Wootz bzw. Tiegeldamast herstellen

1. Mai 2016 um 23:57
Hallo Leute.
meine freunde und ich haben seit einiger Zeit versucht mittels eines Rennofens Eisenerz zu verhütten.
Nun hat es endlich geklappt und wir möchten einen Schritt weiter gehen.
Wie man die Stückchen Luppe ausheizt und homogenisiert ist uns bekannt und wurde schon teilweise in die Tat umgesetzt.
Wir möchten jetzt aber nicht alles zu Barren oder Eisenmessern verschmieden, sondern möchten gerne aus dem
hergestellten Luppeneisen Wootz bzw. Tiegeldamast herstelle.
Hat das jemand von Euch schonmal erfolgreich getan und könnte uns ein paar gute Tipp´s, Ratschläge oder sogar eine Anleitung dazu geben?

Wir müssten jetzt erstmal sowieso den Lehmofen dafür bauen aber das sollte kein Problem sein, denn Lehm und Platz sind vorhanden ;)
Welche verschiedenen Bauformen gibt es so und welche sind am Erfolgsversprechensten?
Ich kenne die Doku "Das Schwert der Wikinger" auf Youtube. Allerdings sieht man da nicht so viel und genau wird auch nicht darauf eingegangen.

Ich bin über jede Hilfe dankbar!

Gruß, Tom 
2. Mai 2016 um 05:21
Hallo Draugr,

schau dir mal jenes Video samt den 4 folgenden an. Die Leute haben auch versucht Wootz herzustellen. Scheint nicht ganz einfach zu sein, aber vielleicht hilft es dir (ich hoffe du bist des angelsächsichen mächtig). Viel Erfolg! 
2. Mai 2016 um 10:46
Danke für deinen Link, ist sehr interessant und kenne ich noch nicht.
Wir möchten das ganze gerne in einem alten Lehmofen machen.
Aber ich würde gerne wissen ob ich eben auch Tiegel aus Lehm nehmen kann oder die Kaputt gehen.
Oder eben Feuerbeton der um einen Flaschenboden geschmert wurde.
gibt ja evtl ein paar möglichkeiten.
Mit was habt Ihr so eure Erfahrungen gemacht und was würdet Ihr weiterempfehlen? 
2. Mai 2016 um 11:17
Wenn Du den richtigen mit einem entsprechenden Tonanteil hast, welcher aussintert, würde das sicher gehen. Wäre eine Überlegung, wie es Christoph (DL1LBN) bereits beschrieben hat, hier Schweineborsten beizumischen. Aber ob das mit Wald- und Wiesenlehm geht... Es gibt halt leider keine Aufzeichnungen zu der Vorgehensweise unserer Altvorderen. 

Die Frage die sich mir stellt: Möchtest du Wootz erfolgreich herstellen? Oder möchtest Du die Vorgehensweise historisch so exakt wie möglich nachstellen? Zwischen beidem liegt ein riesiger Spalt des Ergebnisses. Bei ersterem wirst wohl auf moderne Materialien zurückgreifen müssen, um nicht frustriert das ganze zu beenden. Bei letzterem wirst du sicher mit viel Aufwand nur ein mäßiges Ergebnis bekommen....
2. Mai 2016 um 11:23
Das ist eine gute Frage...
Ich denke, da möchte ich eher erfolgreich sein.
recht historisch wird dann ja schon eher der Ofen. Es soll so gut wie möglich werden.
Ich habe bisher ein paar Tiegel aus Ton von dieser Seite:  http://www.brennofen-handel.de/index.php?time=1462180845&seite=produktuebersicht&warengruppe=10702

Aber da weiß ich nicht ob die was taugen.
Was würdet Ihr mir also empfehlen, damit es klappt?

