japanische Schwertschmiede - Frage zur Körperhaltung und Hämmer

28. April 2013 um 11:43
Mahlzeit, liebe Schmiedegemeinde!!

hab schon öfters davon gehört das Asiaten im Sitzen schmieden und fand vor kurzem in einem englischen Graveur-Forum einen Bericht über einen Samureischwert-Schmiedefamilienbetrieb.

The Engraver's Cafe - Samurai Swordmaker Katsuo Kato The 25th Kanefusa Fujiwara

nun zu meiner Frage ob jemand von euch schon mal im Sitzen geschmiedet hat, und ob ihr es von der Körperhaltung her angenehm fandet??!

wie auf dem Bild zu sehen steht der Zuschläger so wie wir es gewohnt sind, nur muss er viel tiefer hinunter was ich mir unangenehm vorstelle 
die lange Hammerform wird das wohl kaum ausgleichen oder?!
... was mich zu meiner nächsten Frage führt ob jemand von euch schon mit so einem Hammer geschmiedet hat? 

japanoct20082202.jpg 

danke im vorhinein für die Antworten,

lg Johannes


ps: Socken und Flip-Flops?!  
"A dream you dream alone is a dream. A dream you dream together is reality"
John Lennon

29. April 2013 um 22:03
Soo Johannes, da ich ja sonst nix zu tun habe spiele ich jetzt mal für dich Versuchskanninchen
Nee Spaß, so ein Hammer stand ja wie gesagt schon auf meiner Liste und ich hatte heute ein bisschen Zeit übrig

Japanischer Hammer, 1kg Kopfgewicht:

CIMG1127.jpg

CIMG1128.jpg

Leider konnte ich noch nicht damit schmieden. Ich hab ihn nur mal ein bisschen auf dem Amboss titschen lassen.
Fühlt sich ungewohnt an, aber durchaus brauchbar!!
Ich werde auf jeden Fall berichten wenn ich die Tage mal ne Runde damit geschmiedet habe. Ob ich im Sitzen schmiede weiß ich noch nicht, aber vielleicht probier ich auch das mal aus

@Hacheschmied:
Sehr cooles Bild!
Ich versteh wie die Bank funktioniert. Du sitzt halb drauf und deine Beine laufen unten durch.


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 29. April 2013 um 22:04, Wilhelm Weyer
29. April 2013 um 21:22
Hallo nochmal,

ich hab hier mal n altes Foto von mir gefunden wo ich im Knien arbeite... Historische Schmiede da sieht man auch so ganz leicht die von mir angesprochene Kniebank auf der ich Sitze.

Zu dem Zuschläger kann ich mir auch vorstellen, das durch die ganze Bewegung des Körpers hier auch noch mehr Schwung (wie Willi schon schrieb) in die Sache kommt. Aus dem Kampfsport (Stockkampf) weiß ich das man hier seine Körpermasse eben auch für die Schlagwucht eingesetzt hat. So ein Schlag (mit einem Eichenbo) mit ganzer Körpermasse hätte gefühlt den Kopf des Gegners bis zum Hals gespalten.. Also kann man mit dem Hammerkopfgewicht runter gehen (auch durch die einseitige Hammerform) wie auch dadurch das man den ganzen Körper einsetzt.

Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
28. April 2013 um 23:36
Hallo Johannes,

mir fallen verschiedene Aspekte ein:

Wie Lutz (Hacheschmied) schon sagte ist es eine entspanntere Position. Allerings ist die Bewegungsfreiheit und die Reichweite eingeschränkt. Man kann also nicht um den Amboss tanzen wie ein Kunstschmied es zeitweise tut

Wenn du jedoch nur Schwerter oder Klingen schmieden willst (so wie die Japaner...Klichee) dann brauchst du diese Bewegungsfreiheit garnicht und dann ist die Position vielleicht durchaus vorteilhaft.
Bedingung ist natürlich, dass deine Knie das Ganze mitmachen Wobei ich die Lösung von Lutz durchaus interessant finde!

