Gedanken zum Bandschleiferbau...

2. März 2014 um 09:23
Der Bandschleiferbau hat mich die letzten Monate ziemlich gut beschäftigt.
Da ich für meine Messerschmiede einen BS gesucht habe, der:
  • in erster Linie zum Messermachen verwendet wird, aber auch andere Schleifaufgaben erfüllen kann,
  • wenig Platz wegnimmt,
  • genügend Leistung hat und im Dauerbetrieb nicht den Geist aufgibt,
  • sich in der Drehzahl stufenlos regeln lässt und so
  • universal für alle Materialien einsetzbar ist (Schnittgeschwindigkeiten für Holz, Buntmetalle, unlegierte bis hochlegierte Stähle, Aluminium- und Magnesium-Legierungen und Titan liegen grob so zwischen 5 und 40 m/s
  • und einigermaßen günstig in der Teilebeschaffung ist,
möchte ich euch ein paar Gedanken, die mich auf dem Weg dahin beschäftigt haben nicht vorenthalten.

Wer so wie ich mit dem Platz geizen muss, wird nicht umhin kommen, den Bandschleifer in seinem Bandlauf senkrecht zu stellen. Als Motor bietet sich dann ein Motor der Bauform B35 an, also Flansch und Fuß kombiniert. Mit dem Fuß lässt sich der Motor gut auf der Montageplatte festschrauben und der Flansch nimmt ohne Probleme den Arm mit seinen Anbauten auf.

Leistungstechnisch reichen 1,1 - 1,5 kW locker aus, wichtig ist dass es ein S1 Motor wird, mit 100% Einschalt-/ Nutzdauer.
Wird der BS im rauhen Schmiede-/ Stahlbaueinsatz in erster Linie zum Material entgraten und zurichten verwendet darf er ruhig auch 3 - 4 kW haben, da wird man dann aber eine Drehzahlregelung mittels FU Preise jenseits der 2000 €uronen erreichen, bis max. 1,5 -2,2 kW sind die Preise noch einigermaßen tragbar.
Die einfachen Motörchen die an den meisten Bandschleiferchen verbaut sind haben S3 Motoren mit 25% Einschalt-/ Nutzdauer. Wichtig ist, dass der Motor für 230 und 400 Volt gewickelt ist. D.h. der Motor lässt sich in Dreieck-Schaltung an 230V betreiben, hier gegebenenfalls lässig mit FU 1/3~ ohne (!) Leistungsverlust und im Sternbetrieb an 400V ebenfalls mit oder ohne FU.
Der Betireb eines E-Motors an einem FU erfordert einen an die Motorleistung passenden und nicht überdimensionierten FU.
Ein FU regelt den Strom für den Motor angepasst an die momentane Leistungssituation des Motors nach und sorgt so für seinen Schutz. Wird der Motor nun belastet, regelt der FU den Strom nach und sorgt so für ausreichend Kraft. Passt der Motor zum FU oder andersherum und es wird die Leistungsgrenze erreicht, regelt der FU den Strom ab und sorgt so für den Schutz des Motors vor Überlastung. Dies ist neben der Drehzahlregelung die Hauptaufgabe eines FU´s. Verwendet man nun einen FU, der zu seinem Motor überdimensioniert ist, wird dieser FU im Lastfall den Strom solange nach oben nachregeln, bis entweder die Grenze des FU´s erreicht ist, oder die des Motors, der dann mit lustigen Tönen, roten Bäckchen, Rauchzeichen und eventuell auch einem kleinen Feuerwerk in die ewigen Motorenjagdgründe einfährt.
Ebenfalls sollten FU´s grundsätzlich in ein staubdichtes aber ausreichend großes Gehäuse eingebaut werden. Der metallische Schleifstaub kriecht überall rein und schlägt sich gerne auf der Elektronik nieder. Durch seine Leitfähigkeit können wiederm bereits weiter oben schon einmal erwähnte Ereignisse eintreten.

Durch die unterschiedlichen Materialien unde deren Verhalten beim Schleifen, sollten verschiedene Schnittgeschwindigkeiten beachtet werden:

  • Kohlenstoffstahl -> 30-35 m/s
  • niedrig legierter Stahl -> 25-35 m/s
  • hoch legierter Stahl -> 18-27 m/s
  • Grauguss-> 22-28 m/s
  • Magnesium-/ Aluminiumlegierungen-> 31-36 m/s
  • Messing/ Bronze-> 33-38 m/s
  • Titanlegierungen-> 8-12 m/s
  • Holz-> 20-30 m/s
  • Gummi-> 17-25 m/s

Demnächst geht´s hier weiter...

 

Freddie

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Zuletzt bearbeitet: 2. März 2014 um 17:43, Frithjof Guettler
2. März 2014 um 09:37
Hast du mal nach dem FU geschaut? bin immernoch auf der Suche. Hast du mal eine Zeichnung oder besser ein Foto von deinen Maschinen?
Schwingt den Hammer!
Gruß Martin
2. März 2014 um 17:17
Servus Martin,

hatte am Wochenende Besuch und bin erst jetzt dazu gekommen, mal in die Werkstatt zu gehen und nach dem FU zu schauen, Daten gibts hier:
FU4.jpg
FU1.jpg
FU5.jpg
 Soviel zum FU, die Werte liegen doch deutlich unter dem, was Du Dir vorgestellt hast, aber wenn Du ihn trotzdem haben willst, werden wir schon einen Deal finden...

