Amboss von Söding&Halbach von 1906

22. Mai 2021 um 15:38
Alex,

meinst Du damit, dass Ambosse im Laufe ihrer nutzbaren Zeit härter und damit spröder würden? Das wäre neu für mich. Einen metallurgisch erklärbaren Ansatz sähe ich nur in einer Kaltverfestigung, aber die geht nicht so tief in das Material hinein.

Allerdings beobachte ich, dass viele Hobby-Schmiede ihre Hammerköpfe nicht auf 280°C anlassen, damit sie nicht ganz so hart sind wie die Ambossbahn. Stattdessen wird mit besonders harten (oft nicht einmal passend geschliffenen) Steinbruch- und Maurerfäusteln auf dem Amboss herumgeklopft, was bei unzureichender Präzision natürlich Spuren (= Dellen) hinterlässt, nicht aber notwendigerweise ausgebrochene Kanten. 

Freundliche Grüße

Jean

Kohleesse-Setup für Damast oder eher gescheite Gasesse?

20. Mai 2021 um 22:16
Martin,

man kann durchaus mit einer Holzkohlenesse Feuerschweißungen machen. Das haben die Wikinger und davor auch die Kelten schon gekonnt. Wichtig: Eine Holzkohlenesse darf nicht flach sein; sie sollte deutlich tiefer als eine Esse für Schmiedekohle sein und zudem steilere Wände haben.

Gegen Fettnusskohle ist zum Feuerschweißen ebenso wenig einzuwenden. Das Märchen vom Schwefel hält sich zwar, aber wenn man es richtig macht (abrauchen lassen), besteht da keine Gefahr.

Eine Gasesse muss man mögen - es ist Geschmackssache, ob man die höheren Kosten und das ständige laute Fauchen auf sich nehmen will. Die Abgase darf man auch nicht übersehen. Viele Gasessen verschleißen innen durch das Borax sehr schnell. Zudem sollte eine Gasesse keine 'offenen' Keramikfasern haben, sondern mit Feuerbeton beschichtet sein. Deine schönen rosa Lungenflügel mögen die Fasern nicht so gern....

Eine geschlossene Gasesse funktioniert nicht. Die Gase müssen ja irgendwohin!

Freundliche Grüße

Jean 

Gruß aus dem Münsterland

20. Mai 2021 um 21:55
Thomas,

eine Luppe oder 'Ofensau' ist das, was in einem Rennofen nach einem Verhüttungsprozess übrig bleibt. Auch ein nicht vollständig reduzierter 'Klumpen' im Ofen wird so genannt. Man findet in aller Regel keinen schönen sauberen Eisenschwamm, sondern meist einen nicht vollständig reduzierten Rennofeninhalt. Meist wird man nicht erfahren, warum die Ofenreise nicht zu Ende geführt wurde; es gibt viele Gründe: technische Mängel am Ofen (häufig), Brennstoffmangel, Unwetter, Krieg/Überfall usw.

Solche Luppen bestehen häufig aus nicht reduziertem Erz, Eisen (bereits reduziert), geschmolzener Schlacke, Holzkohleresten, manchmal kleinen Steinchen, gebrannte Ton- bzw. Lehmreste usw.

Da das Roherz und das Eisen in die Schlacke eingeschmolzen sind (verglast), kommt man an das Material nicht heran. Man kann die Luppe also nicht einfach in einem Rennofen weiter verhütten. Die einzige (theoretische) Möglichkeit wäre, sie puilverfein aufzumahlen, dann könnte man nochmals starten. 

Dieses Problem hat man auch in der Eisenzeit schon gekannt, und deshalb hast Du die Luppe auch gefunden. Der Aufwand, einen neuen Rennofen zu bauen und zu fahren, ist geringer, als die Luppe aufzubereiten.  Daher findet man solche Luppen aus allen Zeiten, in denen Rennöfen im Gebrauch waren, und das geht bis weit nach der Einführung der ersten holzkohlebetriebenen Hochöfen.

Es ist jedenfalls ein schönes Fundstück, und wenn Du die zuständigen Archäologen fragst, wird man Dir vermutlich auch eine Altersangabe zu den dazu gehörigen Siedlungen machen können.

Freundliche Grüße

Jean 

Zuletzt bearbeitet: 20. Mai 2021 um 21:59, Jean Collin

Amboss von Söding&Halbach von 1906

20. Mai 2021 um 18:44
"Man sieht viele ältere Ambosse mit ausgebrochenen Kanten. Ich würde daher nicht unbedingt von einem Fehler bei der Herstellung ausgehen, sondern eher von fehlerhafter Behandlung des Ambosses!...."

Darin sehe ich keinen kausalen Zusammenhang. Woraus schließt Du denn auf fehlerhafte Behandlung, wenn viele Ambosse ausgebrochene Kanten haben? Was könnte man denn da falsch gemacht haben?

Ich muss doch bei (m)einem Amboss auf der Kante schmieden können, z.B. beim Absetzen! Wenn er das nicht verträgt, ist etwas am Amboss nicht in Ordnung. 

