Küchenmesser aus Damast

29. März 2016 um 16:12
Mein zweites Damastmesser ist fertig!
Diesmal ist es ein simpler Lagendamast mit 198 Lagen. Was mir am Damast gut gefällt ist das man sieht wie er an der Schneidkante gesaucht wurde. Holz ist Kastanie. Die Klinge hat einen Walkschliff. D.h. sie ist leicht ballig auf Null ausgeschliffen. Leider ist beim Härten ein kleiner Riss im Klingenrücken entstanden. Gehärtet habe ich in alten Motoröl. Die Klinge habe ich ungefähr 2 min auf "Orange" gehalten und dann abgeschreckt. Hat wer eine Ahnung was ich falsch gemacht habe?

Daten:
  • Gewicht: ca.:100g
  • Klingenstärke am Ricasso: 1.7mm
  • Klingenhöhe am Ricasso: 37mm
  • Gesamtlänge: 294 mm
Hoffe sie gefällt euch. Kirtik ist wie immer erwünscht.
Lg Felix
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29. März 2016 um 17:28
das man sieht wie er an der Schneidkante gesaucht wurde.

Hi Felix, das hätte ich gerne gesehen, ist aber für meine Augen auf den Fotos nicht zu erkennen. Auch von der Damastmaserung hätte ich gerne mehr gesehen. Es ist nicht einfach Klingen einwandfrei zu fotografieren, ich weiß.
Ansonsten ein riesiges Messer mit nem schönen Griff. Wofür willst Du sone große Klinge nehmen?
VM
29. März 2016 um 17:42
Ich hoffe das man die Stauchung auf dem Foto besser sieht. Bei der Schneidkante geht die Masserung des Damastes eng zusammen. Ich denke, dass das daran liegt das ich die Klinge beim Feinschmieden sehr dünn ausgeschmiedet habe.
Für die Form und Größe des Messers habe ich mich von Jannis (Xerxes) inspirieren lassen. 
Geht sehr gut zum Brot und Gemüße schneiden. Mehr hab ich noch nicht versucht.
Lg Felix

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29. März 2016 um 19:07
Hallo Felix,

finde dein Messer auch richtig schön. 1,7mm am Ricasso ist meiner Meinung nach ein wenig dünn, aber für einen feinen Schnitt ist es bestimmt schön zu führen. Der Riss beim Härten kann mehrere Ursachen haben - was hast du denn für Stahlsorten verwendet? Einer ist bestimmt ein Lufthärter oder? Das Öl war bestimmt auch kalt oder? Ich vermute, dass du eu schnell abgeschreckt hast und dass der Lufthärter damit Probleme hatte. Ein Riss in einer 1,7mm Klinge ist schon ziemlich kritisch, aber wie gesagt: ein sehr schönes Messer. Mir gefällt der Griff ebenfalls sehr gut. Wenn dein Alter von 17 Jahren stimmt, hast du sowieso meinen absoluten Respekt für deine Arbeit - in deinem Alter war ich froh wenn ich eine einigermaßen gute Klinge aus Monostahl hinbekommen hab. Hut ab!

Gruß Seb
Zuletzt bearbeitet: 29. März 2016 um 19:08
29. März 2016 um 19:46
@Seb
Die Stähle weiß ich leider nicht genau. Hab sie bei Messerschmied den ich kenne gekauft. Hat nur gesagt das es ein Nikel und ein Manganstahl ist. Das Öl habe ich mit einem Flachstahl vorgewärmt auf ca. 70°. Da ich vom Rücken her erwärmt habe um die Schneide zu schonen könnte es sein das der Rücken etwas wärmer war. Kann das ein Grund für den Riss sein? Nach dem Härten habe ich die Klinge schnell in den Schraubstock eingespannt um den Härteverzug zu richten. Könnte also auch da passiert sein. Auf jeden Fall danke für die Blumen. Und das Alter Stimmt.

Lg Felix 
29. März 2016 um 20:09
Hallo Felix,

na da hast du vermutlich schon mal die Fehler. 1. Man sollte immer wissen, welche Stahlsorten man benutzt, schließlich gibt es  Wasser-Öl- und Lufthärter. Die Aussage Nickel und Manganstahl sagen dir hier nicht wirklich viel, außer dass du einen schönen hell dunkel Kontrast beim ätzen bekommst, da der Nickelstahl beim ätzen hell bleibt und der Manganstahl stark dunkel zeichnet. Selbstverständlich kommt es dabei auf den Anteil davon im Stahl an. Wenn jetzt z.B. ( wie ich vermute) der Nickelstahl ein 1.2767 war, so ist dieser lufthärtend und der Manganstahl ( evtl. 1.2842 ) ist ölhärtend. Da bekommst du also im Öl teilweise schon Härterisse, weil dein Lufthärter das nicht mag. 2. Sollte man den Rücken der Klinge immer weniger erwärmen als die Schneide - der Rücken muss zäh bleiben, daher schreckt man in der Regel auch nur die Schneide der Klinge ab. Manchmal wird die Schneide sogar im Abschreck/Kühlmedium gehalten und der Rücken noch einige Zeit mit dem Bunsenbrenner erwärmt. Dadurch ist der Übergang vom Rücken zur Schneide hin "weicher bzw. fließender" , weil vom Rücken her noch Wärme nachkommt. Der Rücken ist ja immer am dicksten, daher muss dieser später auch die Stabilität der gesamtem Klinge größtenteils tragen. 3. Solltest du die Klinge nicht in einen Schraubstock spannen, da dieser ein super Wärmeleiter ist und somit zu einer ungleichmäßigen und schnellen Abkühlung der Klinge führt. Vor allem aber liegen die Schraubstockbacken am Klingenrücken an, durch die Keilform der Klinge gegeben. Also wird dein Klingenrücken ziemlich schnell  heruntergekühlt, was wiederum zu Rissen führen kann.