Freddie
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2. März 2014 um 17:21
Freddi ich würde so gerne aber das sind bei meinem Bandschleifer dann nur ca 60% also 40% zuviel das ist mir zu heikel. Falls dir aber einer mit 3 KW oder mehr in die Finger kommt dann nehme ich den bestimmt falls ich keinen anderen finde.
Schwingt den Hammer!
Gruß Martin
2. März 2014 um 17:41
So, nun zurück zum Thema BS...

Ein paar Berechnungen zwischen drin:

wenn ein Motor mit 2800 U/ min und eine Antriebsrolle von 200 mm Durchmesserverbaut wird, erreicht man 29 m/ s, also rund 106 km/ h. Verändert man nun die Drehzahl mit einem FU auf 4000 U/ min, geht die Bandgeschwindigkeit auf 42 m/ s, also rund 151 km/ h.

Bei diese Geschwindigkeiten treten Fliehkräfte auf, die problemlos dafür sorgen können, dass sich der Belag einer Kontaktrolle verabschiedet und sich in der Werkstatt verteilt, unter Umständen hat man dann noch sein Gesicht in der Flugbahn der einzelnen Teile...   ...Autsch!
Es kann sogar sein, dass sich die Rollen selbst zerlegen und dann wirds richtig lustig.
Umlenkrollen mit 80 mm, also die klassische Variante mit der Hubwagenrolle, drehen dann bei 4000 U/ min mit 10000 U/ min, Rollen zum Fingerrillen oder einfach nur kleine Radien schleifen, derhen mit 25 - 15 mm Durchmesser mit 32000 - 53300 U/ min.

Diese Zahlen zeigen dann schnell, dass sich die Verwendung eines zu billigen Materials u.U. sehr schnell rächen kann!

Ich will hier nicht als übervorsichtiger Unkenrufer auftreten, aber ein paar Gedanken sollte man sich hier schon übder das Material machen...

Bis gleich...

Freddie


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Zuletzt bearbeitet: 2. März 2014 um 17:45, Frithjof Guettler
2. März 2014 um 18:04
Zwischendurch mal was zum Anschauen, nicht alles ist Gold, einiges ist genial, manches aber auch nur als schlechtes Beispiel zu verwenden!

Bandschleifer und andere Schleifmaschinen-Designs

Freddie
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Zuletzt bearbeitet: 2. März 2014 um 18:11, Frithjof Guettler
2. März 2014 um 18:23
Weiter geht´s mit dem Thema "Unwucht"

Weiter oben habe ich ja schon was zu den Drehzahlen und Geschwindigkeiten geschrieben.
Die zum Teil sehr hohen Geschwindigkeiten und Drehzahlen bringen jede noch so kleine Unwucht zum Vorschein und wenn sich dann do ein Schwingen und Rütteln der Maschine einstellt, macht das wirklich keinen Spaß mehr damit zu arbeiten. Eine Folge von Unwuchten kann aber auch sein, dass sich die auftretenden Schwingungen so negativ auf das Material auswirken, dass es Schaden nimmt, sprich zu zerlegen beginnt.
Der Belag einer Kontaktrolle mit 300 mm Durchmesserkann je nach Breite durchaus um ein Kilogramm wiegen. Dieses Gewicht auf 150 km/ h beschleunigt hinterlässt dann schon seine Spuren.
Lunker oder ähnliche Schadstellen in Alu-, Grau- oder Stahlgussteilen können bei entsprechenden Drehzahlen durchaus zum Bersten von Scheiben oder Rädern führen, die dann deutlich mehr wiegen können als nur ein Belag.
Wer also mit seinem BS hohe Drehzahlen anstrebt, tut wirklich gut daran, alles was sich dreht wuchten zu lassen (manch einer kann´s selbst...) Laufruhe und Sicherheit sind dann eine Folge davon.

Total einfach, eigentlich schon fast primitiv aufgebaut, aber in der Leistung genau das was ich wollte:

BS1.jpg
BS2.jpg

Die Umlenkrolle ist selbst gedreht aus Polyamid, das Kontaktrad ist von der Stange, 200 x 50 und der FU lässt sich regeln von 10 Hz bis 65 Hz, das sind dann rund 5 bis 40 m/ s.

bis demnächst...

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Zuletzt bearbeitet: 2. März 2014 um 18:36, Frithjof Guettler
2. März 2014 um 19:08

Hallo Badger1875

Wo bekomme ich den die Rolle von der stange

 

MFg Dieter

2. März 2014 um 19:12
Schau mal hier http://www.metallkraft.de/produkte/zubehoer/schleifen/kontaktraeder/index.html
Schwingt den Hammer!
Gruß Martin
2. März 2014 um 22:25
Hallo Dieter,

Der Link von Martin ist supergünstig, meine Rolle waren lustig doppelt so teuer... Du musst nur darauf achten ob die Rollen auf den Motor als Antriebsrolle montiert werden (ohne Lager mit Keilnut) oder auf einem Wellenstummel (mit Lager)
Ich habe meine bei Krugmann Kontaktscheiben gekauft.

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Zuletzt bearbeitet: 2. März 2014 um 22:26, Frithjof Guettler