Ein weiterer Punkt ist der Hammer. Oft sind die Stiele, oder manchmal sogar die Köpfe der Handhämmer leicht gekrümmt.
Beispiel
Video (es wird viel rumgelabert, aber nach 15min sieht man das schmieden)
Ich denke, dass diese Biegung durchaus ihren Sinn hat. Da man ja vor dem Amboss sitzt und nicht so wie sonst daneben steht kann man den Arm nicht ganz durch schwingen.
Physiologisch ist eine Biegung, aber auch die kopflastige Hammerform also sinnvoll.
Ebenso ist die besondere Hammerform gut geeignet um Schneiden anzusetzten. Sieht man im Video z.B. bei 19:30 min mal kurz.

So wie ich das sehe bringt die Kopflastigkeit ein anderes Schwingverhalten und erfordert eine andere Armhaltung um gerade auf das Werkstück zu treffen und da muss man sich eben drauf einstellen.

Ich habe selber noch nicht ausführlich mit einem japanischen Hammer geschmiedet. Allerdings steht ein kleiner 1kg Japaner schon auf meiner Liste und wird in den nächsten Wochen sicher mal angefertigt.
Ich kenne das Schwingverhalten jedoch von verschiedenen Treibhämmern, die eine ähnliche Geometrie haben.


Zu den Vorschlaghämmern kann ich nur sagen, dass sie mir eher leicht vorkommen. Während die Vorschlaghämmer bei uns meistens 5kg wiegen kommen die auf dem Bild und im Video in die Ecke von ca. 3kg (schätze ich).
Wenn man sich anschaut, dass ich z.B. gerne mal einen 3kg Hammer mit einer Hand bediene, dann ist die Arbeit mit solch einem leichten Vorschlaghammer natürlich mehr darauf ausgelegt, dass der Zuschläger mit viel Schwung arbeitet.
Das sieht man auf deinem Bild ja ganz gut.
Ich denke aber, dass die Form des Hammers aber auch der lange Stiel ihren Teil dazu beitragen, dass man doch recht gut mit Schwung arbeiten kann und sich auch nicht so tief runterbeugen muss wie es zunächst scheint.

Ähnliche Hämmer siehst du in diesem Video ganz eindrücklich in Aktion!


Ich hoffe ich konnte dir weiter helfen!
Gruß
Willi


Edit:
Wer so einen Hammer mal ausprobieren möchte ohne sich direkt einen zu schmieden oder zu kaufen, der kann von einem Kugelhammer das Kugelende abschneiden und hat dann einen ziemlich kopflastigen Hammer, der einem Japaner schon nahe kommt.
Nur so ne Idee
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 29. April 2013 um 09:45, Wilhelm Weyer
28. April 2013 um 19:46
Hallo,

ich habe es öfters mal ausprobiert, also das Schmieden im Sitzen bzw. Knien... es ist ansich ganz angenehm, allerdings ist der Arbeitsplatz sehr eng, da man ja nicht ständig aufstehen möchte etc. Ich hab mir allerdings hierfür dann auch Kniebänke bauen lassen die man quasie über die Beine gestellt hat und darauf gesessen hat.. hierdurch wurden die Knie stark entlastet und man konnte so stundenlang ermütungsfrei Knien..
Fazit: ungewohnt, aber durchaus praktikabel ....
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
28. April 2013 um 12:55
Also was ich von Schmieden nur bisher gehört habe, dass das Schmieden im sitzen jedenfalls die Präzision erhöht, da man die restlichen Körperfunktionen die zur Balance beim stehen benötigt werden im Prinzip anders umgesetzt werden.
Ob es angenehm ist, weiß ich nicht.

Habe auch schon mal mit nem japanischen Hammer geschmiedet. Ich fande es ungewohnt, besonders beim Ausschmieden bzw. treiben hat mir irgendwie die Kraft bei der Hammerform gefehlt, die ich von roundings oder deutschen Hämmern anders kenne.

MfG    
Wan ich das Schwert tue aufheben
wünsch ich dem Sünder das ewig Leben