Schneide Nassschmieden

11. Februar 2012 um 15:17
Hallo,
ich sehe oftmals in Schmiedevideos und Reportagen über Katanas, dass die Ambossbahn und eventl. der Hammer nass gemcht werden.
Ich habe nun auch schon seit Wihnachten mir ein Katanaähnliches Schwert aus einer Spiralfeder in Form geschmiedet.
Es hat ungefähr noch eine Stärke von 5-6 mm.   
Nur möchte ich das nicht mit dem gammligen BS250 schleifen,: da wie jeder weiß, das Band bei einem Schwert stehen bleibt!  *reim* 

Ich habe jedenfalls gehört, dass man das deswegen mit Wasser bearbeitet, damit unreinheiten weggehen.
Weil ich also nicht den Bandschleifer sowie Bänder opfern wil, habe ich vor mir lieber die Schneide zu schmieden, bevor ich mir das Material runterschleife.

Kurz um: Bringt es was, Wasser zu verwenden und damit die Schneide zu schmieden?


MfG     
Wan ich das Schwert tue aufheben
wünsch ich dem Sünder das ewig Leben
11. Februar 2012 um 16:51
Der Trick mit dem Wasser soll ja folgendes bewirken. Zwischen Amboss und Klinge bildet sich schlagartig Dampf, der entweichen will. Dadurch kann das Werkstück auch von der Ambossseite her Verformungsarbeit erfahren (wenns ein guter planer amboss ist, kann das wie ein schlichthammer wirken). Inwieweit dass für einen Anfänger Sinn macht, wage ich zu bezweifeln, da vor allem die relativ dünnen Klingengeometrien zu schnell auskühlen und bei zu niedriger Temperatur sich die Rissgefahr erhöht.

Der beste "Trick" eine saubere Oberfläche hinzubekommen ist der, die Klingen ordentlich mit der Drahtbürste zu reinigen, bevor man schmiedet. Dabei entfernt man den Zunder, der sonst unregelmäßige Macken in der Oberfläche hinterlässt.

Ich weiß nicht, in wie weit du dich mit dem Katanaschmieden beschäftigt hast. Jedoch wird in "Japanische Schwertschmiedekunst" von Kapp und Yoshihara erwähnt, dass die Klingen ziemlich dick belassen werden (2-2,5mm). Dann wird gehärtet und der rest wird runtergeschliffen, meist mit groben Banksteinen oder an wassergekühlten Sandsteinen, die ähnliche Durchmesser wie unsere Mühlensteine haben.

Ich würde also folgendermaßen vorgehen. Wenn du den Rohling ausgearbeitet hast, bring symmetrisch von der Spitze Richtung Angel die Schneide an, das Schwert wird sich ca. noch um 10% in Längsrichtung ausdehnen. Wenn das geschehen ist, feilen oder schleifen, bis du saubere Oberflächen hast und mit der Linienführung zufrieden bist. Ich weiß nicht, ob du einen Hamon mit 55Si6 hinbekommst, daher würde ich in Öl härten. Nach dem Anlassen vorsichtig auf dem Bandschleifer bearbeiten, Bänder nicht zu stumpf werden lassen und mit Wasser kühlen. Später wirst du dann eine gute Zeitlang mit Schleifleinen per hand weiterarbeiten müssen, bis das finish stimmt.

Ach ja und mach doch mal photos, bin wirklich "scharf" auf das Teil.
Zuletzt bearbeitet: 11. Februar 2012 um 16:53, Philippe Brasseur
11. Februar 2012 um 16:54
Hm bei den Reportage habe ich das auch immer gesehen. Den wahren Sinn davon habe ich bis jetzt auch nicht so recht verstanden. Nur einige Meinungen darüber gehört.

Geschichte 1.
Reinigen: Das Wasser kühlt die Oberfläche des Stahls ab (nur eine ganz geringe Schicht) und dadurch platzt diese oberste Zunderschicht ab die sich mit dem Luftsauerstoff verbunden hat.

