Beil Härten

20. September 2011 um 20:05
Hallo zusammen,

 

ich habe ein Problem mit einem Beil das ich kürzlich geschmiedet habe. Ich habe aus einem 25er Vierkant (Baustahl) alles ausgeschmiedet. In die Klinge hab ich vor dem Breiten ein Stück alte Feile als Schneidleiste eingeschweißt.
Wie härte ich so nen Quatsch am bessten?
Die Feile hat ja einen recht hohen Kohlenstoffgehalt. Von daher würde ich schonmal bei nicht zu hoher Temperatur in Öl abschrecken. Anlassen zwischen 230°C und 270°C.
So würde ich es spontan machen. Was habt ihr für Erfahrungen?

Ich fänds schade wenn das gute Stück nachher nichtmal zu gebrauchen ist.

Freu mich auf eure Vorschläge
Willi

 

Hier ein Bild davon:

 

CIMG8987.jpg

www.schmiedekunst-weyer.de
20. September 2011 um 20:42
Hi Willi.
Ich würde das ganze erstmal ordentlich spannungsfrei glühen. Speziell bei Feile kanns sonst Härterisse geben. Wenn möglich die Schneide (ab dem Haus) gleichmäßig auf ca. 800 Grad erwärmen, dann in Öl (60- 70°)abschrecken und von Innen anlassen. Müsste eigentlich eine feine Schneide ergeben.
Ansonsten gute Arbeit.

Lg

Walter
20. September 2011 um 23:34
Hallo Willi

Ich würde so vorgehen: Erstmal spannungsfrei glühen wie Walter schon gesagt hat. Dann das ganze Beil langsam auf ca. 800°C erhitzen (Bei 723°C wird der Umwandlungspunkt erreicht wo das Gefüge von Perlit in Austenit umklappt. Ab da ist der Stahl nicht mehr magnetisch. Unter dieser Temperatur ist kein vollständiges Härten möglich.) Dann nur die Schneide in warmes Öl eintauchen und im Öl hin und herschwenken bis der eingetauchte Teil die Öltemperatur erreicht hat. Dann rausnehmen und warten bis die Hitze aus dem nicht eingetauchten Teil des Beiles in die Schneide zurückgewandert ist. Wann das ist, ist Gefühlssache. Dann das ganze Beil in Handwarmes Wasser tauchen, fertig.
Grüsse, Thomas
Zuletzt bearbeitet: 20. September 2011 um 23:35, Thomas Hohmann
22. September 2011 um 20:41
Hallo zusamm!

Natürlich ersteinmal danke für eure Antworten. Ganz geholfen ist mir damit allerdings noch nicht. Dass ich die Schneide vom Haus her langsam anlasse, ist soweit in Ordnung. Vielleicht habe ich auch meine Frage falsch formuliert. Mein Problem is eher welche Härtetemperatur (wurde von euch genannt) und welche Anlasstemperatur ich brauche damit die Schneide bei so hohem Kohlenstoffgehalt nicht zu spröde wird.
Außerdem: Wie glühe ich am besten spannungsfrei?? (hab sowas noch nie gemacht)

Besten Dank
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
24. September 2011 um 14:07
Spannungsfrei glühst du indem du das Beil auf ca. 600- 680°C erhitzt (unterhalb der Umwandlungstemperatur). Haltezeit ca.2Stunden, dann langsam abkühlen lassen.
Wenn dir das vom Haus her anlassen zu unsicher ist, kannst du auch beim Härten das ganze Beil eintauchen und anschließend bei  200°C eine Stunde in den Backofen legen. Lieber länger mit niederiger Temperatur anlassen, als kurz mit hoher Temperatur. Auch hier nach dem Anlassen in handwarmen Wasser abschrecken.
Grüsse Thomas
25. September 2011 um 12:07
Genau das wollte ich hören.
Ich werd mein bestes geben und hoffe dass das klappt.

