Ketten-Damast/Laminat

1. Februar 2013 um 16:35
Hallo Zusammen,

hier zwei Arbeiten zum Thema Ketten-Damast von mir, die in letzter Zeit entstanden sind.

Beide Messer wurden nach dem gleichen Prinzip gefertigt.
Die Kette zu einem Paket zusammengelegt und verschweißt. Bei der Fahrradkette hab ich die gesamte Kette genommen. Beim Motorrad natürlich nur ein kurzes Stück.
Die Schweißung aus mehreren Richtungen durchgeführt damit auch ein kompakter Block entsteht und alles verschweißt wird. Anschließend hab ich das Paket einmal gefaltet um die einzelnen Bestandteile der Kette nach stärker zu vermischen und um das Material weiter zu komprimieren.
Damit ist der schwierigste Teil der Arbeit schon getan

Dann in die Länge geschmiedet und geteilt. Aus den zwei Stücken, und einem passend ausgeschmiedetem Stück C45 ein Sandwich gestapelt und verschweißt. Der C45 ist nicht das ideale Material für eine Schneidlage aber immerhin besser als die unterschiedlichen Kettenbestandteile. Außerdem ist er sehr einfach zu bekommen, lässt sich gut schweißen und ich habe an die Klingen sowieso keine allzu hohen Leistungsansprüche.

Aus dem besagten Sandwich wurde dann das komplette Messer ausgeschmiedet. Die Messer aus einem Stück mag ich sehr gerne, da sie für mich einen stärkeren Bezug zum Schmieden haben. Das Schmieden ist´s was mir Spaß macht. Nicht das ewige Formschleifen und Griffmachen etc.


Hier natürlich Bilder:

Einmal Fahrradketten-Sandwich
CIMG0628.jpg

CIMG0629.jpg


Und hier der Motorradketten-Sandwich
CIMG0655.jpg

CIMG0656.jpg


Die Kontraste sind bei beiden nicht so super geworden, wie ich es mir erhofft hätte. Wobei der Reiz dieser Messer für mich vorallem darin liegt, dass man weiß dass es aus einer Fahrradkette/Motorradkette geschmiedet wurde.
Der Kontrast könnte natürlich nochmals verstärkt sichtbar gemacht werden durch ein besseres Schleifen/polieren der Oberfläche, was mir mangels Ausrüstung aber leider nicht Möglich ist.

Demnächst werde ich wahrscheinlich mal alte Motorsägeketten verarbeiten. Dabei dürfte der kontrast noch was besser werden, durch die Zähne der Kette, die wahrscheinlich einen höheren C-Gehalt haben als die Elemente einer Fahrradkette

Gruß
Willi




www.schmiedekunst-weyer.de
1. Februar 2013 um 17:07
Hallo Willi,

die Schweißungen sehen echt super aus. Wie hast du die Ketten fixiert. Draht oder Schweißpunkte?
1. Februar 2013 um 17:56
Hallo Willi.
Wieder mal, wie bei Dir zu erwartend, eine saubere Arbeit.
Eine Frage und Tipp hab ich aber noch?
Womit hast Du geätzt, und zum anderen versuchs mal mit Kaffee es Dunkel zu ätzen.
Hab den Tipp vom Maik geht echt.
Der pit03.
1. Februar 2013 um 20:29
Danke danke!

@Aeglos
Die Ketten hab ich zu einem Paket zusammengelegt und an den Enden mit dem Schweißgerät zusammen geheftet. An die eine Seite dann ne Haltestange dran.

@Pit
Ich hab beide Klingen mit Kaffee geätzt. Klappt gut, ich ätze mittlerweile nur noch damit.
Das Problem ist denke ich, dass die Stähle nicht viel hergeben und dass ich leider nicht mehr vom Schliff her rausholen kann.

Gruß
Willi 
www.schmiedekunst-weyer.de
1. Februar 2013 um 20:39
Kettendamast gibt schönen Kontrast wenn man ihn nicht faltet oder stapelt.
Dann kann man die Kettenglieder erkennen.
Die Schneidlage kannst Du schon am Anfang einlegen, dann lässt sich die Kette auch besser Schweißen.
Grüße Peter
meine Homepage

Einfach nur schön das Schmiedeleben



Zuletzt bearbeitet: 1. Februar 2013 um 20:41, Peter Bühl
1. Februar 2013 um 21:45
Hi Willi,
schaut doch ganz gut aus. Hast du die Kette vorher gereinigt?
Hab ich letztens auch versucht
(mit einem Draht zusammengewickelt) mir sind aber die ganzen "Nieten" rausgefallen, auch nachdem das Paket schon ganz gut verschweißt war, sonst habe ich keinen Makel bei den Schweißungen gefunden.
Hatte auch alle Temperaturbereiche durchprobiert.
Wäre es möglich, das dies nicht mit jeder Kette funktioniert?
War irgend eine Shimano-Kette um die 30€

Grüße,
Eisenbrenner
2. Februar 2013 um 00:31
Hallo zusamm,

@Schakaa:
Danke für den Tipp mit der Schneidlage von Anfang an. Ich habe schon Bilder von solchen Arbeiten gesehen. Bis jetzt hatte ich immer das Problem dass die Kette zu locker und zu lose war und mir auseinandergefallen ist wie Eisenbrenner es beschreibt. Um dann aus der Kette trotzdem ein Messer entstehen zu lassen hab ich´s dann einmal gefaltet...
Wenn die Schneidlage von Anfang an drin ist, dann dürfte es besser klappen.

