Die Qualität eines Ambosses erkennen.

15. September 2011 um 17:04
Da diese Frage soweit ich weiss hier schonmal aufkam und generell zu den häufig gestellten Anfängerfragen gehört habe ich hier einen Thread aufgemacht der als Orientierung gelten soll.
Preisorientierungen wären sicher auch nicht verkehrt.

Woran erkennt man einen guten Amboss?

- Die Bahn hat noch aussen schöne scharfe Kanten, sprich keine Abplatzer oder grobe Macken.
- Dasselbe gilt für die Bahn generell, ein zu weicher Amboss zermackt gerne und hat eine zerbeulte Bahn.
- Der Amboss muss Klingen, wenn ihr leicht!!! draufhaut darf es nicht scheppern, das deutet womöglich auf einen Riss hin.
- Der Stahlkugeltest, lasst eine Stahlkugel aus einer definierten Höhe auf die Bahn fallen, springt sie wieder hoch auf fast dieselbe Höhe hat der Amboss eine schöne harte Bahn. Das könnt ihr auch mit einem Hammer prüfen, nehmt ihn am Stilende und lasst ihn leicht!!! auf die Bahn fallen, ihr merkt dann schon wie der, im Idealfall, wieder hochspringt.
- Bei Ambossen gleicher Qualität gilt meist, je schwerer desto besser, wobei auch das Verhältnis überstrapaziert werden kann, ein 300kg Amboss ist wohl genauso geeignet wie ein 200er.

Sollte ich etwas vergessen haben oder mich geirrt haben, ergänzt bitte meine Aussagen. Wie bereits gesagt wären die Anfänger sicherlich auch dankbar für preisliche Einschätzungen. Mein Amboss hat mich 200€ gekostet bei einem Gewicht von 200-250kg, mittelguten Kanten, mittelmässiger Härte und guter planer Bahn. (Der Geheimtipp "Zeitungsannonce" hat bei mir wunderbar geklappt, die irren Ebay-Preise haben mich dazu bewogen eine aufzugeben und ich bekam 4 Amboss angeboten unter denen ich dann meinen ausgesucht habe)

Mfg Pascal

Ps: Noch ein paar Suchbegriffe.
Ambossqualität
Guten Amboss erkennen
Guter Amboss
Zuletzt bearbeitet: 15. September 2011 um 17:08, Buchsenklopper
15. September 2011 um 18:59
Hallo Leute, hier als Ergänzung zu Buchsenkloppers Ausführungen weitere grundlegende Infos zum Thema Ambosse:

Ein gusseiserner Amboss (Grauguss) taucht nur zum tauchen im See, weil das Material zu weich ist und an den Kanten leicht ausbricht. Der Hammer hinterlässt viele Macken auf der Oberfläche! Für einen Gelegenheits-Hobbyschmied mag das ausreichen

Heutzutage werden Ambosse aus Stahlguss hergestellt, welches härtbar ist. Man hat also eine gehärtete Bahn und einen weicheren, dämpfenden Körper. Aber aufgepasst, auch beim Stahlguss gibt es Qualitätsunterschiede, es kommt halt auf die Legierung, sprich chem. Zusammensetzung an.

Ganz füher wurden Ambosse so hergestellt: Amboss schmieden. Diese Ambosse sind wohl die Besten, aber es ist heutzutage schwierig, einen einigermassen gut erhaltenen zu bekommen.

Dann gibt es noch (im Gesenk) geschmiedete Ambosse, z.B. von Peddinghaus PFP. Diese haben allerdings den Nachteil, daß sie ziemlich "Klingeln", was man durch Maßnahmen wie z.B. Magneten dämpfen sollte. Ich bin mit meinem 50 kg Peddinghaus sehr zufrieden!