Bei den handgemachten Ambossen treten zahlreiche Fehler auf, die einfach durch die mangelnde Temperaturkontrolle bedingt und oft gar nicht vermedbar waren. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man Schweißfehler an oder unter der Stahlplatte findet, abgebrochene (Eck-)Hörner, zu weiche oder zu harte Bahnen usw. Der Fehler, den man am leichtesten korrigieren kann, ist die zu hohe Härtung.

Freundliche Grüße

Jean

Steel guitar

15. Mai 2021 um 00:55
Sehr gute Idee, gerade auch in der Kombination mit dem Gargoyle!

Das Schallloch der Gitarre ist für meinen Geschmack allerdings etwas zu groß geraten.

Freundliche Grüße

Jean

Amboss von Söding&Halbach von 1906

13. Mai 2021 um 19:28
Nadin,

eine Bewertung, ohne den Amboss selbst gesehen zu haben, ist ganz schwierig! 

Sicher ist es ein handgemachter Amboss; er wird unter den Hörnern und unter dem Fuß Vierkantlöcher haben. Das kann ein gutes Zeichen sein, aber solche Ambosse können auch Fehler haben. Bei Eurem ist offenbar die Härtung bzw. das Anlassen mit der Restwärme nicht perfekt gewesen, daher ist die Kante ausgebrochen.

Du kannst die Qualität des Ambosses selbst mit einer dicken Kugellagerkugel prüfen: Wenn Du sie aus ca. 40 cm Höhe auf die Bahn fallen lässt, sollte sie fast genauso hoch zurückspringen. Mit einem Stahllineal kannst Du die Bahn in Längs- und Querrichtung prüfen. Ein guter Amboss ist nicht 'eingeschlagen', sondern (ziemlich) eben. Dass ein Amboss keine Risse haben darf, versteht sich von selbst.

Details kann ich auf den Fotos nicht erkennen, aber wenn er sonst einigermaßen in Ordnung ist, könnte man € 500.-- bis 600.-- als Größenordnung für den Preis ansetzen. Sicher sollte man auch den Preis für einen neuen Amboss mit vergleichbarem Gewicht zur Orientierung heranziehen. Eine Überholung im Ambosswerk (Refflinghaus macht das) kostet auch einiges, ebenso der Transport hin und zurück. 

Ich würde in einem solchen Fall auch immer daraufschauen, wer den Amboss bekommt. Einem engagierten, kenntnisreichen, sensiblen Jungschmied könnte man preislich etwas entgegenkommen, weil er den Amboss vermutlich gut behandeln und erhalten würde, finde ich!

Freundliche Grüße

Jean
Zuletzt bearbeitet: 13. Mai 2021 um 19:30, Jean Collin

Phurba (tibetanischer Dolch) mit dreikantiger Klinge schmieden

6. Mai 2021 um 14:26
Maz,

das Gesenk aus insgesamt drei Rundstangen finde ich gut. Wenn die einzelnen Stangen vor dem Verschweißen konisch abgedreht wären, könnte ich mir vorstellen, dass damit viel zu machen wäre. Wie schon von Holledauer angesprochen, könnten die einzelnen Stangen zusätzlich noch leicht konvex oder konkav geformt sein, dann könnte man jede gewünschte Form realisieren. 

Freundliche Grüße

Jean

Phurba (tibetanischer Dolch) mit dreikantiger Klinge schmieden

5. Mai 2021 um 13:08
Maz,

das ist ja ein ritueller Dolch, der nicht schneiden muss. Die Hohlkehle muss nur angedeutet sein und nicht bis zu der jeweiligen Schneide hochgehen.

Traditionell werden Hohlkehlen bei Waffen nicht geschmiedet, sondern geschnitten (lies: 'gehobelt'). Die japanischen Schmiede bauen sich dafür Ziehmesser, und die Wikinger werden das ähnlich gemacht haben. 

Das Problem ist, dass wir heute stets nach schnellen Möglichkeiten suchen. Früher, als die Zeit noch nicht erfunden war und man nur die Sonne hatte, haben die Prozesse eben so lange gedauert, wie sie gebraucht haben. Nimm Dir also vielleicht die nötige Zeit, die Hohlkehle auszuschneiden oder auszuschleifen - der Vorteil ist die größere Präzision!

Ansonsten ist das ein sehr schönes Projekt, und ich bin gespannt, wie Du das hinbekommst! 

Freundliche Grüße

Jean

Beil in Klapptechnik mit Damastschneide

4. Mai 2021 um 01:07
Guten Tag, Maz!

Eine präzise Antwort fällt mir schwer, dazu müsste ich das Beil eigentlich in der Hand haben. Aber wenn Du bei einem 700 g-Beil ein Auge von 15 x 43 mm (außen) hast, wird es auf der Stielseite nicht so arg viel größer sein. Das ist schon eher zierlich, allerdings hängt das wiederum davon ab, was Du mit dem Beil veranstaltest. Zum Spalten und kleine Bäumchen abhacken kann das bei Robinie und Hickory als Stielholz ausreichend sein, Esche ist etwas weicher. Daher kann ich nicht sicher sagen, ob Du noch weiter aufdornen müsstest. Ich habe hier ein amerikanisches Beil in der Gewichtsklasse (ich müsste es wiegen), das einen so zierlichen Stiel hat und sehr gut hält.