Gruß, Tom 
2. Mai 2016 um 12:35
Dann frag doch den Hersteller mal, für welche Temperaturen und Anwendungen die Tiegel gemacht sind. Nützt dir ja nix, wenn der die Temperatur nicht verträgt oder die Nebenbestandteile der Schlacke den Tiegel angreifen. Für letztes gibt der Stahlwerker gern Dolomit in die Mischung. Das schützt die Feuerfestschicht und ist ein Schlackebildner. Glassplitter mit rein bindet auch die Schlacke und bildet eine Schutzschicht über der Schmelze. Als Quelle für den Kohlenstoff würde ich meinen hochwertige Holzkohle oder reines Graphit, alles andere hat zu viele Nebenbestandteile, die dir die Schmelze versauen. Wie du den verschlossenen Tiegel erwärmst, ist dir überlassen. Kohle, Gas ... alles ist möglich. Kleiner Lehmofen mit Gebläse kann funktionieren. Das Problem wird werden, dass du die Schmelze nicht zu lang im geschmolzenen Zustand lassen solltest, da sich diese sonst "entmischt". Schmelzen muss die Mischung ja aber auch. Nur lässt sich das nicht überwachen (Du kannst ja nicht in den Tiegel gucken). Also viel versuchen und probieren. Mal ebenso schnell Wootz gemacht ist nicht ;)
Zuletzt bearbeitet: 2. Mai 2016 um 12:36, Christian Baum
2. Mai 2016 um 13:10
Der hatte sich recht schwammig mit seiner Antwort. In dieser konnte man fast alles hineininterpretieren.
"Die Tiegel halten Temperaturen über 1300°C aus..."
Da weiß man jetzt aber nicht ob auch höhere Temperaturen.
Warscheinlich muss ich wirklich alles mögliche mal ausprobieren.
Oder ich bekomme mal ne ordentliche Seite, die Tiegel für solche zwecke verkaufen zu Gesicht.
Das Internet scheint in der Hinsicht ja auch sehr sparsam zu sein mit solchen Informationen.
Natürlich ist ein schöner Wootz nicht mal eben schnell gemacht, das soll und brauch er gar nicht.
Aber wenn es funktioniert kann ich mich mit fast jeder Zeit und Material anfreunden ;) 
2. Mai 2016 um 14:27
Hm, naja, also wenn du so um 1,5% C haben willst, musst Du schon mit Schmelztemperaturen von 1450°C rechnen. Der Händler hat doch auch Graphittiegel. Die sind doch eher dafür geeignet dacht ich. Oder du fummelst dir wirklich was aus feuerfestem Zement mit Schweineborsten. Ansonsten sind die Infos aus den Videos schon ganz gut. 
2. Mai 2016 um 14:33
Graphit... hm...
Hast du oder wer anders damit schonmal konkret gearbeitet?
Ich bin mir da nämlich unsicher was das angeht. Ich weiß nicht ganz ob das Graphit dann als Kohlenstoff in den Wootz
übergeht.
Ansonsten müsste ich wirklich die Variante mit feuerfesten Zement probieren. 
2. Mai 2016 um 18:22
Tom, 

Alle gut gemeinten Ratschläge in Ehren, aber verliere keine Zeit und schreibe einfach die Leute an die wirklich Erfahrung haben. Die es schon gemacht haben.

So weit ich mich Erinnere hat Jokke bei Achim Wirtz gelernt, Schreibe einfach beide an und bitte um Unterstützung. Mit etwas Glück könnt Ihr dann zum Wohle aller Interessierten in diesem Forum alles Fachliche austauschen.


Zu den Tiegeln: Ich habe selbst schon Tiegeln aus Feuerbeton gegossen. Diese halten ohne weiteres 17-1800° C aus. Wie es mit der beständigkeit gegen zb. flüssiges Glas ist, welches soweit ich weiss ebenfalls beim Wootz kochen im Spiel ist ist aber eine andere Frage.

Gruß Rom. 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
2. Mai 2016 um 21:10
Hallo,
ja, Romain hat Recht, ich konnte eine Menge von Achim W lernen
und hatte einen eigenen threat im messerforum, der steht glaube ich auch noch:
http://www.messerforum.net/showthread.php?86118-K%F6nige-backen-oder-Wootzbruzzeln
(Forum Schmieden - Unterforum Essen und Verhütten: Könige backen oder Wootzbruzzeln
wurde auch über 60.000x angeklickt,
dort sind auf den letzten Seiten die links, die sich lohnen anzuschauen
vieles ist auf Englisch, also ran an den Speck

Einige Leute haben versucht, die Tiegel selber herzustellen,
ohne einen hohen Anteil von zB Reisschalen oder Vergleichbarem kann man es vergessen -
frag nen Keramiker wegen der Temperaturübergänge beim Brennen!
Die Tiegel die Romain ansprach würden funktionieren, fressen aber unglaublich Energie
da empfehle ich Ton-Graphit-Tiegel, die auch von Achim W vertrieben werden
mit denen habe ich gute Ergebnisse erzielt