Geschichte 2.
Dampfschläge: Das Wasser auf dem Hammer verdampft beim Kontakt mit dem glühenden Stahl. Durch diese Explosion werden die Schläge noch etwas härter.

Zu 1: Warum versucht man die Oxidationsschicht abzuschlagen, obwohl sich ständig Neue bildet ?
Zu 2: Wenn ich im Regen Schmiede (was leider öfters vorkommt)  sind diese Dampfexplosionen fürchterlich unangenehm. Mir ist schonmal vorgekommen das es ein Teil der Oberfläche rausgerissen hat. (Ob des an dem miese Material oder mein Unvermögen diese Technik zu beherschen liegt, kann ich nicht sagen.) Aber es ist immer ein Spaß unbemerkt die Hammerbahn des Kollegen zu befeuchten. Ebenso wie Eisenspäne dem Andern ins Feuer werfen.

Was sagen die Anderen?
"Hammer und Schw*** benutzt man ganz"... sagte ein alter Schmied der mich damit darauf hinwies, das ich den Hammer anders halten soll.  
Zuletzt bearbeitet: 11. Februar 2012 um 16:56, Robin Kolb
11. Februar 2012 um 17:11
Es ist in der Tat so dass man damit die Oberfläche des Werkstückes reinigen oder sauber halten kann. Mein cousin meint allerdings dass es sich nicht um Dampf sondern Wasserstoff handelt der durch sehr große Hitze und hohem Druck gebildet wird und schlagartig zerfällt. Sei´s wie es will. Das letzte mal als ich auf diese Art gearbeitet hab gab es so einen Schlag dass ich dachte es hat mit die Scheiben rausgehauen. 3 Tage hat der clown in meinem Kopf gepfiffen

Es ist durchaus möglich auf diese Art Damastpackete zusätzlich vor dem Falten zu reinigen und auch Rohklingen können vor dem Feinschmieden so gereinigt werden - besonders wenn mann doch mal Zunder mit eingeschmiedet hat. Allerdings sollten wie schon erwähnt die Materialstärken dick genug sein und vor allem Stähle die zum Lufthärten neigen vertragen diese Behandlung nicht gut (90MnCrV8). Auf die Drahtbürste verzichte ich jedenfalls nie.
11. Februar 2012 um 17:34
Danke für die Superinfos!!
Bilder kommen natürlich auch noch;)
Werde das mal nächste Woche entwedeser in der Gas oder Kohleesse ausprobieren  
Wan ich das Schwert tue aufheben
wünsch ich dem Sünder das ewig Leben
11. Februar 2012 um 19:46
Ich wurde das nicht mit den traditionellen Japanern vergleichen,die machen was ganz anderes.

Die nehmen keinen Si-Stahl der im Gegensatz zu den Japanern auch noch Mn enthält und du hast keinen Schichtenaufbau aus gereinigtem Luppenmaterial ohne verändernde Begleitellenente.

Du brauchst dir nur im Blauen die Beiträge über Schwerter aus Si/Federstahl durchzulesen.

Hast du dir auch schon Gedanken Über das Normalisieren,Härten und Anlassen(Selektiv oder Federhart um die 400°C )bei diesen Dimensionen gemacht (geeignete Mittel vorhanden) ?,da ist das schleifen und die Frage nach dem Wasser auf dem Amboss das kleinste Problem.

Gruß Maik
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11. Februar 2012 um 20:34

Was meinst du mit Blauem?
Wenn ich die Schneide und somit den Schneidwinkel habe, dann feile oder nehm ich den Schleifer.
Das härten lass ich machen, also bei jemandem der mir schonmal ein Schwerst gehärtet hat (schmiedeglut.de)
Natürlich sind das Welten unterschied zw. Japanern und meinem Federstahlschwert aber mir ging es ja ums Prinzip mit dem Wasser


MfG    

Wan ich das Schwert tue aufheben
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11. Februar 2012 um 21:06
Ich werde einmal Damastschmied vorgreifen. Mit dem "blauen" ist das Messerforum gemeint. Dort gibt es auch den ein oder anderen Thread zum Klingenschmieden/Schwertschmieden, allerdings wird sehr viel Wert darauf gelegt, die Forensuche zu nutzen. Das kann zuweilen ganz schön ermüdent sein, da es wirklich haufenweise Themen gibt, ist aber besser, wenn man es sich nicht mit den etablierten Mitgliedern verschertzen will.
11. Februar 2012 um 21:08
Alles schon gehabt, deswegen ziehe ich auch generell dieses Forum vor!
Habe da aber keine Infos zu diesem Thema gefunden.

