuge zu schützen? Wie haben die Schmiede das früher gemacht?
Ich denke auf, dass Schmieden es bereits sehr früh klar geworden ist dass die Kälte der Festigkeit des Stahls schadet. Aber was wurde dagegen unternommen, bezogen auf das Problem mit dem Amboss??

Auf jeden Fall eine sehr interessante Disskusion und viele gute Beiträge! Weiter so!!

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 8. Dezember 2012 um 21:30, Wilhelm Weyer
8. Dezember 2012 um 22:03
Hey Willi,

Bezug zur Praxis kann ich dir leider nicht geben. Literaturwerte habe ich nicht und halte ich auch nicht für sinnvoll. Es nützt nichts zu wissen, dass bei einer Temperatur T0 nur noch eine Kerbschlagarbeit von 10 Joule bei einer speziellen Probengeometrie gemessen wurde.

Wie schon einige Leute angemerkt haben: Einfach einen Gang runterschalten, nur mit Handhammer an "kritischen" Stellen arbeiten und bei -20°C einfach mal zu Hause nen warmen Kakao trinken und ein Buch lesen. Das haben glaube ich auch die Altvorderen gemacht. Wobei da auch ganz andere Ambossgeometrien auf uns zukommen.

Wenn dein Amboss nicht schon irgendwo Risse zeigt oder ganz fieß klirrt sollte so eigentlich nichts passieren.
9. Dezember 2012 um 09:39
Zu diesen Thema ist mir gestern auf den Weihnachtsmarkt die Biegegabel zersprungen!
Biegegabel aus C45 komplett geschmiedet für 20er Material seit drei Jahren im Einsatz, ist gestern in vier Teile zersprungen.
Es hat so etwa minus 10°, da krachte sie mir doch auf die Kante der Amboßglocke und zerbrach.
Alles saubere, feinkörnige Bruchflächen!

Vielleicht sollte man sein Werkzeug doch etwas vorwärmen!

Das vorgewärmte macht sich auch besser an den Fingern,
so dann auf zum Werkzeug anwärmen!
Gruß Reiner        
Reiner


Man sagte, ein Schlosser habe erst dann ausgelernt, wenn alle 10 Finger gleich lang seien.

Grenzlandschmiede, meine Arbeit
9. Dezember 2012 um 12:06
Hallo Schmiedefreunde,

diesen Artikel habe ich erst Heute entdeckt sonst hätte ich mich auch schon früher an der Diskussion beteiligt.
Es steht sehr viel Wahres in den Beiträgen.
Die Beiträge von aeglos sind wissenschaftlich nachgewiesen.
Bei der Kurve mit dem Steilabfall  (Belastungskurve sein erster Beitrag in diesem Bericht) ist die Temperatur nicht erwähnt oder ich kann mich nicht daran erinnern. Der Steilabfall beginnt bei +4°C und fällt bis -4°C das heißt daß in diesem Bereich die Kerbschlagarbeit sehr stark abnimmt.
Die Entdeckungszeit der Kerbschlagarbeit ist mir nicht bekannt, ist aber vor meiner Zeit als Maschinenbauer passiert.

Als erste sind es die Werkzeuge auf Bohrinseln gewesen, die aus unerklärlichen Gründen bei normaler Belastung gebrochen sind. Z.B. Gabelschlüssel SW 80 bei normaler Belastung ohne Hammerunterstützung aber bei minus 20° C.

Als nächstes waren es Schiffe, die die aufmerkasmkeit erregtre , die in nördlichen Breitengraden einfach auseinander gebrochen sind. Wassertemperatur unter +4°C . Das hat dann einen schlauen Weltbürger auf den Plan gerufen. Er untersuchre die ganze Geschichte und entdeckte den Steilabfall, der sich zwischen + 4 C und -4° C abspielt.
Er kaufte die Schiffe, die vom GL (TÜV für Schiffe) aus dem Verkehr gezogen wurden zum Schrottpreis auf, schleppte sie in südlichere Zonen (Südlich vom 48 sten Breitengrad Wassertemperatur über +4°C motzte sie als Kreuzfahrtschiffe auf und setzte sie zwischen den 48 sten Beeitengraden Süd und Nord als Kreuzfahrtschiffe ein. Nach der Beweisführung über die Kerbschlagarbeit bei dem  GL konnten die Schiffe wieder eingestzt werden. Jetzt war er stinkreich. Er haztte es eben drauf.
Zu unserem Problem zurück: Ambosse sind sehr massiv. haben aber auch schwachstellen. Die angeschweisstenHörner. Werden diese mit großen Hammerschläge belastet so kann es durchaus pessieren daß ein Horn abbricht. Mei Opa hatte so einen Fall da mußten im Winter Wageachsen ausgeschmiedet werden, das wird aus Vierkanteisen zB 60x60  auf Rund Ø 50 bis Ø 45 mm konisch ausgeschmiedet, das mit zwei Zuschlägern und da ist es passiert, das Horn brach ab.

Und wie in einem vorigen Beitrag die Fa. Refflinghaus auch schon sagte Amboßkanten sind besonders gefährdet.
Ich selbst habe bei einem alten Amboß die Kanten nachgeschweisst, mit den entsprechenden Elektroden, dazu stellte ich den Amboß im Sommer in die Sonne, die das vorwärmen übernahnm. Die angeschweissten Kanten halten wie die Originalkanten.
Ambosse sind meißt aus billigeren Grundstählen mit aufgeschweisster Amboßbahm für Schlagarbeit bei Raumtemperatur ausgelegt.
Stähle fur Baumaschinen werden für Minisgrade ausgelegt.

Nun zum Schluß. Wollt ihr auf der Amboßkante, im Winter bei minus Temperaturen arbeiten solltet ihr vorwärmen. (ganzer Amboß mindestens +5° C ) bei schweren Arbeiten mit Vorschlaghämmern auch vorwärmen. Um auf Mittelaltermärkten Nägel zu schmieden würde ich einen scharfkantigen Setzstöckel verwenden.

Was machen eigentlich Wintersportler vor den Abfahrten? richtig sie wärmen sich vorher auf um Knochenbrüche zu vermeiden. Unsere Väter mußten sich nicht aufwärmen, das geschah beim Aufstieg ohne Lifte.

Schöne Grüße an alle.

Gerhard
9. Dezember 2012 um 13:01
Guter Bericht Gerhard!

Gruß Rom. 
10. Dezember 2012 um 16:48
Sehr Interessanter Bericht, danke auch von mir!!!

Ich könnte mir Vorstellen das das früher ganz einfach gelöst wurde, sowie ich es aus Erzählungen auch kenne!

Der Lehrling mußte einfach min. ne std. früher anrücken und die Werkstatt heizen, oder zumindest das Feuer entfachen.
6Tage die Woche waren eine normale Arbeitszeit, da kühlte eine Schmiede eigentlich nie völlig aus.

Wenn ich mein klassiches Schmiedefeuer anheize so dauert es etwa ne gute std. und die Strahlungswärme hat Amboss und Lufthammer, die  ja eh na am Feuer stehen, bereits soweit aufgewämrt das sie sich nicht mehr kalt anfühlen.

Allerdings hab ich schon viele Ambosse mit abgerissenem Horn gesehen und das wäre eine gute Erklärung dafür. 

Just my 5Cent.

Torsten