Wenn Du den "reellen" Wert eines historischen Ambosses ermitteln möchtest: Nimm Dein historisches Wunschmodell und bitte einen Fachmann Dir ein Replikat herzustellen. Der Preis der dafür verlangt wird dürfte der "reellste" sein. Es handelt sich dann nicht um ein historisches Original mit "surrealem" Preisaufschlag.
Aber damit haben wir ja dennoch nur den heutigen Wert einer historischen Rekonstruktion. Vor allem dürfte dann der Preis des Originals um Längen überschritten werden, wenn wirklich vollständig mit historischem Material und Gerät gearbeitet werden soll.
Ein Handwerker benötigt ein funktionierendes Werkzeug. Dieses kann mit modernen Methoden relativ günstig neu hergestellt werden (2,5k€ ist doch preiswert?! - ich könnte jedenfalls nichts vergleichbares machen für das Geld - ist halt sehr relativ...). Dagegen sind die gebrauchten Ambosse ja dann sogar doch relativ billig?
Eben drum, heute sind Ambosse doch nicht teuer, außer man schaut aus der Perspektive des Sammlers und Hobbyisten. Warum sollte dann der Preis eines vergleichbaren Ambosses vor 300 Jahren so exporbitant größer gewesen sein?
(Muss ich mich schämen für meine sinnlose Anhäufung von Ambossen?)
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass eine Anhäufung von Ambossen sinnlos sein kann! :)
Es dürfte aber wohl, im Vergleich zu heutigen Methoden, ein gewaltiges Projekt gewesen sein. ...das mit dem Preis für ein Haus halte ich aber auch für sehr gewagt...
Wir dürfen nicht vergessen, dass Ambosse bis vor relativ kurzer Zeit ja nicht diese Brocken waren, die wir heute nutzen. Im Frühmittelalter sind uns große Ambosse, wenn überhaupt, nur äußerst selten bekannt. Ich kenne aktuell kein Beispiel. Gegenwärtige Forschungsmeinung ist, dass man dafür große Steine verwendet hat.
Schreiten wir zeitlich weiter, bekommen wir so wunderbare Errungenschaften wie die Vorläufer des Hochofens und große wasserkraftbetriebene Hämmer. Damit kann natürlich dann auch der Amboss größer werden.
Dem interessierten Leser sei das Heftchen "Ambossformen" von Josef Moos empfohlen Erschienen im Verlag Hephaistos. Darin gibt es ein längers Vorwort von Josef Moss zum Thema Ambosse, sowie dutzende Abbildungen diverser Ambosstypen, wohl entnommen aus einem historischen Katalog der Fa. Refflinghaus.
Von dem Heftchen war ich ziemlich enttäuscht. Die vergrößerten Abbildungen aus dem Katalog sind zwar nett, aber das Vorwort ist meines Erachtens wertlos. Josef Moos behauptet und schlussfolgert viele Dinge, belegt aber nichts davon in irgendeiner Form mit Quellen oder Literatur. Im Grunde tradiert er Vorstellungen und Mythen, ohne Handfestes zu liefern. Von den Rechtschreibfehlern ganz zu schweigen.
Die Diskussion ist aber wirklich endlich mal wieder spannend, lange war hier ja tote Hose. Vielleicht kann man das Ganze auch in ein "Mythos Amboss" o.ä. Thema auslagern?
Viele Grüße und einen schönen Sonntag!
Zuletzt bearbeitet: 27. Juni 2021 um 12:00,
Julian