Messer schärfen

29. März 2015 um 18:03
Ich beschäftige mich nun schon sicher 5 Jahre mehr oder weniger intensiv mit dem Messer schärfen. Als Kind/Jugendlicher stand ich immer mit meinem Vater am Kubelschleifstein mit ordendlich Unwucht und durfte Kurbeln wenn mein Vater die Messer aus der Nachbarschaft schärfte. Dazu benutzte er einen Naturstein der vermutlich aus der Gegend von Sand am Main stammte und etwa ein Korn von J 400 haben dürfte und zwar so dass sich der Stein von ihm weg drehte. Nach dem schärfen zug er die Messer mehrmals durch Holz  und entfernte dann den Grad mit einem groben Wetzstahl oder schnitt ihn mit einem anderen Messer ab. (Kein Witz).

Das hab ich nach etlichen Versuchen einfach nicht geschaft nachzumachen. Also im Internet informiert, hauptsächlich aus Leo´s Messerschärfseite. Im Laufe der Jahre fanden verschiedene Banksteine vom Zische Kombistein bis zum Arkansas Naturstein, Abziehleder von SiC, Chromoxid, bis zu fertigen alten Ledern für Chirurgische Instrumente und einen Guten Nassschleifstein mit Filzscheibe aus dem Metzgerbedarf den Weg zu mir. Damit ist es nicht schwer mit dem entsprechenden Aufwand Messer bis auf Haarspalteschärfe zu bringen auch wenn das natürlich nur spielereinen sind. Normalerweise ende ich mit dem Belgischen Brocken oder Polierpaste.


Überraschender Weise waren nur meine engsten Freunde von der Schärfe beeindruckt. Diejenigen die die Messer meines Vater kannten, gaben mir meist auf die Frage ob sie mit den Messern zufrieden seien die Antwort: Dein Vater konnte Messer Schärfen.

Nachdem ich Daniels Vorstellung seines Apex Edge Pro sah, hab ich mich dann mal ran gemacht was ich schon lange vorhatte, nämlich sowas für meine 200mm Banksteine nachzubauen. Es war zwar überraschend viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt. Nun konnte ich endlich mal probieren, idiotensicher Papas Schärfe zu erreichen. Und - es geht wirklich. Auch wenn es sehr ungewohnt ist, direkt nach solch einem groben Stein ohne Belgischen Brocken oder Abziehleder zu enden. Ums auf die Spitze zu treiben verwende ich zum entfernen des Grates außer Holz nur meinen polierten Wetzstahl. Es ist nicht ganz einfach so den Grad sauber zu entfernen, aber nur so behalte ich die extrem aggressive "Zahnung" der Schneide bei. Um die Schneide stabil zu halten schärfe ich einen Schneidenwinkel von 35° statt wie zuvor etwa 25°-30°.  Die feinen Steine verwende ich momentan nur für meine Messer oder für Werkzeuge.

Plötzlich bekomme ich von allen Seite begeisterte Zusprüche wie scharf meine Messer seien. Druckschnitt oder Schärfetests scheinen niemanden zu interessieren. Das sind aber auch alle Normalnutzer und keine Messerverrückte mit Japanischen Messern oder so.

Ich bin gespannt wie die Resonanz auf lange Zeit sein wird.

Kommt euch das bekannt vor? Wie wurden denn früher sonst so bei euch Messer geschärft? Wer schärft von euch noch unterhalb J 1000?


P.S. Schärfe ist natürlich schlecht zu beschreiben, sowohl feine Schneiden als auch die groben schneiden Tomaten oder Zwiebeln gleich gut. Meine Freundin hat aber sonst bei den feinen Schneiden selbst nach dem durchtrennen noch 4-5 Züge mit viel Druck auf dem Teller geschnitten, was sie jetzt nicht mehr macht. Auch durfte ich regelmäßig diese dünnen Kunststoffschneidunterlagen entfernen weil sie einfach durchgeschnitten waren.

Ich habe mal nen Bericht über Sounddesigner gesehen in dem berichtet wurde, dass z.B. Staubsauger viel leiser sein könnten, aber die Standartanwender damit nicht zufrieden wären, da sie dächten, das Gerät hätte keine Leistung. Deshalb wären auch die Staubsaugerrohre aus Metall damit man der Schmutz klimpern höhren könne.

Ich vermute ähnlich verhält es sich mit den groben Schneiden, die Leute wollen scheinbar das "Sägegefühl".

Fakt ist, dass die groben Schneiden Brot oder Brötchenkruste leichter aufbrechen.
Zuletzt bearbeitet: 29. März 2015 um 19:06
29. März 2015 um 19:32
Hallo Kläus,

ich vermute du bist da auf der richtigen Spur. Hier in der Gegend hab ich bis jetzt nur einen recht feinen Schleifstein gesehen.. und das war von der Stellenmacherei.. auch mit ner tierischen Unwucht.

