Ambösschen feuerverschweißt

22. April 2013 um 18:10
Hallo zusammen,

Da ich letzten Freitag meine letzte Klausur geschrieben hab und erst in gut zwei Wochen wieder ran muss gehts jetzt erstmal rund in meiner Schmiede

Also hab ich mir direkt mal was extravagantes vorgenommen: Einen kleinen Einsteckamboss mit feuerverschweißter Bahn...

Ich habe mit einer 40er Rundstange angefangen. Die Stange war mal in einer Lagerhalle mit zwei dicken Lagerblöcken an der Ecke einer Dachluke montiert, sodass man Bretter oder Platten über die Rolle in die oberen Lagerräume ziehen konnte.

Keine Ahnung was um was für einen Stahl es sich genau handelt, aber das Material ist in jedem Fall nicht härtbar. Trotzdem habe ich an einem kurzen ausgeschiedetem Stück erstmal die Feuerschweißbarkeit mit Werkzeugstahl geprüft.

Die Probeschweißung hat geklappt und so habe ich die Stange als Ausgangsmaterial verwendet und einen kleinen "Rohling" daraus geschmiedet (siehe Bild).
Auf den Rohling hab ich dann eine 3-4mm dicke Bahn aus C60 oben drauf geschweißt.


Ich hatte niemanden in meiner Nähe der mir wirklich helfen konnte und so habe ich komplett alleine gearbeitet!
Noch dazu hab ich auf jegliche Hilfe von meinem Federhammer verzichtet, getreu nach dem Motto: "Meine Arme sind dick genug um die Arbeit von Schmied und Zuschläger alleine zu erledigen!"


So sah das Ganze dann gestern noch aus: die Bahn war schon drauf, die Schweißung war aber noch nicht ganz fertig.

CIMG1038.jpg



Dann hab ich heute weiter gearbeitet und das hier ist das Endergebnis:

CIMG1050.jpg

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CIMG1044.jpg

CIMG1045.jpg



Nun zur Kehrseite der Medallie....
Die Formbegung hat sehr gut geklappt, da sich der baustahlähnliche Grundstoff formt wie Butter wenn man mal richtig draufhaut.

Die Schweißung von so einem Ding ist jedoch seehr knifflig!
Mein Fehler war auch dass ich eine etwas zu dünne Bahn genommen habe und die beiden Teile sich ungleichmäßig erwärmt haben. Ich musste immer sehr genau auf die Temperatur achten und konnte nur sehr langsam erhitzen.

Infolgedessen ist die Schweißung auch nicht zu 100% geglückt sondern hat ein paar kleine Fehlerchen.
Hier mal in absteigender Reihenfolge:

Einmal am Übergang von der Bahn zum Horn. Auch bevor ich das runde Horn ausgeschiedet habe wollte die Stelle auf Gedeih und Verderb nicht zugehen
Irgendwann war´s mir dann zu blöd und ich hätte nur mehr kaputt gemacht wenn ich es weiter probiert hätte.

Hier die Stelle, sie zieht sich zwar über gut 15mm, aber ist nicht sehr tief (1-2mm schätze ich):

CIMG1046.jpg

Der zweite Fehler sitzt an der Hornspitze.
Die Bahn aus C60 hat hier nicht vollstängig gegriffen. Ich hätte zwar die Spitze abtrennen können, aber ich denke die Spitze ist auch so stabil und abtrennen ist ja wie pfuschen

Die Stelle ohne Kontakt zieht sich auf der einen Hornseite etwa 8mm und auf der anderen Hornseite etwa 6mm tief (gemessen von der Hornspitze).
Hier sieht man auch, dass mir die Bahn beim Rundschmieden der Hornspitze etwas auf eine Seite "gerutscht" ist.

CIMG1048.jpg


Zu guter letzt ein kleines Manko am graden Ende.
Auch hier ist die Schweißung an einer Ecke nicht ganz zugegangen. Die Stelle geht allerdings nur etwa 2-3mm rein und betrifft nur die Ecke.

CIMG1047.jpg

Trotz der Fehlerchen hab ich das Ganze dann noch zu Ende gebracht. Bahn und Horn glatt geschliffen und alles im Wasserbad gehärtet (bei so großen Querschnitten funktioniert Öl nicht mehr).
Angelassen hab ich mit Restwärme und im Schmiedefeuer.


Nun, ich denke ich hab viele Erfahrungen gemacht und habe nun den allergrößten Respekt vor den früheren Ambosschmieden!!!

Ich denke auch, dass es auf jeden Fall einen zweiten Versuch von mir geben wird, bei dem dann einige Fehler gleich von Anfang an umgangen werden können.
Wann dieser Versuch kommt weiß ich allerdings nicht!


Was denkt ihr über meine Arbeit?

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
22. April 2013 um 19:45
Hi Willi,

wieder einmal sehr schön geworden... (also wenn du Langeweile hast.. ich hätt hier noch n stückchen 60x60x 400... das soll noch n Sperrhaken werden... (öhm.. nur so nebenbei))... zurück zum Thema:

Richtig schick geworden.. die Schweißfehler bei dem 1. mal ne Bahn aufschweißen sind doch ?!normal?! im Großen und Ganzen doch super gelaufen!

Nun zu meiner Frage: Du hast beides zusammen im Feuer erhitzt? Wenn ja, können sich hieraus Probleme ergeben haben.

Leider kann ich hier auch nur ausn Fachbuch klugscheißen aber bei Metzger steht zu solchen Sachen, das die gerne seperat, am besten in 2 Feuern (wg. unterschiedlichen Temerpaturen (C Gehalt)) erhitzt wurden vom Schweißer, und dann vom Schmied dann verschmiedet wurden..  also Schweißer erwärmt und hält die Teile auf Position, während der Schmied das ganze zusammendrischt...

