Probleme beim schmieden von Zangen

28. Mai 2014 um 21:51
Hallo zusammen


Beim schmieden von Schmiedezangen treten bei mir immer wieder dieselben Probleme auf:

1. Maul formen
Bergland beschreibt in seinem Buch sehr schön wie man eine Flachzange schmiedet. Dies gelingt mir zwar auch einigermassen, aber wie forme ich eine Rundmaul-, V- oder sogar eine Wolfsmaulzange am besten?

2. lochen
Beim lochen gehe ich genau so vor, wie es im Buch „Der Schmied am Amboss" S.120 beschrieben ist (Lochhammer resp. Lochmeissel zu dreiviertel einschlagen, Werkstück drehen und fertig lochen) leider funktioniert das bei mir nicht. Nachdem ich das Werkstück gedreht habe, wölbt sich der Putzen einfach auf die andere Seite und wird nicht abgeschert.
Im Bild unten seht ihr mein Lochmeissel. Die Bahn ist leicht ballig und hat einen Durchmesser von 8mm. Der leichte Konus oberhalb soll das festsitzen verhindern und vergrössert den Durchmesser auf ca. 8.5mm.

Meissel.jpg


Meisselspitze.jpg

 

Nachdem ich den Putzen so, einige Male hin und her „geschoben" habe, habe ich den Lochmeissel einfach mal komplett durchgeschlagen. Auf dem Bild unten ist das Problem gut zu erkennen.

Zange.jpg


Ich hoffe mal dass ihr mir ein bisschen weiterhelfen könnt.

Vielen Dank und freundliche Grüsse aus der Schweiz
Philipp 

28. Mai 2014 um 22:01

Dein Lochmeißel hat eine leichte Wölbung vorne. Versuche Ihn exakt flach zu schleifen und achte auf einescharfe Kante.

Wichtig beim Lochen selbst ist, dass du deinen Lochmeißel von beiden Seiten exakt an der Selben Stelle ansetzt. Das wird schon.

LLG Christoph

 

28. Mai 2014 um 22:10
Hallo Christoph


Ja, der Lochmeissel ist vorne leicht gewölbt, das ist aber eigentlich extra so gemacht. Im Buch "Der Schmied am Amboss" steht auf der Seite 120: "Eine leicht ballige Bahn ist vorteilhaft, denn sie schafft einen starken Werkstofffluss, so dass wenig Werkstoff abgeschert wird."

Da ich im Moment noch Zangen aus einem Stück Stahl (ø15) herstelle ist es wichtig, dass ich in diesem Bereich der Zange möglichst wenig Material verliere. Desshalb habe ich die Bahn des Meissels auch ballig gemacht. Denkt ihr dass die Wölbung der Grund des Scheiterns ist?

29. Mai 2014 um 07:09
Da geht fast nix verlohren!
Probier es mit flachschleifen des Meissels.
Wenn du mit dem Punzeisen ein bisschen tiefer noch schlägst, fällt die Punze dann auch leichter heraus.
Du solltest wenn du das Werkstück dann umdrehst, einen schwarzen Fleck erkennen.
Wenn du von der Rückseite durchschlägst, darf das Werkstück auch schon ein "bisschen kühler" sein.
Dann reist der Punzen leichter ab, und das Loch wird schöner.

Grüße M
29. Mai 2014 um 09:03
Hallo Philipp,  wie der Moritz schon sagte gibt es eine Temperatur an welcher der Stahl sehr spröde ist. Ich meine die liegt bei sehr dunklem Rot, korrigiert mich bitte da bin ich  nicht sicher! 
Grüße aus Dublin
Jonas  
29. Mai 2014 um 14:32
Einfach gesagt: Typische Anfängerlochung...

Die Bahn schleift man ballig zum Vorlochen... Zum Ausscheren des Putzens (nicht Punzens, Punzen sind nämlich Werkzeuge) brauchst Du dann eine scharfe Kante. Sonst entsteht keine Scherwirkung sondern der Werkstoff fließt wieder ins Loch zurück. Seh Dir mal Durchschläge an! Die haben genau die Richtige Werkzeuggeometrie.