Beste Grüße Seb
Zuletzt bearbeitet: 29. März 2016 um 20:13
29. März 2016 um 20:36
Die Klinge habe ich ja direkt nach dem Härten eingespannt. D. h. sie war ja schon auf ca 70° abgekühlt. Ist es dann nicht egal wenn sie den Schraubstock berührt? Die Temperaturdifferenz ist ja relativ gering. Und danke für die ausführlichen Ratschläge. Weden beim nächsten Messer beherzigt. 
Mit dankenden Grüßen,
Felix 
29. März 2016 um 20:36
  
Zuletzt bearbeitet: 29. März 2016 um 20:36, Felix Diemling
29. März 2016 um 20:44
Naja, wenn du einen Lufthärter und einen Ölhärter kombiniert hast, wäre es trotzdem möglich. Wahrscheinlicher aber ist es, dass der Riss gleich beim Abschrecken entstanden ist. Denke aber, dass sich dazu bestimmt noch unser Härtespezialist Diddi oder einer der Moderatoren zu Wort melden wird. Bestimmt können sie dir die Ursache für den Riss sofort sagen.

Beste Grüße und schönen Abend noch

Seb
Zuletzt bearbeitet: 29. März 2016 um 20:46
29. März 2016 um 22:24
Selbstverständlich kommt es dabei auf den Anteil davon im Stahl an. Wenn jetzt z.B. ( wie ich vermute) der Nickelstahl ein 1.2767 war, so ist dieser lufthärtend und der Manganstahl ( evtl. 1.2842 ) ist ölhärtend.

Der 1.2767 ist nicht nur Lufthärtend sondern auch ein Ölhärter, laut Datenblatt. Ich härte diese Kombi immer im Öl und da passiert soweit nichts in Sachen Risse.
Schwingt den Hammer!
Gruß Martin
29. März 2016 um 23:52
Zitat aus dem Angebot vom Nordischem Handwerk:

Stahl 1.2767 auch bekannt als Böhler K600

 

Stahl mit hoher Zähigkeit und guter Schnitthaltigkeit. Sehr gute Polierbarkeit!

Sehr gut geeignet zum Damastschmieden. Zeichnet im Damast silber.

(C:0,48 Si:0,23 Mn:0,4 Cr:1,3 Mo:0,25 Ni:4,0)

Erreichbare Endhärte: 54-56 HRC

Wärmebehandlung:

Härten bei 820°C in Öl

Anlassen bei 200°C (2x 1 Stunde)

 

Aber egal ich würde den Riss gerne mal sehn, denn sollte es diese Kombi sein im Verbund mit 2842 dann ist das eigentkich eine sehr gutmütige. Ich vermute hier liegt eher ein Schweißfehler  oder ein Überschub vor.

 

Zur "Stauchung" ich sags mal dezent, sorry du hast einfach scheiße geätzt entweder mit falschem Medium oder generell irgendwas falsch gemacht.

Walkschlif zB. was das???? Ballig kenn ich Keilförmig hab ich schon mal gehöhrt, Hohlschliff logog das gibts, aber Walkschliff, das wäre dann ein blaugepliester Solinger Dünnschliff mit Fingerkuppe des Meisters oder wie.

Sorry wenn so rüberkommt will dich nicht dumm anmachen nur mal ein paar Grundbegriffe in deine Beschreibung pressen da kriegt man ja Kopfschmerzen.

Dein Messer find ich dennoch Klasse also Kopf hoch.

Also mal ein paar Grunddinge.

 

Wir reden hier von Damast um diesen optisch auszuarbeiten also die Hell / dunkel Struktur rauszuarbeiten gibt es Grundsätzlich verschiedene wege, der klassiche weg ist das Ätzen wobei im Vorliegendem Fall der weniger Säureresistente Stahl (zB.1,2842) oberflächlich angeätzt wird das wird teilweise recht derb geätzt so das regelrecht Rillen spürbar sind diese zeichnen dann schwarz.

Was erhaben stehen bleibt ist aber meistens noch nicht strahlend siber , sondern mu0 noch poliert werden, dazu ist der von dir gewählte Klingenschliff der ungeeignetste von allen. Flach  wäre idel oder die Verwendung von Formklötzen beim Poerem

 

Variante 2 ist das Färben mit zB. löslichem Kaffe oder eine Kombination aus beiden Verfahren.

