Hammer gefaltet mit aufgeschweißter Bahn (viele Bilder!)

1. Februar 2015 um 12:45
Hallo Leute,

ich möchte euch mein neustes Projekt vorstellen:
Eigentlich bin ich zur Zeit dabei mich mit Äxten mit geschweißter Stieltülle zu beschäftigen, dazu aber später mehr.

Auf Facebook bin ich auf einen sehr interessanten Artikel von James Austin gestoßen und musse es direkt mal ausprobieren. Hier der Link: Klick

Frei übersetzt und zusammengefasst:
Es geht darum, dass bei Funden aus der Winkingerzeit in den Gräbern der damaligen Schmiede immer deren Werkzeug gefunden wurde. James Austin stelle eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen dem Aussehen der Hämmer und der Äxte her. Insbesondere das oft völlig gleich geformte Auge der Werkzeuge.
So kam er auf den Verdacht, dass die Schmiedehämmer dieser Zeit genau wie die meisten Äxte gefaltet und nicht gelocht wurden.
Er hat´s dann ausführlich ausprobiert und ist zu dem Schluss gekommen dass es sehr wahrscheinlich ist, dass die Hämmer so gefertigt wurden.
Und genau das musste ich natürlich erstmal nachmachen

Obwohl die Schritte im obigen Link beschrieben sind hier mein Arbeitsablauf von gestern Abend:

Ausgangsmaterial war ein alter Wagenreifen:




Dieser wurde erstmal ein wenig gestaucht und runter geschmiedet um die richtigen Dimensionen zu haben:




Anschließend wie bei einem gefalteten Axtloch den Stahl mittig abgesetzt:




Dann natürlich gefaltet:




Fertig verschweißt:




Auf Länge gekürzt:




Dann eine Klammer aus C60 geschmiedet:




Und diese auch verschweißt:




Alles überschmiedet, Kanten gabrochen und fertig:




Nach dem Härten (in Wasser) und dem Endschliff:




Leider ist mir beim Nachdornen des Auges die Naht wieder ein wenig aufgegangen....
Hab ich immer meine Probleme mit bei gefalteten Werkzeugen.




Trotzdem ein schöner kleiner Hammer, den ich hauptsächlich zum Messerschmieden verwenden werde.
Der Kopf wiegt ca. 370g




Ich denke als ersten Versuch kann sich der Hammer schon sehen lassen. Ich habe einiges gelernt dabei und werde vielleicht noch den einen oder anderen Hammer nach dieser Methode schmieden.

Was denkt Ihr über diese Arbeit?

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
1. Februar 2015 um 14:05
Hi Willi, du hast mal wieder voll meinen Geschmack getroffen.

Ich denke der Hammer passt so voll und ganz.

Da ich mich aber wie du weißt gerade mit diesem Thema etwas beschäftigt habe ein paar Meinungen von mir dazu.

Wir haben uns ja zusammen bei mir so einiges an altem Material angesehen. Meiner Erfahrung nach sind gerade große Radreifen mit großem Querschnitt eher von minderwertigem Material. Das heißt oft aus 2 verschiedenen Materialien (vermutlich mit P haltiger Komponente) und nur sehr grob Raffiniert. Wird dieses Material dann dünn ausgeschmiedet wie hier neigt es bei Belastung dazu dass Lagen aufgehen. Bei deinem Hammer wird die Belastung nicht sehr groß sein, bei einem Beil wenn man mit der Rückseite schlägt aber sehr wohl. Wie du aus den alten Bodenfunden meiner Beilköpfe sehen konntest sind nahezu alle auf der Rückseite beschädigt und haben auch oft am Auge in Richtung Schneide einen Riss wie bei dir. Die alten Schmiede hatte also auch hier ähnliche Probleme. Ich würde also nicht ganz so tief absetzen und nach und nach mit dem Dorn die Flanken ausdünnen. Es wäre sicher auch von höherer Qualität so dicke Radreifen vor dem Beginn 2x zu falten. Bei meinen Hilfshämmern die sicher über hundert Jahre alt sind, zeigen sich ja auch sehr grobe Struktur (sind also sehr grob raffiniert) und haben dort auch oft gelöste Verschweißungen. Sicher, meine Beilköpfe sind vielleicht 200 Jahre alt und keine 1000, an der Sache ändert das aber meiner Meinung nach nichts. Gerade bei den alten Hilfhämmern und Zangen zeigen sich die Schwächen des alten Materials, wenn es nicht genügend raffiniert wurde.


Ich bin gerade dabei deine Verbesserungsvorschläge abzuarbeiten (das Regal für die Hilfshämmer ist schon umgesetzt) und meine alten Hilfshämmer und Zangen aufzuarbeiten.