Mein Tip! Mache Dir für Dein Werkzeug einen Griff oder besorge Dir eine Nietzange zum halten. Dann wirds auch an den Fingern nicht zu warm. Auch würde ich den Dorn zumindestens leicht konisch schleifen! Dann beißt er sich nicht im Loch fest.
Das heißt aber auch: Die Schneide an der Spitze sollte etwas dünner sein als der benötigte Lochdurchmesser!

Und Übe das Lochen zuerst an etwas dickerem Material (10 oder 15mm) um die beschriebenen Effekte besser zu begreifen und einschätzen zu können!

Gruß

Oli
Zuletzt bearbeitet: 29. Mai 2014 um 15:01, Martin Hartung / DerSchlosser
29. Mai 2014 um 17:11
Vielen Dank für eure Hilfe.

Ich werde mir nun einen Durchschlag (mit einer flachen und scharfkantigen Fläche) schmieden, mit dem ich entweder das, mit dem alten Lochmeissel vorgelochte Loch fertig loche oder direkt damit loche.

Bleibt noch das Problem mit dem formen des Zangenmauls, wie macht ihr das?
29. Mai 2014 um 18:24
Hi Philip,
ich habe meine Lochmeisel wie einen Körner leicht spitz geschliffen, dann kann man exakt ansetzen und er "läuft nicht weg". Der Rest ist dann wirklich (nur) Übung.

Zum Maul schmieden: Schau  Dir mal das Video Zangenschmieden 2 von 3 und vorallem das 2. (3.) an, da sieht man das schön.
Vom Daniel hier im Forum gibt es auch ein Video zum Schmieden einer Kastenzange.

Viel Spaß

Jörg
29. Mai 2014 um 23:39
Gesenke oder Hiflskonstruktionen!!!

Die machen bei komplizierten Formen das Leben leichter!

Gruß

Oli
Zuletzt bearbeitet: 29. Mai 2014 um 23:41
1. Juni 2014 um 07:57
Oli, was meinst du mit Hilfskonstuktionen?
Eine Form die man in das unfertige Maullegt, und dann nachhämmert?

Gesenke ist klar....
Beim Alex nehmen wir oft die Lochplatte zum Maul ausschmieden bzw nachrichten...

Grüße
16. Juni 2014 um 19:44
Hallo Zusammen

Ich habe nun den Lochmeissel flachgeschliffen (oben im Bild) und zusätzlich noch einen 8mm Kalibrierdorn (mitte) und einen 10mm Schlitzmeissel (unten) geschmiedet. Gehärtet sind sie noch nicht.
Nun kann ich die Lochung direkt mit dem Lochmeissel machen oder wie es im Video, das Jörg verlinkt hat (Danke dir!), mittels schlitzen und aufdornen. Alle drei sind aus einem Stein-Meissel gemacht, der mit CrMnSi gestempelt ist. Vermutlich wird es ein 1.2101 (62SiMnCr4) sein. Eignet sich dieser Stahl dafür, oder soll ich in Zukunft einen anderen nehmen? 
 
1506.jpg 

Gruss
Philipp
Zuletzt bearbeitet: 18. Juni 2014 um 21:58, Philipp
16. Juni 2014 um 21:50
Hi Philipp,
ich kenne den Stahl nicht, denke aber, dass er funktioniert. Hoch genug anlassen, damit nichts splittert.

Ich bin gespannt, ob das mit dem Lochen dann besser klappt. Das ist echt Übungssache. Ich habe am Anfang viel geflucht und bin fast verzeweifelt und irgendawann hat es einfach geklappt.
Das Material darf nach dem Wenden nicht mehr zu heiß sein, sonst wird der Punzen nicht abgeschert.

Viel Erfolg.

Jörg