C45 + Kugellager = ??? Monostahl selber machen

28. Februar 2013 um 20:32
Hallo zusammen,

ich hatte die Woche ein bisschen Langeweile und habe ein kleines Messerchen geschmiedet.

Als ich vor gut einem Jahr bei Peter Broich (pit03) zu Besuch war erzählte er mir von einem Freund von ihm. Dieser hatte sich beim Schmieden eines Damastpakets verzählt und hatte am Ende ein 400-Lagen-Paket.
Laut Peter konnte man in der daraus ausgeschmiedeten Klinge kein Muster mehr erkennen, da die Lagen einfach zu fein waren.

Mit dieser Geschichte im Kopf hab ich nun in meiner Werkstatt gestanden....

Also hab ich mir zwei Stähle geschappt mit denen ich bisher gute Schweißergebnisse erzielt habe und hab mir ein Ziel in den Kopf gesetzt:
1000 Lagen

Angefangen mit einem 8-Lagen-Paket aus Kugellagerstahl und C45 hab ich mich dann langsam hoch gearbeitet.
3mal die Lagenzahl vervierfacht und dann nochmal verdoppelt:

8-->32-->128-->512-->1024 Lagen

Dann hab ich daraus dieses Messer ausgeschmiedet, 19cm Gesamtlänge:

CIMG0762.jpg

Nach dem Schleifen hab ichs mal probehalber geätzt: Homogen grau

Nur was hab ich da jetzt eigentlich? Wenn man davon ausgeht dass der Kugellagerstahl 1% Kohlenstoff besitzt, dann müsste das Messer vom Kohlenstoff her in der Ecke C70 liegen.
Von den anderen Legierungsbestandteilen weiß ich nichts, da ich die Zusammensetztung vom Kugellagerstahl nicht genau kenne.

Was haltet ihr von der Sache?
Klar es ist einfacher sich C70 direkt zu kaufen, aber nun habe ich ein Messer hier liegen von dem ich weiß dass es aus 1000 Lagen Stahl besteht und das sich nach meinen Versuchen prima zum Tomaten schneiden eignet


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
28. Februar 2013 um 20:56
Hallo Willi,

Verhoeven schreibt was zur Kohlenstoffmigration, bzw. zur Geschwindigkeit. Ich meine mich erinnern zu können, dass das ziemlich fix passiert, um einen C70 zu kreieren brauchst du je nach arbeitsweise bei deinem ausgangsmaterial vielleicht nur 300 Lagen. In deinem Packet hast du sowieso nicht viel Kontrast, und wenn dann noch der Kohlenstoff weg ist, bleibt eben grau übrig. Bei 2842 und 2796 zum Beispiel sieht man die 1000 Lagen immer noch, obwohl der Kohlenstoffgehalt sicher ebenfalls homogen ist.

Der Kugellagerstahl enthält aller Wahrscheinlichkeit nach noch um die 1,5% Chrom und natürlich wie alle industriellen Stähle einen Spritzer Mangan und Silizium.

Im Prinzip hast du einen Raffinierstahl imitiert und selbst dein Grau kann, wenn richtig gefinished, schon auf den Betrachter wirken, da man vielleicht die Schweißnähte noch erahnen kann und solche sachen. Aber das kann sehr aufwändig werden, wie man am beispiel japansicher Polituren vielleicht am einfachsten nachvollziehen kann.
1. März 2013 um 09:26
Im Prinzip hast du einen Raffinierstahl imitiert

Saubere Stähle Raffinieren ??,Schweißverbundstahl Ok,auch wenn es keinen eigentlichen Grund dafür gibt .

Sowas wie C45 würde ich nur als Sinn ansehen ihn im Damast zu verwenden wenn man einen Stahl hat der als Klinge für den zugedachten Gebrauch zu spröde wäre,aber da gibt es dann trotzdem bessere Kombinationen.

Grau wäre das Kugellager auch eventuell allein geworden,kommt auf das Ätzen auch an,Solo bekomme ich den Leo Ni-Stahl ja auch in einem Grau.

Wenn du nun Bock darauf hattest sowas zu machen OK aber um jetzt einen ungenauen Stahl um C70 zu machen,kann man Zeit und Material besser nutzen.

Wenn du Lust hast,lege doch den C45 in den Klingen Rücken ein und dann noch Differenziell anlassen und max.5mm Rückenstärke,dann hättest du was Zähes mit guter Schneide oder was für Biegetests.

Gruß Maik
Homepage
1. März 2013 um 14:22
Wenn du nun Bock darauf hattest sowas zu machen OK aber um jetzt einen ungenauen Stahl um C70 zu machen,kann man Zeit und Material besser nutzen.

Jaa, es ging hauptsächlich um den Fun-Faktor

Beim Ergebniss ist nicht klar wie die Zusammensetztung nun ist und auch optisch ist an dem Messer nicht viel von der aufwändigen Herstellung zu erkennen (sowohl geätzt als auch ungeätzt).

Ich hab nicht viel Material verbraucht und hatte meinen Spaß, auch wenn ich keinen Nutzen aus der Aktion gezogen habe

In diesem Sinne!

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
1. März 2013 um 20:34
Hallo Willi und alle anderen.

Als ich vor gut einem Jahr bei Peter Broich (pit03) zu Besuch war erzählte er mir von einem Freund von ihm. Dieser hatte sich beim Schmieden eines Damastpakets verzählt und hatte am Ende ein 400-Lagen-Paket. Laut Peter konnte man in der daraus ausgeschmiedeten Klinge kein Muster mehr erkennen, da die Lagen einfach zu fein waren.

Ja das war allerdings eine Kontrastreiche kombination aus 1.2767 + 1.2842 und es waren fast 1000 Lagen, aus versehen wohlgemerkt!

Im Prinzip hast du einen Raffinierstahl imitiert

Genau das hast Du gemacht! Aber wie auch Maik sagte
Saubere Stähle Raffinieren ??,Schweißverbundstahl Ok,auch wenn es keinen eigentlichen Grund dafür gibt

Hat es Dir ja echt spass gemacht die vorgehensweise des Rafenierens mal nach zu vollziehen.
Und so sieht ein Rafenierblock aus dem Oelchenshammer in Engelskirchen aus. Dort wurde der berühmte Janusstahl aus der späteren Firma Dörrenberg geschmiedet!



In Hintergrund noch eine Luppe vom Rohmaterial.

Gruß der pit03.

1. März 2013 um 22:47
Nabend

ich kann mir das fast nicht vorstellen das man da nichts mehr sieht, ist mir unbeabschichtigt auch mal passiert und ja es war ein sehr sehr feines Muster aber man hats dennoch gesehen, Material war 1.2767 + 1.2842

Ich denke da spielt es auch eine Rolle am welchem ende des Temperaturfensters man arbeitet, je höher die Temperatur
desto schneller wird wohl auch die Diffusion verlaufen denke ich (weiß es aber nicht!)!
Und auch die Stahlzusammenstellungen werden eine Rolle spielen so könnte ich mir gut vorstellen das Chrom langsamer wie Nickel diffudiert oder andersrum, aber wie gesagt das ist Spekulation.

Aber je ähnlicher die Stahlkombis sind esto eher wird das Muster verschwinden.

Tschau Torsten