Die Kiste mit den alten Türbändern u. ä. werde ich wohl entsorgen, Interesse? An dem Eimer mit dem Kleinzeug aus altem Material hast wohl selbst du kein Interesse. Das Zeug in meiner Grube sollte mir über Jahrzehnte ausreichen. Ich habs mit dem Sammeln einfach übertrieben.
Zuletzt bearbeitet: 1. Februar 2015 um 14:08
1. Februar 2015 um 16:35
Hallo,

das Problem ist ja, wie Klaeus schon sagt, ein altes. Ich habe hier eine theorie zu.. und zwar wenn man einen kleinen Keil in dieser Position einschweißt... am Besten aus einem C stahl.. C45- C60... ich hab damit schon gute erfahrungen sammeln können.. Der Keil hat nen recht niedrigen Schweißpunkt (oder niedriger als der Stahl drumherum und dient sozusagen als Nahtentlastung.... Anstatt die Belastung auf eine Schweißnaht (bei der ich das Problem habe das sie meist recht kühl nur aneinanderklebt (überspitzt gesagt)) verteilt sich die Kraft nun auf 2 Schweißnähte die "Idealer" packen (Also ich bin zumindest der Meinung das man leichter aufsohlt als einen stahl mit dem gleichen stahl zu verbinden).
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
1. Februar 2015 um 17:06
Hallo,

@Klaus:
Ich habe vorher genau darüber nachgedacht den Stahl noch ein paar mal zu falten. Habs dann aber gelassen weil der Hammer ja keine Belastung von hinten kriegt. Gut eine Axt im Idealfall auch nicht, aber wenn ich eine Axt verkaufe weiß ich natürlich nicht was damit angestellt wird. Bei dem Hammer kann ich mir sicher sein, dass er in meiner Werkstatt bleibt und ich nicht hinten drauf schlagen werde. Vielleicht wird er auch garnicht benutzt weil ich bisdahin einen neuen besseren gemacht hab.
Ich fand das Material halt passend da es aufgrund seines Alters zum Thema passt und weil es sich schön schweißen lässt.

@Lutz:
Genau das hat mir James Austin auf Facebook auch empfohlen. Er meinte, dass er oft ein klein wenig CK75 o.ä. dazwischen legt und außerdem das Auge weitestgehend "von außen" formt. Also ohne Dorn. Der Dorn dient dann nur zur feinsten Formgebung ganz am Ende, und da scheine ich es übertrieben zu haben.
Deine Theorie scheint mir plausibel und ich werde Sie bei Gelgenheit mal auf Praxistauglichkeit prüfen


Danke für eure Rückmeldungen!

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
1. Februar 2015 um 17:08
Hallo Willi,
ein schöner Hammer und eine interessante Arbeit!
Bei meinen gefallteten Beilen hatte ich auch immer das Problem mit der Naht am Auge. Ich werde auch mal den Tipp vom Lutz ausprobieren.

Zum Thema Beile finde ich diese Fotostreke sehr schön: Klick

Herzliche Grüße

Jörg

P.S. Ich bin noch auf ein Foto mit Stiel gespannt und auf Erfahrungsberichte, wie mit dem Hammer zu arbeiten ist.
2. Februar 2015 um 19:49
Hallo Willi,

ich find deine Arbeit sehr interessant und zweifelsohne auch gut gelungen.
Um nicht zu sagen ich finde sie so toll, dass ich das auch mal ausprobieren muss
Könntest du vielleicht mal ein bisschen was zu dem Abmessungen sagen, auf welches Maß du den Reifen gestaucht hast
und so was in der Richtung.
Wäre super nett!!

Gruß
Harald
Trinke das Bierchen, solange es kalt ist;)
3. Februar 2015 um 16:50
Hallo!

@Ilmarinen:
Das Video von Mark Aspery kenne ich. Jedes Mal wenn ich es gucke will ich hinterher eine Ax schmieden! Wirklich sehr schön gemacht!

@Schmiedebierchen:
genau gemessen hab ich´s nicht.
Wichtig ist, dass du einen relativ großen Querschnitt hast, damit du ordentlich schweißen kannst. Bei zwei Teilen aus 10er material die verschweißt und auf ein Fertigmaß (Dicke) von 18mm geschmiedet werden sollen ist die Schweißung kaum überschmiedet und nicht so fest. Nimmst du 20er a Anfang, dann ist die Schweißnaht sehr gut überschmiedet und kräftiger.

Ich habe den Reifen auf ca. 15-20mm mal 30-35mm geschmiedet. Weiß es nicht mehr genau.

Wenn du den Hammer nachschmieden solltest, dann empfehle ich dir auch die abgesetzte Stelle fürs Auge nicht zu dünn zu machen, damit sie nicht verbrennt!

Zum Verstählen kann ich dir nur die von mir angewendete Klammer-Methode ans Herz legen. Keine Schweißpunkte und schön mit kopfseitigen Schlägen verschweißen.

Viel Spaß!


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
3. April 2015 um 11:35
Hallo..

ich hab mir gerade auch das Video von Mark Aspery angeschaut,. Zum schluss wird der Axt Kopf in eine Tonne mit einem Granulat(?) gesteckt.
Weis jemand was das für ein Granulat war und lieg ich mit der Vermutung richtig das dies gemacht wird u die Axt lagsam abkühlen zu lassen?

gruss
!ngo