Der Schuss in den Ofen: Das 8. Bealtaine Festival am 19./20.5.2018 in Luxemburg

22. Mai 2018 um 22:39
Hallo,

am letzten Wochenende hatte Unsel zum 8. Bealtaine Festival gerufen und Gerlianne, Tom.Hawk, Mythbuster, Armin Drumm und ich fanden sich zu einem weiteren Experiment auf dem Keltenfestival ein. Diesmal stand der Nachbau eines Katalanischen Rennherds an. Diese waren die letzte Entwicklung der Rennofen-Technologie im 18. Jahrhundert, bevor diese von den Stück-, Wolfs- und Hochöfen abgelöst wurde. Dieser Typ Ofen zur Eisengewinnung wurde in den Pyrenäen betrieben und mittels Wassertrommelgebläsen belüftet.

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Dieser Katalanische Prozess ist in den Büchern von T. Richard (1838) und François (1846) minutiös beschrieben. Der Vorteil dieser Öfen soll eine höhere Effektivität sein, insb. weil das Eisen nicht dem Wind ausgesetzt ist und so höher gekohlt ist.
Da die Kohle begrenzt war, wurde der Ofen nur in der halben Breite aufgebaut. Eingesetzt wurden 140 kg Luxemburgisches Raseneisenerz (77% FeO). Da nach vier Stunden das Erz noch nicht nachgerutscht war und Änderungen der Fahrweise wie Windmenge nichts brachten, haben wir den Ofen aufgebrochen. Offensichtlich schaffte es der Ofen nicht, das Erz zu reduzieren, sondern dieses backte nur zusammen und fand sich als ca. 20 kg Ofenschlacke im Ofen. Lediglich ein Stück Eisen fand sich, was 183 g auf die Waage brachte.

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Man kann also sagen, dass das Experiment ein Fehlschlag war. Es zeigt sich halt immer wieder, dass der Rennofenprozess mehrere komplexe Vorgänge hat, dass auch wenn man eine genaue Beschreibung hat, es noch so viele kleine Faktoren gibt, die über Erfolg oder Fehlschlag entscheiden.

Diese Faktoren galt es sodann am Sonntag heraus zu finden. Um nicht gänzlich ohne eine Luppe aus dem Wochenende zu gehen, haben wir zusätzlich einen klassischen Rennofen aufgebaut und mit Blasebälgen betrieben. Daneben haben wir noch einen kleineren Katalanischen Rennherd aus den Bruchstücken aufgebaut und nochmals betrieben.

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An dem Rennofenplatz hatten wir hohen Besuch. Bei der Eröffnung des Festivals besuchte uns der Premierminister des Großherzogtums Luxemburg, Xavier Bettel und ließ sich lange von Unsel die Eisenproduktion erklären, die für Luxemburg eine große historische Bedeutung hat. Unsel hatte unter anderem Stücke von historischer Schlacke und Reste eines alten Frischherds aus seiner Sammlung mitgebracht.

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Ebenso besuchte uns ein Kunstschlosser aus der Pfalz, um sich einige Zeit von der Leichtgängigkeit der Blasebälge zu überzeugen.

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Das Ergebnis des zweiten Katalanischen Ofens war, dass wir zwar recht viel dünne Schlacke abstechen konnten, jedoch was wir vor der Düse gefunden hatten war entweder Gusseisen oder auch wieder magnetische Schlacke.

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Der klassische Rennofen lief wie erwartet und produzierte aus 30 kg Erz - dasselbe wie für die Katalanischen Ofen - eine gut 8 kg schwere Luppe, die sich gut kompaktieren ließ.

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Insgesamt ein schönes Wochenende das zeigt, dass das Forum nicht tot ist. Nur finden die tollen Geschichten nicht andauernd jede Woche statt.

Und auch die Fehlschläge sind auf dem Weg der Erkenntnis wertvolle Schritte. Mal sehen, wann Unsel dem Geheimnis der Katalanischen Öfen auf die Schliche kommt.

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Zuletzt bearbeitet: 22. Mai 2018 um 23:43, PARX
23. Mai 2018 um 21:40
Wirklich ein schöner Bericht, danke dafür!

Die Katalanen bekommt ihr auch noch ans Laufen ;)
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
24. Mai 2018 um 07:44

Moin,

ein schöner Bericht über, so wie es aussieht, eine schöne Veranstaltung. Auch wenn nicht alles so geklappt hat.

Da sieht man mal wieder das der hochtechnisierte Mensch von heute auch nicht alles kann.

Aber das bekommt ihr bestinmmt noch hin.

 

 

Wer sich vor Funken fürchtet, der gibt keinen Schmied ab.

24. Mai 2018 um 13:09
Hallo Alle

Danke an Alle beteiligten Beteiligten die sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben.
Es gibt im Prinzip nur diese 2 Bücher von Richard und Francois aus den Jahren 1836 und 1843 beide Französische Ingenieure die die zu dieser Zeit noch vorhandenen Katalanischen Feuer Inspiziert , detailliert Vermessen, Beschreiben und eine Assoziation gegründet haben in welcher 43 Ofenmeister sowie deren Untergebenen Mitglied waren und noch an diesen Rennherden gearbeitet haben. 