Viele Schmiedegrüße,

DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 17. September 2011 um 16:14, Martin Hartung / DerSchlosser
16. September 2011 um 12:59
Und was genau bedeutet "dämpfenden" Körper? Geht es dabei um den Klang oder hat das auch was mit der Verformungskraft für das Werkstück zu tun? Der Ambossuntersatz dämpf ja die Schwingungsübertragung. Ich weis durchaus was ein guter Amboss ist, ich möchte nur verstehen warum das so ist und ob bzw. wie ich das auf Werkzeuge übertragen kann. Das gleiche gilt für Hämmer. Ich habe schon mehrere Hämmer auf tradionelle Art hergestellt. Aber ich habe keinen Vergleich zu schlechten oder besonders guten Hämmern und möchte eben wissen wo der Unterschied liegt und was technisch den Unterschied ausmacht.
16. September 2011 um 13:33
Klaus, deine Frage geht in den andern Tread (warum Finne und Bahn, resp. Ambossbahn und nicht der ganze Körper jeweils gehärtet ist über) Sie wurde nach meinem Geschmack am besten von Ines beantwortet, obwohl alle anderen ebenfalls richtig liegen.
Ich antworte zwar jetzt an der gestellten Frage leicht vorbei, aber wie Schlosser richtig sagt "Klingeln" Ambosse aus Stahlguss ziemlich stark.
Das ist zwar nicht die Antwort die du hören möchtest, da du totsicher über einen Hörschutz verfügst aber es geht in diese Richtung.
Man könnte teils sicher grössere Querschnitte durchhärten, der Aufwand wäre grösser aber machbar.
Es ist einfacher Finne und Bahn an einem Hammer per Induktionsfeld auf Härtetemp. zu bringen abschzuschrecke und anzulassen. Ebenso ist dies bei Ambossen möglich soweit sie aus geeigneten Materialien bestehen.
Es ist sogar immer noch billiger eine verstählte Bahn auf einen Gusseisernen Amboss zu bringen.

Aber das ist nicht unbedingt der Grund. Es geht um den Zug. Das heisst einen Schlag abzufangen, resp. die maximale Schlagenergie dem Werk/Schmiedestück zu überlassen.
Dazu darf mal ganz stark übertrieben ausgedrückt nichts federn, dies würde zum Teil die Energie Richtung Hammer zurückgeben , indem das Werkstückt anfängt zu tanzen, resp der Hammer zurückspringt.
Um es mal Bildlich zu erklären wäre es Ideal einen Hammer oder Amboss aus Blei zu machen und auf selbige eine Stahlbahn zaubern, da dies technisch kompletter Blödsinn ist sucht man nach den Idealen Kompromissen zb. nicht gehärtetes Eisen, welches sich durch seine eigene Festigkeit noch nicht verformt.
Oder anders ausgedrückt, eine bewegte Masse sollte möglichst lange durch ein nicht verändern ihrer Lage auf  das zu bearbeitende Werkstück einwirkend.  Tut sie dies indem sie Schlagenergie aufnimmt , und durch eigene Elastizität zu schwingen/Klingeln anfängt baut sie die Energie damit selbst ab, und dies fehlt dem zu bearbeitendem Werkstück.

So das wars , wenn ich auf Deutsch denken würde hättet Ihrs bestimmt verstanden, aber der Wille zählt
Also es geht um ein sattes Padufffffffffffff    UND ZWAR OHNE VERFORMUNG!!!!!, und nicht um s Pling,Pling,Pling .....alles klar? B-)
Übrigends, wusstet Ihr dass Boxer bei einem Treffer auf den Thorax immer versuchen die Luft aus den Lungen zu lassen? Erstens würde sich der gegenüber das Handgelenk auf Dauer ruinieren, zweitens schadet der Schlag durch die leitfähigkeit der eingeatmeten Luft den Lungen, man zieht es vor den Schlag voll zu absorbieren/einzustecken.  Dies als bebildertes Beispiel, da ich es schwierig find dies richtig zu erklären.

Gruss Rom.
Zuletzt bearbeitet: 16. September 2011 um 13:45
16. September 2011 um 13:55
Sehr gute Erklärung Rom. Vielen Dank dafür! Das macht vieles klarer




Zuletzt bearbeitet: 16. September 2011 um 14:10
16. September 2011 um 20:35
Nabend,

als ich meinen 95 Kgler gekauft hab, hatte ich zu Hause festgestellt, das im Vierkantloch, gleich unterm oberen Rand ein paar Schweissperlen residierten. Also hab ich die alte Feile geholt und hab versucht die Kameraden aus der Reserve zu locken. Die Schweissperlen haben aufgegeben, die ältere Feile aber auch, als sie Bekanntschaft mit den Kanten des Ambosslochs machte. Da ging nichts! Rutschte voll drüber. Ich hab dann neugieriger Weise mal die Gedorefeile geholt, die auch blos abrutschte. Das hab ich an ein paar stellen versucht. Nichts ließ sich einfeilen. Zumindest nicht tiefer als ein paar Kratzer. Dafür begannen sich an der Feile gleich ein paar Zähne zu legen.