Danke für die Anleitung.
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
26. September 2011 um 09:18
Sorry Mila,

aber dein Tipp, das Ding komplett durchzuhärten und bei 200°C anzulassen, mag für die Schneide eines Messers klargehen, ein Beil gehört deutlich höher angelassen (imo 280°- 300°C) zumal das Haus nochmal erherblich weicher zu sein hat (Anlasstemperatur imo 450° - 500°C), damit einem die ganze Geschichte nicht schon bei den ersten Schlägen (ich denk da an garstiges, astiges Hartholz...) um die Ohren fliegt.

Bei Bergland, Die Kunst des Schmiedens, S.130f, ist die Wärmebehandlung eines Beils hinreichend beschrieben.
Bei Bedarf kann ich die betreffenden Seiten einscannen und per Email als pdf zur Verfügung stellen.

Nix für Ungut, aber wenn man´s nicht besser weiß, sollte man recherchieren oder mit solch gefählichen Tipps hinterm Berg bleiben,
splitternde Beilköpfe machen ganz schön Aua.

Dom
Zuletzt bearbeitet: 26. September 2011 um 09:23
27. September 2011 um 17:29
Nachdem Willi sein Beil bis auf die Schneide aus ganz profanem Baustahl geschmiedet hat, wird einem das Teil vermutlich nicht gleich um die Ohren fliegen. Die Schneide sollte aber in der Tat höher angelassen werden. Eine Feile als Werkstoff ist für so ein Werkzeug wohl eher suboptimal.
31. Mai 2012 um 14:28
Um das Haus musst du dir keine Sorgen machen, Baustahl härtet im Normalfall nicht, wegen des geringen Kohlenstoffanteils. Bei der Schneide wäre es gut den Stahl zu kennen und zu wissen, ob er Öl oder Wasserhärtend ist. Ggf. würde ich das mal mit dem Rest der Feile ausprobieren, wenn das damit klappt, sollte es auch an der Schneide gehen. Das härten und anlassen kannst du handhaben wie du willst. Da in deinem Falle eh nur die Schneide härtet kannst du es entweder ganz abschrecken und dann anlassen, oder halt mit der Hitze im Haus arbeiten. Wie hart du den Stahl härtest/lässt ist dein Ermessen, je nachdem, für welche Arbeit die ausgelegt sein sollte. Ich würde sie nicht zu hart machen/lassen denn bei Hartholz können die dann Teile von der Klinge heraus splittern. Aber der Kopf wird dir mit Sicherheit nicht explodieren, so wie dir das Dom prophezeit hat
31. Mai 2012 um 15:40
Baustahl ist nicht gleich Baustahl,in manchen Listen ist er mit bis zu 0,5 C-Gehalt gelistet.

Gruß Maik
Homepage
31. Mai 2012 um 17:05
Hallo Leute,

also ich seh grad dass dieser Beitrag wieder fortgeführt wurde.
Ich hab das schon vor Ewigkeiten fertig gestellt.
Es ist schon eine ganze Weile her aber ich glaub ich hab damals dann in Öl gehärtet so irgentwo um 800° rum und anschließend bei 250° ne Stunde im Baackofen angelassen.
Das Beil wird zwar nich allzu oft benutzt, aber bis jetzt hält die Schneide gut und es ist auch noch nix passiert.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
31. Mai 2012 um 18:38
Dadurch gibt es doch zumindest einen Zwischenbericht und Neulinge können davon profitieren.

