Schmiedesession beim Autofreien Volmetal

23. Juli 2017 um 22:14
Am 09.07.2017 wurde zum nunmehr vierten Mal die B54 gesperrt und die Aktion „Autofreies Volmetal" gestartet.
Zwischen Meinerzhagen und Lüdenscheid wagten sich bei schönstem Wetter Tausende auf die Straße die sich an kleinen Ortschaften und historischen Hammerwerken durch die malerische Landschaft schlängelt.

 

Inmitten des teils unfallträchtigen Treibens von Menschen ab Windelalter bis zu den Senioren wagten sich drei Schmiede an ihr heißes Handwerk...

Martin (Der Schlosser) hatte eingeladen, das Autofreie Volmetal um eine kleine Schmiedesession zu bereichern. In der Nähe seiner im Aufbau befindlichen Schmiede am Sessinghauser Hammer in Kierspe-Bollwerk bauten er, Thomas (Tommi) und meine Wenigkeit unsere mobile Schmiede auf.

Aller Anfang war schwer. Abgesehen davon, dass frische Fettnuss zum Rauchen neigt, hatte auch noch der Wind beschlossen, in genau die falsche Richtung zu pusten. Sehr zum Verdruss unserer Nachbarn von einem Bio-Anbieter, deren frisches Obst und Gemüse nun um ein zusätzliches Aroma bereichert worden wäre.
Glücklicherweise hatte Petrus ein Einsehen und lenkte den Wind nach kurzer Wartezeit in die Gegenrichtung. Einem erfreulichen Schmiedetag stand also nichts mehr entgegen.

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Nun also klingelten drei Ambosse durch das Volmetal.
Zwischendurch störte eine zickige Sicherung in der elektrischen Zuleitung die (Un-)Ruhe, da sie unsere Gebläse lahmlegte. Das Problem konnten wir glücklicherweise lösen und somit weiter schmieden.

Martin präsentierte eine sehr praktische Biegehilfe für Stahlherzen, die er für sein Vierkantloch angefertigt hatte, und produzierte im Familienauftrag munter Steckherzen für den Garten. Die Herzen waren sehr schön anzuschauen und fanden prompt großen Anklang unter interessierten Passanten.

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Tommi schmiedete derweil mit einer für mich bewundernswerten Ruhe und Präzision ein „Railroad-Spike-Knife" oder wie wir sagen würden, ein Messer aus einer Schienenklammer. Diese Klammern waren in der Gegend entsorgt worden und laut Martin noch aus Zeiten der Reichsbahn. Vermutlich handelte es sich um einen niedriglegierten Federstahl, in jedem Fall ließ er sich schön schmieden.

Ich selbst beschäftigte mich mit etwas profaneren Dingen: mein Neuer Amboss, ein 30kg leichter, im Gesenk geschmiedeter Glücksfund aus den Kleinanzeigen, gerade rechtzeitig in der Woche vor unserem Treffen erworben, brauchte Bolzen für einen stabilen Stand. Nachdem ich die vier Bolzen geschmiedet und versenkt hatte, versuchte auch ich mich an einem Messer, das wie ich persönlich finde, nicht völlig danebengegangen ist. Hier liegt es neben Martins wirklich gut funktionierender Reiseesse.

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Zwischendurch hielt mit Diddi (DietmarC) ein bekanntes Gesicht aus dem Forum an und hielt ein Schwätzchen. Er hatte sich heute gegen die warme Schmiede und für den kühlenden Fahrtwind auf seinem Radl entschieden.

Das Treiben auf der Straße erreichte gegen Mittag seinen Höhepunkt, was zu einigen überraschenden Begebenheiten führe. Eine Fahrradfahrerin fiel plötzlich und unerwartet vor meinen Amboss. Glücklicherweise kam sie noch vor dem Untersatz zum Stillstand und riss ihn nicht mit sich. Nicht auszudenken, wäre er Kleine auf meinem oder ihrem Bein gelandet.
Wir waren wohl beide froh, dass sie unverletzt wieder aufstehen konnte und offenbar ohne große Schmerzen ihre Tour fortsetzen konnte.
Obwohl keine Autos vorhanden waren, konnte man die Straße zwischenzeitlich als überfüllt bezeichnen, was zu einigen kräftigen Bremsmanövern und lautstarken Verwünschungen führe.
Für uns bedeutete dies: „Immer schön hinter dem Amboss bleiben."

Das gute Wetter machte sich auch durch steigende Temperaturen bemerkbar. Ich wurde dank 3-4 Litern Mineralwasser damit fertig, wobei ich sie unmittelbar über die Haut wieder als Kühlmittel freisetzte.
Thomas setzte im Gegensatz dazu auf einen offenbar sehr wirksamen Zaubertrank:

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Nach einer Biomettwurst und anderen Leckereien vom Nachbarstand läuteten wir den Nachmittag ein. Martin musste häufiger seinen Stand verlassen um interessierten das neue Wasserrad seiner Schmiede am Sessinghauser Hammer zu zeigen. Es ist wirklich beeindruckend, wie ich mich selbst überzeugen konnte.