Ich nehme an, daß die Bahn also gehärtet ist. Die Ecken sind noch schön dran. Die Kanten ziemlich makelos und die Bahn hat schon so manchen Fehlschlag spurlos hingenommen.

Ich hab bemerkt, das bis ca. 2cm unter der Ambossbahn, rund herum wie Rillen in ner Schallplatte sind. Die abstände sind gleich und es sieht für mich so aus, als würden diese durch die Herstellung entstanden sein. Schweissbahn???????

Ich hab, als ich den Amboss kaufte auch den Hammertest gemacht. Den Hammer mit 2 Fingern am Stiel gehalten und fallen lassen. Er hüpfte mir tadellos entgegen.

Er klingt aber auch nicht schlecht. Sauber aber hell. Wie gesagt, ich hab Magneten von Lautsprechern dran, die ich je nach Arbeitsbereich sogar verschiebe, da ich das nicht haben kann wenn er so hell singt da in meiner Halle die Resonanz zu wünschen über lässt.

MfG Ingo

 
http://naabtal-klinge.de/

........ Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe! oder trags mit Ruh - Bist du Amboss, sei geduldig. Bist du  Hammer schlage zu!..........

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Es sind die Fantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler!
16. September 2011 um 22:13
Hoffe das passt hier rein.

Ich hab nächste Woche ein Schauschmieden und hab mir einen Sockel für einen meiner Ambosse gemacht. Es ist der leichteste den ich habe mit gut 80kg. und passt ganz gut ins Mittelalter 

Nach dem ich ihn auf den Sockel gestellt hatte, testete ich den Klang und wie der Amboss auf der neuen Unterlage so zieht. Sehr sehr dumpf, stellte ich fest und irgendwie schluckt der Unterbau jegliche schlagende Energie. Ein wenig klingen sollte er schon, macht sich auch gut beim Schauschmieden.
Ich hatte noch zwei Reste Gummi (Waschmaschinenunterlage), die platzierte ich unter die eigenwillige Form der Ambossfüsse.

Fazit: HELLER Klang, wunderbar und der Amboss zieht wie eine EINS.

Das kann doch jetzt nicht nur auf die Gummiunterlagen zurückzuführen zu sein. Spielen die Ambossfüsse hier auch eine Rolle, denn der Amboss liegt hier nicht auf der gesamten Fläche auf. 

Eigenartiges Ergebnis

Gruß

Ambossunterbau-5.jpg  

Was man nicht tut, geschieht auch nicht
17. September 2011 um 10:28
Je weicher der Gummi, um so leiser wird der Amboss resp. umso besser zieht er.
 Ich habs mal mit 10mm dickem Moosgummi versucht, das war wohl das maximim.
Mittlerweilen habe ich eine 5-6mm Bitumenschweissbahn unter meinem 200Kg Amboss, seitdem ist der mit dem Eichenstock fast verwachsen.

Gruss Rom.
17. September 2011 um 12:59
Hallo !

Ich habe unter anderen einen 200 kg Amboss;sueddeutsche Form.
Der Amboss ist neu und besteht aus Stahlguss.
Am Anfang hat der besagte Amboss wirklich schlimmen Lärm gemacht.(geklingelt).
Ich habe dann schwarzes Slilkikon o.ä unter den Amboss gebracht.
Der Amboss ist nun erheblich leiser und steht auch absolut fest.
Ausserdem kann kein Zunder mehr unter den Amboss wandern.
Da der Amboss aus Stahlguss besteht,hat er von unten wohl auch kein Vierkantloch.Deshalb habe ich die Ecken noch
mit Winkeleisen gesichert.
Gruss
Wolfgang.
17. September 2011 um 16:18
@naabtalschmied: so wie sich das liest, hat Dein Amboss wahrscheinlich eine aufgeschweisste Stahlplatte!
Hast Du eine Ahnung, wie alt er sein könnte? Bis ca. 1956 wurden solche Ambosse hergestellt.
Du wirst daran noch viel Freude haben!