@Eisenbrenner:
Die Fahrradkette war auf jeden Fall 10-15 Jahre alt und aus dem Schrott gezogen. Die Motorradkette keine Ahnung...
Beide Ketten hab ich unbehandelt verarbeitet. Höchstens ein bisschen abgebrüstet und dann gut Borax drauf.

Für zukünftige Projekte hab ich mir bereits aus der Schrottkiste eines Fahrradladens einen ganzen Haufen Fahrradketten besorgt. Ist ja egal wenn die verschlissen oder kaputt sind. Aber ich geb doch keine 30 Euro aus und kauf mir ne Neue!!!
Ob es da große Unterschiede zwischen verschiedenen Marken gibt kann ich nicht sagen, ich denke aber nicht.

Zu der Temperatur kann ich sagen dass es vorallem bei den Fahrradketten wichtig ist nicht zu hoch zu gehen, da dir die noch nicht verschweißte Kette sonst noch mehr auseinander fällt. Die Motorradkette ist hierbei massiver und stabiler.
Auch ist es ratsam nicht zu versuchen alles auf einmal zu verschweißen sondern sich mit mehreren Hitzen durch zu arbeiten.
Das heißt zum einen nicht das gesamte Paket auf einmal sondern von einer zu anderen Seite arbeiten. Noch wichtiger, nicht versuchen alles bis in den Kern mit einer Hitze zu schweißen sondern das Material über mehrere Schweißhitzen aus verschiedenen Richtungen langsam komprimieren bis es ein geschlossener Block ist.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
2. Februar 2013 um 09:38
Hallo Willi,
danke für die sehr ausführliche Antwort! So ungefähr hab ich es auch durchgeführt.
Wäre interessant ob dann auch die neuen Ketten alle funktionieren.
Aber ich geb doch keine 30 Euro aus und kauf mir ne Neue!!!
Wenn der Verschleiß eine gewisse %-Marke erreicht muss man halt sonst auch noch die Ritzel mit wechseln.
(War natürlich gebraucht  aber halt von mir drum weiß ich die Preiskategorie )

Grüße,
Eisenbrenner
Zuletzt bearbeitet: 2. Februar 2013 um 09:38, Eisenbrenner
2. Februar 2013 um 13:23
Das mit Fahrrad/Motorrad-Ketten kann ich bestätigen,haben bei mir damals auch keinen besonderen Kontrast gegeben,Antriebsketten von Landmaschinen waren da schon besser aber ohne Maschinenhammer.
Bei Kettensägeketten war es auch nicht besser,aber habe schon recht guten bei Stihl-Ketten-Klingen gesehen.

Könntest ja auch versuchen Stahldraht/Seil mit gut C-Gehalt mit einzuflechten.

Gruß Maik
Homepage
2. Februar 2013 um 17:53
In einem Amerikanischen Buch wurde sogar für Drahtseile das einflechten von nickeldraht vorgeschlagen.

2. Februar 2013 um 18:35
Ich hatte zumindest zwei unterschiedliche Seile genommen.

Gruß Maik
Homepage
14. Februar 2013 um 15:39
Hallo zusammen,

letzes Wochenende habe ich Besuch von einem Freund gehabt und er hat unter meiner Anleitung ein Fahrradkettenmesser geschmiedet.
Diesmal nach der von Peter beschriebenen Methode. Also die Schneidlage von Anfang an rein und nicht gefaltet.

Hier das Ergebnis:

CIMG0674.jpg

CIMG0676.jpg


Und hier noch ein Schlüsselanhänger den ich aus einem Reststück gemacht hab:

CIMG0677.jpg


Die Schweißungen sind nicht so super und wir mussten beim Schleifen viel Material weg nehmen. Meinem Kumpel hat das aber gereicht und er war hellauf begeistert.

Ich denke wenn man es ein bisschen übt kriegt man es durchaus noch besser hin.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
27. Januar 2014 um 07:43
Ich finde es superschön, da die Zeichnung total exakt ist...

Wenn du eine Schneidlage drin hast, die nicht gerade 1 mm dick ist, fehlt dem Messer ja trotzdem nichts an stabilität.

Gerade die "Nicht-Exaktheit" macht auch gerade den Schlüsselanhäner zu etwas besonderem, da man mit der richtigen Chemie dieses Muster auch locker drucken könnte.

Manchmal darf es nicht perfekt sein!!! TOLL