Wenn er am Amboss stand schmiedete er zwei schöne geschnörkelte Anhänger.

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Ich versuchte mich an der Form eines Karambit-Messers, dass mein Schwager gern zu Präsentationszwecken haben wollte. Wenn es eines Tages vollendet sein sollte, zeige ich es natürlich nach.

Unser Stand lockte zunehmend interessierte Besucher an, was ich ehrlich gesagt nur deshalb mitbekam, weil ich zwischenzeitlich mal auf Martins und Thomas Sachen aufpassen musste. Ein großer Magnet waren natürlich Thomas' Damastmesser, die zum Leidwesen vieler Zuschauer unverkäufliche Ausstellungsstücke waren. Aber auch die Kreuze und Ziergegenstände, die Martin ausgestellt hatte, fanden viele Interessenten und der ein oder andere schmiedeeiserne Nägel ein neues zuhause.

Als gegen 17:30 Uhr der Strom abgeschaltet wurde, kam zeitgleich die Ansage der Organisatoren, dass man nun mit dem Abbau beginnen möge. Wir folgten und saßen in binnen kurzer Zeit auf gepackten Kisten. Leider wurde die Sperrung der Straße erst nach einiger Wartezeit aufgehoben, weshalb wir mit dem Aufladen der schweren Last noch etwas warten mussten.

Insgesamt waren wir uns wohl einig, dass das Autofreie Volmetal und unsere Schmiedesession ein schöner Erfolg und ein großer Spaß waren.

Mir bleibt mich bei Martin für die liebe Einladung und bei Thomas für die gute Gesellschaft zu bedanken. Für Euch habe ich noch einige Impressionen von unserem Schmiedetag:

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Grüße aus dem Oberberg

Steffen
24. Juli 2017 um 08:50
@Steffen: Danke für den Bericht. Du hättest Journalist werden sollen

Gruß Martin DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
24. Juli 2017 um 11:23
Hi Steffen - schöne Aktion! Danke für den Bericht, dein Messer musst du dann noch zeigen... ;)
Güße, Michael
24. Juli 2017 um 17:40
Hallo Steffen,
ich kann Martin nur beipflichten, Du hast Deinen Beruf verfehlt insofern Du nicht journalistisch unterwegs bist. Als kleines Zubrot hättet Ihr doch auch noch Fahrräder reparieren können oder Folienkartoffel aus dem Schmiedefeuer wär doch auch was . Ne im Ernst ich finde solche Veranstaltungen immer wieder Klasse und bei den vorbeifahrenden oder gehenden Passanten, kommt so etwas immer gut an. Danke für Deinen Bericht.

Gruß aus dem verregneten Nordhessen

Manfred
24. Juli 2017 um 17:56
Als kleines Zubrot hättet Ihr doch auch noch Fahrräder reparieren können

du glaubst gar nicht wie viele Leute uns nach Werkzeug gefragt haben
Leider konnten wir in den meisten Fällen nicht wirklich helfen...bei nächsten Mal kommt ein Knarrenkasten mit

Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
24. Juli 2017 um 19:59
Hallo Martin,

kannst du bitte mal ein Foto von deiner Biegehilfe für die Herzen zeigen, wenn ich so neugierig sein darf.
Meine Tochter kann sich für solche Kleinode begeistern.
Schon mal vielen Dank dafür

Grüße
Klaus 
24. Juli 2017 um 22:19
Sehr schöner Bericht Steffen. 

Hier mal das beschriebene Messer:
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Und hier 2 Schnecken die ich aus Martins Resten geschmiedet habe:

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Der "Zaubertrank" war den Römern tatsächlich bekannt, nennt sich Posca
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
Zuletzt bearbeitet: 24. Juli 2017 um 22:21, Thomas Pütter
24. Juli 2017 um 22:49
Schön sind die Tier hen geworden!

Mir fiel heut siedendheiß ein, dass ich den Besuch von Nils vergessen habe. Wie heißt der eigentlich im Forum? Nils? Wie heißt Du???
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
24. Juli 2017 um 23:28
(Nicht ganz so) Kleiner Nils
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
25. Juli 2017 um 08:52
kannst du bitte mal ein Foto von deiner Biegehilfe für die Herzen zeigen, wenn ich so neugierig sein darf.

mache ich gerne wenn ich aus dem Urlaub wieder zurück bin

Man kann diese Herzen aber selbstverständlich auch ohne Biegehilfe anfertigen

Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 25. Juli 2017 um 15:39, Martin Hartung / DerSchlosser
29. Juli 2017 um 11:44
Was soll ich sagen- voll die geile Aktion!
Hat bestimmt Spaß gemacht.
VG, Edgar
29. Juli 2017 um 14:25
Muß ja ne tolle Aktion gewesen sein die Steffen wirklich gut beschrieben hat
VM