Gruß Maik
Homepage
31. Mai 2012 um 20:39
Hallo Freunde,
Beilschneiden härten ist relativ einfach.
Gehärtet wird nur die Schneide, ca. 2-3cm  davon.
Erhitzt wird auf Rotglut ca. 10cm tief , dann ablöschen im Regenwasser 20°C  ,aber nur das Schneiden vorderteil, dann herausnehmen und von hinten die Wärme vorziehen lassen bis Schneide strohgelb wird .
(kurz hinter der Schneide nach dem schmieden eine blanke Stelle anbringen , wo man die Farbe dann schön sieht)
Man kann auch die Ganze Axt erwärmen - kein Problem.
Ist die Farbe gelb in die Schneide gelaufen - alles ablöschen.
Das ist die klassische Art für verstählte Schneiden, in die Axt wird ein Stück Kohlenstoffstahl  C60 o.ä. eingeschmiedet, der Rest ist aus zähem Baustahl.
So wars früher - und es war völlig ausreichend, man konnte hinten auf die Axt auch mal draufhauen, ohne das sie riss.
Wer kein Regenwasser hat - sauerstoffarm , Leidenfrostsches Phänomen  - kann auch dünnes Öl nehmen, Raumtemp.
sollte reichen.
gruss fritz
31. Mai 2012 um 20:42
Hallo,
hier ist ja ein interessantes Fass aufgemacht worden.

Mal ein paar Zitate.

aber dein Tipp, das Ding komplett durchzuhärten und bei 200°C anzulassen, mag für die Schneide eines Messers klargehen, ein Beil gehört deutlich höher angelassen (imo 280°- 300°C) zumal das Haus nochmal erherblich weicher zu sein hat (Anlasstemperatur imo 450° - 500°C), damit einem die ganze Geschichte nicht schon bei den ersten Schlägen (ich denk da an garstiges, astiges Hartholz...) um die Ohren fliegt.

Nix für Ungut, aber wenn man´s nicht besser weiß, sollte man recherchieren oder mit solch gefählichen Tipps hinterm Berg bleiben, splitternde Beilköpfe machen ganz schön Aua.

Das läßt mich unweigerlich ans Blaue Fachforum denken
Es gibt immer Leute die alles und vor allem alles besser wissen.

Nachdem Willi sein Beil bis auf die Schneide aus ganz profanem Baustahl geschmiedet hat, wird einem das Teil vermutlich nicht gleich um die Ohren fliegen.

Um das Haus musst du dir keine Sorgen machen, Baustahl härtet im Normalfall nicht, wegen des geringen Kohlenstoffanteils.

So kenn ich das hier und so gefällt es mir

Baustahl ist nicht gleich Baustahl,in manchen Listen ist er mit bis zu 0,5 C-Gehalt gelistet.

@ Maik, natürlich hast du Recht damit
 - aber, ich unterstelle mal, genau so wie Daniel und Sebastian das auch getan haben, dass es sich bei Willis Baustahl um Standart also S235 (ST37) bzw. E355 (ST52) handelt.(Sonst hätte er bestimmt drauf hingewiesen, wenn es was anderes wäre)
Bei diesen beiden Stählen wird um die Schweißeignung sicher zu stellen darauf geachtet, das der C gehalt unter 0,22%
liegt. Das heißt, der härtet nicht einfach auf.

Mit anderen Worten - lasst uns doch bitte weiterhin so reden wie uns der Schnabel gewachsen ist und nicht jeden Satz dreimal überdenken müssen, bevor wir ihn schreiben.
Und lasst uns doch weiterhin versuchen uns gegenseitig zu verstehen.

Auch ich nenn das noch Zollstock und Schraubenzieher statt Giedermaßstab und Schraubendreher.

Eines der besten Beispiele sich in Kleinigkeiten zu verlieren ist das hier.

Nieten

Mit freundlichen Grüßen,
euer durch diesen Beitrag nachdenklich gewordener
Heinz
31. Mai 2012 um 21:01
@ Heinz


Das läßt mich unweigerlich ans Blaue Fachforum denken Es gibt immer Leute die alles und vor allem alles besser wissen.

Warscheinlich auch der Grund warum sich hier die Leute gerne Treffen!


Ingo

 
http://naabtal-klinge.de/

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Zuletzt bearbeitet: 31. Mai 2012 um 21:05, Ingo Müller