Bei Hammerstielen ist es etwas einfacher. Da gibt es die Empfehlung, dass das Auge von oben und unten so aufgedornt sein sollte, dass die Öffnungen um einen Winkelbetrag von ca. 5° gegenüber einem (gedacht) vertikalen Auge größer sein sollten. Hört sich in Worten weniger verständlich an, als es auf einer Zeichnung wäre. 

Bei einem Beil kann dieses Aufweiten nach meiner Erfahrung etwas geringer ausfallen. Wichtig ist, dass das Stielholz UND der Holzkeil vor der Montage gut getrocknet sind. Der Holzkeil wird mit Leim eingetrieben. Lockert sich der Beilkopf nach einiger Zeit, nimmt man zum Nachkeilen einen Weicheisenkeil. 

Viel Erfolg und freundliche Grüße

Jean

Damast-GYUTO (mein erster Damast)

4. Mai 2021 um 00:33
Hi Maz,

das sieht doch sehr schön aus! Mir gefällt der Damast gut, er ist abwechslungsreich. Der "Knick" ist in der Tat nicht so schön, aber das kannst Du ja schon beim nächsten Messer ergonomischer gestalten.

Die Form ist übrigens nicht die eines GYUTÔ (nicht Gyoto), sondern eines SANTOKU - beide quasi Universalmesser in der japanischn Küche! Der Griff sieht sehr sauber gefertigt aus. 

Mein Glückwunsch!

Freundliche Grüße

Jean

Söding & Halbach Gewichts- bzw Nummernangabe

30. April 2021 um 01:41
Wenn meine Antwort Dich nicht zufriedenstellt, frag' doch einfach mal einen Ambosshersteller und berichte dann hier, was Du erfahren hast. Das ist sicher für alle interessant. 

Freundliche Grüße

Jean 

Beil in 'Klapp-Technik' mit Damastschneide

30. April 2021 um 01:35
Mazdautel,

das Werkzeug ist ein Lochdorn.

Stiele brechen oft im Auge, wenn sie nicht gut angepasst wurden, wenn im Auge noch Grate vorhanden waren, die nicht sauber verfeilt wurden, und wenn der Druck im Stielholz durch zu dicke Keile zu hoch war. Dann werden die Holzfasern gequetscht, und je nach verwendeter Holzart bricht der Stiel früher oder eben später.

Freundliche Grüße

Jean

P.S. Beile sind keine Äxte

Söding & Halbach Gewichts- bzw Nummernangabe

29. April 2021 um 13:34
Vor Jahren hat mein Mentor mir das so erklärt:

Handgefertigte Ambosse wurden nach Modellen und ungefähren Größen hergestellt. Man wusste grob, wenn ein Amboss so und so groß ist, wiegt er ungefähr so und so viel. Gewogen wurde nie, dafür gab es keine Einrichtungen. Variationen gab es ohnehin durch Stauch und ggfls. den Voramboss.

Mein Lehrmeister fragte nur nach der Länge über die Hörner und der Höhe, dann wusste er schon: 'Ungefähr 125 kg.'. Zudem waren andere Faktoren ihm wichtiger als das genaue Gewicht, z.B. der Hersteller, das Herstellungsverfahren und die Dicke der Stahlplatte.

Bei fabrikmäßiger Herstellung durch Gießen in Serie werden die Toleranzen im Gewichtsbereich kleiner.

Freundliche Grüße

Jean

Bandsägeblatt

14. April 2021 um 15:29
Während Bandsägeblätter für Holz oft Kohlenstoffstähle in der Art von 1.2002 (= Feilenstahl) sind, wird für Gattersägeblätter der schon oben erwähnte 1.2235 verwendet. Man muss allerdings die Vernickelung (und vor allem auch die manchmal darunter liegende Verkupferung!) vor dem Einsatz abschleifen. 

Bandsägen aus der Metallwertkstatt hingegen können Bimetall oder gar HSS sein, die man nicht gut verarbeiten kann.

Freundliche Grüße

Jean

Federhammersprechstunde

31. März 2021 um 21:53
Vielen Dank für diese hilfreichen Informationen!

Das Standard-Fußpedal meines Hammers ist durch die beiden Balkenlagen des neuen Unterbaus nun gut 30 cm über dem Boden, daher möchte ich das nach unten verlängern.

Meine Schabotte kann ich nicht so einfach drehen, weil sie angeschweißte Anschläge hat, die die Position fixieren. Natürlich könnte man sie abflexen. Diese Verbesserungen kann ich aber immer noch machen, wenn ich mit dem Gerät vertrauter bin und die Grenzen erreicht habe. 

Die Gummiunterlage ist zweischichtig: Förderband und Waschmaschinematte, jeweils gut 10 mm. Mal schauen, was das im Dauerbetrieb bringt. Weitere Matten könnte ich auch später noch darunterlegen. 

Freundliche Grüße

Jean