Aber egal was du machst "Stauchungen gibt es nicht" bestenfalls ist dein Muster dort feiner und schwrer rauszuarbeiten aber auf jeden Fall vorhanden.

Es spielt auch eine Rolle wie weit bzw. fein die Klinge bereits geschliffen wurde oder gar poliert das hat sogar einen sehr gro0en Einfluss auf das Herrausarbeiten des Musters.

 

So und nu mach weiter, .und das nächste mal härtest du sowas nach Magnet wenn du dir nicht sicher bist mit den Farben.

Tschau Torsten

30. März 2016 um 00:58
Hallo noch einmal zu später Stunde,

@Feuerkäfer: Ja, ist richtig , den 1.2767 kann man auch ölhärten, aber ich bin mir sicher, dass man das hauptsächlich bei dickerem Querschnitt des zu härtenden Materials anwendet. Beispielsweise bei Formeinsätzen von Spritzgusswerkzeugen (wo er übrigens durch seine gute Polierbarkeit, wie von Torsten erwähnt, geschätzt wird). Bruchanfällige Bauteile, unter denen ich auch Messerklingen zähle, eher nicht. Aber gut, es macht ja jeder ein wenig anders. Denke, dass seine 1,7mm Klinge da schon anders reagiert als eine dicke Klinge und somit auch eher zur Rissbildung neigt.

@Torsten: Dass war vermutlich ein bisschen weniger freundlich als er sich gewünscht hätte. Aber mal generell: Zeitangaben ohne den Materialquerschnitt zu berücksichtigen, finde ich persönlich gewagt. Auch die Magnetprobe zeigt lediglich an, wann sich das Gefüge von (ich hoffe ich liege da richtig) Austenitgefüge ins Martensitgefüge umgewandelt hat und somit die richtige Härtetemperatur erreicht hat. Also selbst wenn die Magnetprobe in diesem Fall negativ gewesen sein sollte, ist das kein Grund für eine Rissbildung, sondern lediglich ein Grund dafür, dass die Klinge nicht richtig hart wird. Und was nicht hart wird, reißt normalerweise auch nicht beim Abschrecken/Abkühlen. Selbstverständlich ist deine Variante der Schweißfehler eine mögliche Ursache für die Risse. Trotzdem: bei der Stahlkombi sind bei mir auch schon durch zu schnelles Abkühlen Risse aufgetreten und zwar nicht entlang der Lagen, sondern quer durch bis zu einem cm lang. Zumindest in meinem Fall waren also die Schweißfehler auszuschließen. Wenn man also Schweißfehler ausschließen kann (in meinem Fall) was sollte dann, außer das zu schnelle Abkühlen, der Grund dafür sein?
Achja, eines noch Torsten: Wenn man 200 Lagen auf einem cm hat, sind diese schon weniger dicht beieinander, als wenn man sie auf 2 mm ausschmiedet - von daher sei unserem Felix ( man beachte: 17 Jahre ) sein Mangel an Fachlatein entschuldigt.
Ich hoffe, ich habe jetzt niemanden verärgert ist ja auch nicht bös gemeint.

Beste Grüße Seb
Zuletzt bearbeitet: 30. März 2016 um 01:16
30. März 2016 um 07:23
Hallo Seb.

Das Wärmebehandeln von Stählen, zumal von zusammengeschweissten Stahlkombinationen ist eine Welt für sich. Du hast auch in deinem Schreiben auf Torstens Antwort einige Fachliche Schnitzer.

Das Martensit Gefüge also jenes Nadelförmige Gefüge entsteht wenn das Gittergefüge des Eisens vom Kubisch Raumzentrierten ins K-Flächenzentrierte umklappt und nach dem Abschrecken dort verbleibt. Die angenommene Härte wird durch anschliessendes Anlassen wieder abgeschwächt.
Für jede Stahllegierung gilt es die dafür vorgesehenen Parameter (Temp.) einzuhalten. Werkzeugstähle aufs Auge Wärme zu behandeln ist natürlich geradezu eine Herausforderung für Verzug und Rissbildung.
Es gibt Ellenlange Tabellen in welchen alle Temp. Abschreckmedien, Haltezeiten etc. für jede Stahllegierung angegeben sind.

Ich persönlich finde das Buch Stahl-Metallurgie für Anfänger von John D. Verhoeven gut, Es werden komplizierte Zusammenhänge verständlich erklärt.

Gruß Rom. 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
30. März 2016 um 10:29

Hallo Rom,

 

danke für die gute Erklärung.

 

Gruß Seb

30. März 2016 um 12:41
Keine Angst so leicht nicht Seb!
Aus Gründen der Komplexität bin ich doch gar nicht aufs härten eingegangen, sondern emüfehle im lediglich diese einfache Methode.
Richtig verwendet wird er so zwar nur per Zufall das Maximal möglicher erreichen, aber seinen Ausschuß erheblich reduzieren.

Das Wort Stauchung hat genervt, wenn schon dann auch richtig und das was dem Kerl am meisten Fehlt ist Geduld glaub ich!!!

Tschau Torsten