MFG  
Wan ich das Schwert tue aufheben
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12. Februar 2012 um 11:14
Kurz um: Bringt es was, Wasser zu verwenden und damit die Schneide zu schmieden?

Bei Si-Stahl und schmieden im richtigen Temperaturbereich wird sich die Frage erst garnicht stellen,oder ?.

Beim Raffinierprozes/"Feuerverschweißen" ist es was anderes und vielleicht auch beim Endschmieden von "Reinen"Kohlenstoffstählen ohne Mn usw.

Kaufe dir lieber billige Sensensteine von der harten Sorte,damit ist es dann auch nicht so schwer einiges herunter zu holen und Lunker rauszuziehen,ansonsten könnte da auch Schmiedeglut weiter helfen.

Gruß Maik
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Zuletzt bearbeitet: 12. Februar 2012 um 11:15, Maik Schnitzer
12. Februar 2012 um 11:40
Meinst du also, dass es sich nicht lohnt die Schneide zu schmieden, sondern von Hand auf einem Stein die schneide Schleifen?!
Wan ich das Schwert tue aufheben
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12. Februar 2012 um 14:40
Interessante Fragestellung, wie hoch sind jeweils die Abträge von harten Steinen im Vergleich zu Feilen. Ich habe bisher nur mit Feilen gearbeitet. Hat da jemand Erfahrungswerte?
Solltest du nicht über maschinelles Gerät verfügen, wie einen Bandschleifer, kannst du, um dir Arbeit zu ersparen, mit einer Flex und einer Fächerscheibe an der zukünftigen Schneide schonmal vorab Material abtragen.

Es gibt dazu etliche Tutorials, schau z.B. mal hier:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=EGKp2TUPi4U#t=123s

Mfg Pascal
Zuletzt bearbeitet: 12. Februar 2012 um 15:06, Buchsenklopper
12. Februar 2012 um 16:18
Also ich hab sowohl den unprofessionellen BS250, als auch Bosch groß und kleine Flex.

MfG
Wan ich das Schwert tue aufheben
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12. Februar 2012 um 19:29
@Buchsenklopper

Mir geht es ja darum das Falke wegen Lunker/Verzug noch etwas stehen lassen soll und damit der Bandschleifer und Bänder (wahrscheinlich Trockenund Heiß) sich Harte Sensensteine besorgt,deshalb Harte weil die Weichen wenn sie gewässert sind,sich schneller abnutzen.
Wenn die Klinge(Weichglühen wurde ja nicht erwähnt) Schmiedehart ist,würde ich aber vor dem Härten auch keine Feile nehmen,es sei den man braucht sowieso wieder welche zum verarbeiten zB.im Damast,so mache ich das jedenfalls.

Gruß Maik
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13. Februar 2012 um 01:29
Hi, ich habe grad was gelesen in einem Buch, aber noch nicht ausprobiert, denke aber, das trifft den Grund des "Nasschmiedens":

"Soll die Schlichtfläche besonders glatt und sauber werden, wird die Amboßbahn mit Wasser angefeuchtet (Naßschlichten). Dadurch wird die mit Hambershclag behaftete Außenschicht des zu schlichtenenden Schmiedestücks abgeschreckt, und sie schrumpft schneller als die darunterliegende Werkstoffschicht. Zwischen beiden Schichten entstehen Spannungen. Die Hamberschläge sprengen den anhaftenden spröden Hammerschlag vollständig ab. Es entsteht eine sehr glatte Schlichtfläche"
(Der Schmied am Amboß, Hundeshagen)