Viele Schmiedegrüße,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
18. September 2011 um 22:11
Ich hab auch einen verstählten also mit aufgeschweißter Platte und würde ihn nie mehr hergeben.
Ich würde das auch so erklähren wie Rom.
Gummi unterm Amboß macht meiner Meinung nach keinen Sinn da es diese guten Eigenschaften zu nichte macht, sprich die Energie landet nicht im Werkstück sondern eher in den Gelenken.

Hab mich damals eingehend mit der Thematik beschäftigt als ich meinen aufgestellt hab.

Er steht auf einem Holzklotz aus dem ich die Fußform so ca. 50 mm tief mit der Oberfräse rausgefräst hab. Da hab ich dann 20 bis 30 mm hoch Blei reingegossen, den Amboss reingestellt und die Ränder vollends mit Blei ausgegossen.

So zieht er perfekt und klingt nicht unangenehm.

Viele Grüße Peter
meine Homepage

Einfach nur schön das Schmiedeleben



19. September 2011 um 20:42
Ich habe in meiner Werkstatt drei Ambosse unterschiedlichen Alters stehen, zwei aus Stahlguss und einer mit aufgesetzter Platte (der ist über 100 Jahre alt). Abgearbeitete Kanten lassen sich mit Hartauftragschweißelektroden gut erneuern. Zwei meiner Ambosse stehen nicht auf einem Holzklotz sondern auf Sand. Dazu habe ich mir je einen Kasten aus 5mm Blech bebaut und in die obere Platte die Kontur des Ambossfußes geschnitten, dann den Kasten auf dem Fußboden befestigt und bis etwa 3 cm unter den Rand mit Sand gefüllt,hernach den Amboss eingesetzt.So sitzt dieser gut und fest. Die Ambosse ziehen auch gut. Bei Schlagen mit dem Hammer klingt der Amboss dumpf. die schont ungemein das Gehör. Die höhen, hellen Töne sind für das Hörvermögen recht abträglich.
Grüße
welud
2. Oktober 2011 um 18:28
Hi Leute,

Hab heute beim Surfen einen interessanten Beitrag zum Thema Ambosse aus Gusseisen gefunden, (leider) auf Englisch:
Gusseisenamboss

Es gibt dort noch viel mehr Informationen zu Ambossen!

Viele Schmiedegrüße,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 2. Oktober 2011 um 18:31, Martin Hartung / DerSchlosser
8. November 2011 um 21:52
Was haltet Ihr von korrodierten Uraltscheunenfunden, die eventuell sogar vergraben waren? Da habe ich auf meiner noch nicht abgeschlossenen Suche nach meinem Amboss welche im Web gefunden. Wie tief geht die Korrosion? Verändert sie die Härte? Läßt sich so ein Amboß noch gut verwenden oder tue ich mir (meinen Gelenken) nur weh damit? Nur für ein teures Dekostück mag ich mir die Schlepperei nicht unbedingt antun...
Wie wichtig ist das Horn des Ambosses (ich habe auch einen ohne Horn gesehen), bzw. welche Einschränkungen betreffend die möglichen Werkstücke hätte ich ohne Horn?
8. November 2011 um 23:35
Ich habe diesen ausgegrabenen Amboss auch gesehen. Ganz ehrlich, lass die Finger davon. Such dir einen Amboss den man gleich gut beurteilen kann - das heißt: Nicht gestrichen, nicht Rostvernarbt, ohne Risse... nicht im Internetauktionshaus.

Es gibt nur einen vernünftigen Grund einen guten Amboss zu vergraben: Um im Krieg zu verhindern dass er einen weggenommen wird. Gib ne Announce in der Zeitung auf. Es gibt noch mehr gute alte ungenutzte Ambosse als man denkt. Die bekommt man dann auch zu einem vernünftigen Preis und oft noch ne Menge Werkzeug dazu.