Die Handschleifsteine sind recht Grob und würden Messertechnisch eher als Schruppstein bezeichnet, aber sie machen die Messer so scharf wie es gewünscht war / ist. Ich denke da ist einfach der Anspruch an einer Schneide ein andere.. u.a. auch, wie du schon vermutest.. aus Unwissenheit.

Zudem ists ja so.. der Stift der Vergangenheit malt gülden... also.. Früher waren auch die Messer schärfer ;)
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
29. März 2015 um 20:11

Moin zusammen ,

also ich bin ja gelernter Fleischer und wir haben die Messer immer auf einem Bandschleifer geschärft bei dem das Band  in einem Wasserbad lief.

Die Körnung ging nie über 120er hinaus und abgezogen ,also den Grad entfernt, wurde auf einer Filzscheiben die mit Schleifpaste "eingeschmiert" wurde. Das ging schnell und die Messer waren immer schön scharf zum Schlachten und auslösen etc.

Mitlerweile bin ich ja nun nicht mehr in meinem Beruf tätig und schleife meine Messer auf einem 400er und 1000er naßstein weler aus gute resultate liefert ,den grad (der bei weitem schmaler ist als mit Bandschleifer geschliffen) ziehe ich auf einem Lederriemen ab .Abbei wird der Grad immer iweder umgelegt und "bricht " dann ab und die Klinge ist super scharf ähnlich wie bei Rasiermessern.

Die abziehGurte gibt es nuch zu kaufen ,teils auch auf Holzgriffen montiert wegen der besseren Handhabung

 

Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
29. März 2015 um 20:35
@ Jörg

Ist Dein Lederriemen behandelt? Und mit was? Mit einem unbehandelten Lederriemen schaffe ich es nur sehr schwer nach meinem groben Stein den Grad vollständig zu entfernen. Mit den mit Pasten behandelten Riemen wird das Ergebnis eher wie nach einem 2000er Stein. Lederfett scheint die Abziehleistung unbehandelter Riemen zu steigern, das hab ich aber noch nicht ausreichend getestet. Jedenfalls scheind das Ganze ein interessantes Thema zu sein. 
29. März 2015 um 22:09
Also ehrlich klaus ich hab meinen Koppelgürtel benutze aber ich hab da eine Seite gefunden da gibts sowas profesionellStreichriemen . Die werden dann auch mit paste eingestrichen
Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
29. März 2015 um 22:16
Ich freue mich da regelmäßig über meinen Pliestbock mit den passenden scheiben.. diese benutz ich allerdings auch mit polierpaste einfach...

hatte auch mal für n bandschleifer mit n lederband gemacht.. das ist allerdings nur mit vorsicht zu genießen gewesen.. funzte aber super
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
30. März 2015 um 16:54
@ Jörg

Das war nicht als Kritik gemeint und dass ein einfacher Lederriemen funktioniert ist unumstritten. Im Grunde ist Messerschleifen auch Idiotensicher solange man von beiden Seiten bis über die Schneidenmitte schleift was sich am Schleifgrad überprüfen lässt. Das entscheidende am schärfen ist, den Schleifgrad sauber zu entfernen ohne die Schneide wieder zu verrunden. Wenn man den Grad am Stein vorsichtig ausdünnt, lässt er sich auch auf dem blanken Leder entfernen und behält die grobe Schneide bei. Deutlich leichter kann man mit Polierpaste den Grad entfernen, dabei wird sehr fein geschliffen und der Grad so ausgedünnt bis er abfällt. Zugleich wird durch die Politur die Oberfläche veredelt. Dabei wird aber eine deutlich feinere Schneide erzeugt, was ich momentan eben mal nicht haben, sondern den entgegengesetzten Weg testen will. Deshalb interessiert mich deine Art zu schärfen umso mehr.

Mal nebenbei erwähnt. Ich rasiere mich seit Jahren mit dem Rasiermesser. Diese müssen vor jedem benutzen abgezogen werden um die Schneide wieder aufzurichten, sonst wird die Rasur sehr unangenehm, da sich die extrem fein geschliffene Schneide beim Rasieren leicht umlegt. Das mache ich auch auf blankem Leder. Habe ich mal kein Leder zur Hand, ziehe ich auf dem Handballen ab. Und auch das funktioniert, allerdings nur bei Rasiermessern.
31. März 2015 um 17:20
@ Klaeus,hab ich auch nichts als Kritik aufgefasst .wollte damit nur sagen das ich nichts besonderes dafür benutze.
Das mit der Streichriemen Seite fand ich nur interessant und zum Thema passend.
Die alten Frisoere Hafen ja auch so lange Abziehrimen im Salon hængen,schade habe verpasst den von meinem Nachbarn mitzunehmen  als er den Laden g.erschlossen hat.
Aber über den Handballen abziehen ,Mann hast du eine hart haut😁😁😁😁 
Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren