Korrosionsschutz im 1. Jh. v.Chr.?

11. September 2017 um 10:57

Hallo zusammen,

ich selbst bin kein Schmied, habe aber trotzdem eine Frage an die Fachleute.

Es geht um eine eiserne Fibel. Sie soll auch bei nasser Witterung keine Rostspuren auf der Kleidung hinterlassen. Deshalb suche ich nach einem für das 1. Jh. v.Chr. authenischen Korrosionsschutz. Er soll gut aussehen (z.B. glänzen), aber auch keine Fettflecken auf dem Stoff hinterlassen.

Viele Möglichkeiten wird es nicht gegeben haben. Als pflanzliches Öl stand in unseren Breitengraden lediglich Leindotteröl zur Verfügung. Fette wurden von den üblichen Haustieren (Rind, Pferd, Schwein, Ziege, Schaf, Ganz) gewonnen (z.B. Rindertalg, Schweineschmalz, Gänsefett, Lanolin, Rahm). Bei den Wachsen und Harzen gab es Bienenwachs und verschiedene Baumharze (z.B. Kiefer, Kirsche). Eine häufige Grabbeigabe waren Klumpen aus Birkenteer. Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein.

Kann man aus einer oder mehreren der damals zur Verfügung stehenden "Zutaten" einen wirksamen und schönen Korrosionsschutz herstellen? Und wie sieht dieser aus? Muss er wiederholt oder gepflegt werden?

Viele Grüße Jacob

 

 

11. September 2017 um 15:17
Eine Form des Korrosionsschutzes, die heut nich oft genutzt wird, ist das Einbrennen mit Leinöl. Das glänzt aber nicht.

Du kannst davon ausgehen, dass Stahl nicht bloß wegen etwas Regen die Kleidung vollrostet, bleibt er aber feucht kiegen, bildet sich logischerweise Flugrost. Wenns also wirklich relativ rostfrei sein soll, kommst Du um Korrosionsschutz nicht herum.

Je glatter Stahl poliert ist, desto weniger Angriffsfläche bleibt den Elementen. An Deiner Stelle würde ich also polierten oder gehämmerten (ähnlicher Effekt) Stahl mit Bienenwachs warm überziehen und dann mit einem Tuch nachpolieren. DrasWachs schließt feinste Unebenheiten und bildet einen dünnen Film. Das hält natürlich nicht dauerhaft, sondern muss gepflegt werden.
Fas funktioniert auch in gewissem Maße mit Leinöl, da dieses aushärten kann.

Ich hege jedoch die Vermutung, dass Eisenfibeln früher nicht glänzend poliert wurden, sondern erst durch täglichen Kontakt zu scheuerndem Textil glänzten. Das ist aber natürlich nur geraten.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
11. September 2017 um 22:15
Ich bezweifel, dass es einen schutz gab für eine fibel.  Regelmäßige pflege sollte ausreichen.
Zuletzt bearbeitet: 11. September 2017 um 22:16, Stefan
12. September 2017 um 09:21
Schließe

Laut Wikipedia ist auch eine Verzinnung möglich.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
12. September 2017 um 10:53
Warum so kompliziert?!

Ich würde mal über die Verwendung von "rostfreiem" Material nachdenken. Sowas wie Bronze oder Messing. Rostet nicht und wurde mit Sicherheit schon vor dem guten alten Eisen verwendet.

Gruß

Oli

Denn der heutige inflationäre Gebrauch von Eisen war mit Sicherheit zu dieser Zeit noch nicht gegeben.
Zuletzt bearbeitet: 12. September 2017 um 10:55
12. September 2017 um 16:05
Falls ich das mit der Eisenfibel richtig verstanden habe ist Das eine Gürtelschnal oder Schließe, ergo ist schonmal ein bewegliches Teil daran und egal was Du an Wachs, Talg oder Ölen nimmst, scheuert Das im laufe der Zeit durch die Bewegungen ab. Ich halte es auch für die beste Möglichkeit, das Teil ab und an zu pflegen, besonders nach dem Tragen. Einfachste Variante ist natürlich Die von Oli, Du nimmst ein Material was nicht rostet.

Gruß aus Nordhessen

Manfred
18. September 2017 um 09:53
Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank für eure Tipps.

Da es sich um ein Replik eines archäologischen Fundes aus Mainfranken handelt, scheiden leider die einfachsten Lösungen, nämlich eine Verzinnung oder eine andere Materialwahl wie Bronze oder Silber aus. Denn diese Materialien tauchen erst ca. 50 Jahre später (mit dem Kontakt zu den Römern) im Trachzubehör auf.

Ich glaube die Varianten von Steffen (entweder Einbrennen von Leinöl oder polieren mit Wachsüberzug) sind die geeignesten.

Wie sieht denn die Oberfläche mit dem eingebrannten Leinöl aus und wie verhält sie sich, wenn ständig ein Wolltuch daran reibt?

Viele Grüße Jacob



18. September 2017 um 10:16
Eingebranntes Öl ist eher dunkel und verbindet sich mit der schwarzen Schmiedehaut, zumindest kenne ich es nicht anders.. Ob man es auch blank einbrennen kann, weiß ich nicht.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
18. September 2017 um 12:05
Wenn zu Leinöl zeitgenössisch ist, dann nimm dies. Leinöl hat die schöne Eigenschaft, dass es selbst durch Polymerisation zu einer Art biologischem Kunststoff aushärtet. Dieser Vorgang dauert einige Zeit und kann durch gewisse Stoffe (Sikkative) beschleunigt werden. Man bezeichnet diese Mischungen dann als Leinölfirnis und dies ist im Wesentlichen neben Terpentin-(Ersatz) Bestandteil des bei Schmieden allseits beliebten Owatrol.

Der Polymerisationsvorgang tritt bei Leinölfirnis ca. nach drei Tagen an der Luft ein. Bei reinem Leinöl kann das etwas länger dauern. Licht und Wärme beschleunigen den Prozess. Anfänglich ist die Oberfläche noch recht gummiartig, aber nach 1-2 Wochen wird der Überzug in der Sonne recht hart. Als Rostschutz für eine sporatische Nutzung sollte dies allemal reichen.

Viel Erfolg!
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