Eingestellt wurde der Betrieb in den Pyrenäen um 1790.

Da beide Historischen Werke nicht gerade in einem modernen Französisch geschrieben sind, entgingen mir wohl einige sehr wichtige am Rande erwähnten Details. 
Mittlerweilen bin ich dran den Text Satz für Satz mit der Übersetzung Katalanisch-Französisch samt Historischen Tafeln zu Studieren und mich via Facebook mit den Leuten aus dieser Region (Arles sur Tech) über all meine Fehler zu Unterhalten. 

Schiefgegangen ist so einiges......um nicht zu sagen alles was von Bedeutung ist.

Um die Sache etwas Verständlich zu machen möchte ich sagen dass im Katalanischen Rennherd immer noch die sogenannte direkte Reduktion durchgeführt wurde das heisst das Produzierte Eisen ist immer noch eine Luppe also Schmiedbar.

Man muss sich die Sache als horizontaler Rennofen vorstellen. Stellt euch einen Rechteckigen Kasten vor in welchem an einem der schmalen Enden eine Düse montiert ist.
Diese Düse bläst den Wind durch eine glühende vor dem Betrieb gesetzte Charge Kohle von 2/3 der Tiefe des Ofens in die 1/3 der Tiefe/Länge des Ofens.
Dabei wird das Erz zu Metallischem Eisen reduziert, allerdings.....und jetzt kommt`s .....verbleibt das entstandene Eisen dem glühend heissem CO aufkohlendem Gasstrahl ausgesetzt so dass es Aufkohlen kann. 
Das klappt auch im Rennofenschacht allerdings muss man da bedeutend tiefer ins Nähkästchen greifen.

Was habe ich alles Falsch gemacht?
Fast Alles!

1. Ich habe die Kohlencharge sowie die Erzcharge zwar wie beschrieben 2/3-1/3 gesetzt jedich nicht Vertikal sondern schräg in Richtung Erzrampe geteilt. 

2. Ich habe das gesetzte Erz nicht gesiebt so dass kein bisschen von dem reduziertem Gas hindurchströmen konnte. Es backte einfach zusammen.

3.Die Kohle war ebenfalls nicht gesiebt was den Gasstrom behinderte.

4. Es muss eine Trennwand weiter oben zwischen Kohle und Erz installiert sein, bestehend aus einer Mischung Schlacke und Kohlenstaub  welche früher mit Wasser festgeklopft wurde.

5. Jetzt das Wichtigste: !!!  Um den Gasstrom nicht durch die grobe Kohle entweichen zu lassen sondern sie durch die Erzcharge zwangs zu leiten, muss unbedingt ab und zu feines Erz im Sandkaliber mit ca. einem Liter Wasser aufgegeben werden. Dies wirkt sozusagen als Horizontale Trennfläche und zwingt den Gasstrahl unter sich in die Erzcharge. 

6. Das Erz backt auf der Rampe so oder so fest  so dass es mit enmer abgeflachten Stange vorsichtig zwischen Rampe und Erz nach unten in die Reduktionszone geschoben werden muss, ist es einmal von Kohlen bedeckt muss auch keine weitere Erz/Wassercharge mehr aufgegeben werden. 

So das wars im Gröbsten.

Ich geb`s zu ich habe mich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, fühle mich aber stark herausgefordert.

Also neues Spiel neues Glück.

Ausserdem habe ich Volker Priewe samt Familie kennen gelernt, das war sehr nett

Gruss Rom. der nochnichtKatalane .



 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
24. Mai 2018 um 13:34
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Deutlich zu sehen, es brennt über den Kohlen, es sind aufgrund des freien Durchgangs keine blauen Flämchen über dem Erz (links) zu sehen...also absolut keine Reduktion möglich.
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rechts mittig das nach unten gesackte Erz welches wohl zusammen gebacken in seiner Glut liegt und nur zu Schlacke ( Wüstit/FeO) reduziert wurde weil ich es nicht nach unten in die ...theoretisch vorhandene Reduktionszone geschoben habe. 

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Das zusammengebackene Erz

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So und zum Schluss das Ergebniss von 140 Kg Erz und ca. 4 Zentner Kohle......183g Eisen....unbekannter Qualität.

(Das Datum auf den Bildern stimmt nicht)

Gruss Rom.


 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
25. Mai 2018 um 07:28
Hallo Olaf und Rom,
sehr anschaulich was Ihr da zu berichten habt, finde ich äußerst interessant, danke dafür.
Es ist auch immer wieder erstaunlich an welchen Stellen auf dieser Erde einem ein Kunstschlosser begegnen kann
Grüße
Alex
Schmieden, kann man am besten am Amboss.