Ich auf diese Weise auch gern einmal einen Sperrhaken herstellen... allerdings ist das alleine eben Essig. Vielleicht inspiriert dich ja das für nen neuen Versuch ;)
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
22. April 2013 um 22:20
Hallo Willi.

Das sieht ja schon echt gut aus. Das mit der dünnen Bahn ist schon richtig erkannt, und
Die Schweißung von so einem Ding ist jedoch seehr knifflig! Mein Fehler war auch dass ich eine etwas zu dünne Bahn genommen habe und die beiden Teile sich ungleichmäßig erwärmt haben. Ich musste immer sehr genau auf die Temperatur achten und konnte nur sehr langsam erhitzen.

Ja das langsame erwährmen der beiden Teile ist schon sehr schwierig! Ich lege meine Damastpackete erst nur in die Feuerglut bis sie Glühend sind, und dann erst wird die Temp sehr langsamm erhöt. Das gillt vorallen bei verschiedenen Querschnitten die zu verschweißen sind.

Mann kann auch biede Teile einzeln erhitzen, jedoch glaube ich in einem Schmiedefeuer, und wie gesagt seeeeehr langsam, so das beide die gleiche Temp haben, dann schnell beide Teile aus dem Feuer nehmen, den Zunder und das Flussmittel abschlagen übereinanderlegen und mit kurzen schnellen leichten Hammerschlägen verschweißen!

Soweit die Tehorie! Übung macht den Meister.

P.S. Bei mir klappt es auch nicht immer auf anhieb!

Der pit03.
23. April 2013 um 14:15
Ich gehe mal davon aus das du ganz normal im Feuer verschweißt hast.?
Wäre es denn euerer Meinung nach sinnvoll wenn man den C60 mit den Baustahl unter Schutzgaßatmosphäre komplett zu verschweißen und dann wie Rostfreie Stähle verschweißen?
Ich hatte mal vor einen kleinen Amboß selber zu verstählen in der größe wie die Uhrmacherambosse sind.
Hab es aber dann ersteinmal gelassen wegen unwissenheit. 
23. April 2013 um 16:19
Sollte im Prinzip machbar sein, wenn du genauso sorgfältig vorgehst wie bei rostenden. Also super Oberflächen!
Etwas einfacher dürfte es sein, gute plane Oberflächen großzügig zu verschweißen, aber nicht komplett, und dann in einem Gasfeuer zu arbeiten. Das wäre mein Ansatz.
23. April 2013 um 17:46
super arbeit! einen ganzen amboss machen wäre eine traumhafte sache!

https://www.youtube.com/watch?v=eA_Pw5mlf2U
(wie lange das ding glüht! :) )


natürlich mit aufgeschweißter bahn ;)

grüße
24. April 2013 um 11:53
Hallo zusammen,

danke erstmal für das Lob!

Also beim Lösen von Problemen hat ja jeder seine Möglichkeiten im Kopf. Eine Gasesse habe ich zum Beispiel nicht. Auch zwei Schmiedefeuer habe ich nicht....

Ich denke, dass man das Problem mit den unterschiedlichen Querschnitten am besten dadurch behebt, dass man eine dickere Bahn nimmt.
Man muss irgendwann beide Teile gleichzeitig im Feuer erhitzen, da man nicht die komplette Fläche bei der ersten Schweißung dicht kriegt und so hilft da in meinen Augen nur eine dickere Bahn.

Zu dem Rumgeschweiße mit dem Schweißgerät kann ich nur sagen, dass ich das nicht originell finde!
Klar ich habe die Bahn auch mit einem Heftpunkt fixiert, da ich niemanden hatte, der festgehalten hätte. Aber ich finde ab einem gewissen Grad hörts bei mir auf mit den Schweißgeräten.
Ich kann mir schon vorstellen, dass die Methode von Aeglos klappt, jedoch würde ich sie selber nicht anwenden.

Man muss sich hier ein bisschen vor Augen halten worum es geht. Ich habe sowohl C45 als auch C60 in 40x40 hier rumfliegen und hätte das Ambösschen auch komplett aus Werkzeugstahl schmieden können.
Der Witz an der Sache ist aber für mich die Verfahren von früher auszuprobieren und die Probleme anderweitig zu lösen.
Dann die Bahn einfach mit dem Schweißgerät "festzubrutseln" und mal im Feuer ein bisschen nach zu schweißen finde ich gemogelt
Das lässt sich auf alle Schmiedearbeiten übertragen und überall gibt es für mich einen Punkt wo man durch übermäßigen Gebrauch von Flex, Bandschleifer, Schweißgerät usw. vom alten Handwerk wegkommt

Das ist wohlgemerkt meinen Meinung und es ist jedem selbst überlassen wo er was benutzt


Ich bin mal gespannt was ich nach dem zweiten Versuch berichten kann und was mir dann vielleicht Probleme beschert

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
24. April 2013 um 13:33
Passt ein wenig zum Thema 


https://www.youtube.com/watch?v=b5noM1NnXeE

@Willi
ich meinte das mit dem schweißen ja ach nur zweckmäßig.Wenn man so auf ein gutes Ziel kommt ist es meiner Meinung nach okay wenn man  z.b. ein verstähltes Werkzeug haben muss und man am besten gleich die beste Qualität erreichen kann weil man es nur kurz braucht.
Natürlich ist es auch eine Sache was will ich und was kann ich.
Wenn ich aber historisch korrekt einen Amboss aufstählen will, weil es eine Herausforderung ist und es spaßt macht,
würde ich es nicht anders machen bzw mache ich ja auch nicht :).