Hallo zusammen, mal wieder was aus der Welt des Recycling...
Das kleine Messer ist was zwischen allen Stühlen aber durch den knuffigen Griff finde ich es irgendwie niedlich...
Die Klinge hat 75 mm Länge 26mm Breite, der Rücken 2,5mm Stärke. Der Griff hat 90 mm Länge und ist zwischen 18mm und 12 mm stark. Er ist zwischen oval und abgeflacht geformt und aus einem Stück Robinie vom Boden der Feuerholzkiste... Die Nieten sind aus Kupfer 4mm und abgedichtet mit Bindulin Epoxy. Den Griff habe ich ein wenig mit der Lötlampe angeröstet. Robinie wirkt immer ein bisschen unaufgeregt von der Maserung her, und irgendwie sollte es ja eh verfeuert werden. Die Griffschalen samt Messer sind drei Tage in warmen Öl in einer Thermoskanne gelagert. So kann sich das Holz komplett vollsaugen und das Leinölfirnis verharzt dann so nach 2 Wochen, in der Sonne geht`s schneller.
Die Klinge war allerdings- ich traue mich kaum es zu sagen- eine Fundsache...
Ich bin im Juli nach dem Nachtdienst im Halbschlaf zum Dresdener Hauptbahnhof gewankt- und da lag es auf der Straße- ein Bruchstück aus einer Autofeder. Irgendwie tat's mir leid, "naja kommst halt mit, mal sehen was aus Dir wird..."
Ich habe es am Schleifbock getestet und war begeistert- es funkelte fast wie mein Vergleichsstab C90!
Die Form habe ich werden lassen- und bin sehr zufrieden damit. Freihandgeschmiedet, Löcher für die Nieten durchgeschlagen und aufgerieben, zum Schluß das ganze noch nassgeschlichtet, ich brauchte eigentlich nur noch den Schneidenwinkel feilen.
Für die WB habe ich Holzkohle genommen, abgeschreckt in Salatöl ( soll ja lebensmittelecht sein). Angelassen ist es wie es weiland die Alten machten, ein Stück Stahl mit Nut auf helle Rotglut und dann das zu behandelnde Stück damit in engen Kontakt bringen. Man sieht sehr gut, wie die Anlassfarbe vom Rücken in Richtung Schneide kriecht und hat es so sehr gut unter Kontrolle. Außerdem ist es zeitsparend, statt über eine Stunde knapp ne Minute...
Auf jeden Fall geht die Klinge gut in Hartholz und ist auch schön elastisch.
Damit es nicht zu niedlich wirkt, habe ich mich zu einer einfachen Feilarbeit hinreißen lassen, ich denke es ist OK.
Die Hose ist Rindsleder, 3mm stark, vegetabil gegerbt, handgenäht mit umlaufendem Keder, leicht rotbraun gefärbt, mit Carnauba/Bienenwachs Mix getränkt, als Verschluß ein Beiltaschenknopf.
Es ist eher klein, 165mm, so kann man es am Gürtel tragen, in die Tasche stecken, oder ganz selbstbewußte können sich's um den Hals hängen.
Der Verschlußriemen ist nichts für Ästheten, er ist aber stabil und auch mit Handschuhen zu öffnen. (Selber getestet)
Wie gesagt, dass ganze ist weitab von Zierat und Schönheit, aber schon solide. Auf jeden Fall ist's ein Einzelstück, kleine Details wie Unterfütterung der Verschraubung vom Verschlußniet und der extra in Soda gehärtetete und verklebte Keder sind jetzt nicht auf den ersten Blick sichtbar aber erfüllen bestimmt ihren Zweck.
Das Messer selbst ist im vorhergehenden Beitrag beschrieben.
Das ganze wird am 14.09.2014 in 04924 Domsdorf zum Tag des offenen Denkmals/gleichzeitig Messerbörse Messerarbeitskreis Herzberg versteigert.
Der Erlös kommt der historischen Brikettfabrik Louise zugute und soll mit zu deren Erhalt und Betrieb dienen.
Viele Grüße, Andreas
Was kleines mit Schmiedehaut in Kuh...
Was kleines mit Schmiedehaut in Kuh...
28. August 2014 um 17:35
Zuletzt bearbeitet: 28. August 2014 um 17:36,
Andreas Pötzsch