1450° sind die unterste Grenze, die Du brauchen wirst, sicher ist es nur, wenn fast 1600° erreicht werden,
also in einem Koksfeuer, oder mit Antrazit
oder mit einem Gasbrenner, Venturi (der  muss sehr gut sein - für meinen Geschmack macht Niko Hynninen die Besten!)
oder einem mit extra Luftzufuhr (da gibt es doch einen netten Kollegen aus Hessen, der hier ab und zu noch unterwegs ist, der hat welche gebaut und erfolgreich betrieben!!!   Torsten! bitte melden!!!)

in einem irdenen Ofen sollte es auch gehen, (das hat Anne Feuerbach in Ihrer Doktorarbeit beschrieben) mit guter Holzkohle, gut kalibriert natürlich, aber mit einem guten Gebläse, da könnte man auch drei oder mehr Tiegel nutzen. Am Anfang ca 1kg Füllung nutzen, später dann so zwei...
braucht aber auch ne Menge Kohle

aber das Erschmelzen ist nur 1/10 der Arbeit
und selbst dabei kann schon eine ganze Menge schief gehen...
also
viel Spaß und Energie

Jokke
Zuletzt bearbeitet: 2. Mai 2016 um 21:14, Jokke J-L
2. Mai 2016 um 21:53
Willkommen und Danke für dein Registrieren hier in diesem Forum, Jokke.
Auf eine  Produktive Zusammenarbeit.

Gruß Rom. 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
2. Mai 2016 um 22:49
Rom, ja da hast du Recht, und ich habe Achim Wirtz auch schon bei Facebook eine Nachricht geschrieben gehabt.
Gab aber noch keine Antwort von ihm.
Mir fällt immer wieder auf, dass es viele mit Tiegeln aus Graphit schaffen, dann probiere ich es erstmal damit.
Ich weiß aber leider immer noch nicht, ob der Grafit als C in den Stahl hineindiffundiert ;)
Aber gut dass du mich dennoch nochmal auf den Boden zurück holst und mich daran erinnerst ^^

Hallo Jokke,
Um es nochmal kurz zu erklären wir (meine Freunde und ich) wollen versuchen Wootz herzustellen.
Das ganze sollte so ähnlich ablaufen wie in der Doku des Ulfberth´s auf Youtube.
Eisen haben wir nun endlich erfolgreich herstellen können, der Rom war mir dabei eine riesen Hilfe!
Ohne Ihn hätte ich es wohl nie geschafft! Rom, dir nochmal ein dickes Dankeschön!

Ich habe nun also vor einen Ofen aus Lehm und Lehmziegeln zu bauen.
Wenn du mir sagst, dass Graphittiegel ok sind, dann werde ich diese selbstverständlich mal ausprobieren.

Bei dem Forum, welches du mir empfohlen hast werd ich zwischenzeitlich sehr sehr viel zu lesen haben :)
Vielen Dank Euch beiden für Eure ernsthafte und geduldige Unterstützung!

Gruß, Tom
 
8. Mai 2016 um 13:55
Bin schon länger hier registriert, Romain, nur recht selten online dabei!
aber die Idee, mich via fb zu kontaktieren, war schon richtig

lieben Gruß
Jokke
8. Mai 2016 um 14:12
hier ein paar "Rezepte" um selber Tiegel zu machen,
alles auf Englisch und alles aus dem net zusammengeklaubt:
1)
7 parts of chamotte ( crushed firebrick )
3 parts of FIREclay
1 part of graphite

2)
Arranged in order of weight:
Grog (20 to fines) 13.25 lbs. Grog is a sand brown color gritty stuff, crushed calcined clay.
Tennessee ball clay, old mine #4 5.00 lbs, a medium body clay, grayish.
Ball Clay Al2O3:2SiO2:2H2O*
Georgia kaolin 4.25 lbs, a very white fine clay.
Edgars plastic kaolin (EPK) 1.25 lbs adds to thermal shock resistance
Potash feldspar 12.00 oz acts as a flux Feldspar K2O or Na2 Al2O3:6SiO2*
Spodumene 8.00 oz reduces thermal expansion Li2O:Al2O3:4SiO2*
Water 5.25 lbs (It may seem that you need more, but be careful.)
Final weight was 32 pounds in the container (30.25 calculated.)


die ollen Inder haben die selbstgemachten Dinger dann in der Regel nur gut trocknen lassen und nicht vorher gebrannt, sie haben reichlich Reisspelzen verbraucht um den Ton mit Carbonmaterial aufzufüllen und das Reißen zu verhindern,

deshalb nehme ich lieber moderne Tiegel..
viel Erfolg!

Jokke