5. April 2014 um 09:42
Warum schweiße ich mir eine Handhabe an, die ich später vom Werkstück sauber abtrennen und verschleifen muss, wenn ich eine Zange habe mit der ich mindestens denselben Grip habe und nochdazu an den unterschliedlichsten Stellen anpacken kann? Natürlich ist eine angeschweißte Handhabe manchmal sehr nützlich, doch Rational (also ständig) würde ich diese Methode nicht verwenden. Bevor ich mir den Arm verrenke mit der Handhabe nur um an eine blöde Stelle ranzukommen schnapp ich mir ne passende Zange und greife um!
Ausserdem dauert das immer, das Anschweißen... einspannen, passende Handhabe suchen, schweißflächen säubern, heften, verschweißen, säubern... Lieber greif ich einmal nach rechts, kann die passende Zange meist noch ausprobieren während das Werkstück im Feuer liegt und pack dann damit zu!

...und das mit dem "kleinen Hufschmiedeamboss" hab ich überhöhrt

Hufbeschlag ist bei uns sogut wie ausgestorben... einige Ställe zum Reiten lernen haben noch Pferde, aber ob die noch Beschlagen werden (bei deren Nutzung) wage ich anzuzweifeln...

Grüße,
Alex
5. April 2014 um 20:32
Hallo Alex,

Glückwunsch zu Deiner wachsenden Sammlung! Die Begeisterung für den immer größer werdenden Fundus kann ich gut nachvollziehen. Ging mir zu meiner Anfangszeit auch so, und wie man sieht (und wie Du es kennst), hat sich mit der Zeit auch einiges angesammelt. Trotzdem gibt es immer wieder die Situation, daß gerade nicht die richtige Zange vorhanden ist. Aber zum Glück findet sich dann bei einer entsprechenden Fülle eines dieser Haltewerkzeuge, welches sich auf die Schnelle anpassen lässt...

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Hufbeschlag ist bei uns sogut wie ausgestorben... einige Ställe zum Reiten lernen haben noch Pferde, aber ob die noch Beschlagen werden (bei deren Nutzung) wage ich anzuzweifeln..

Ich kenne ein paar Hufschmiede, welche im ländlichen Großraum von München im Dauereinsatz sind, und sich dabei teilweise wirklich eine goldenen Nase verdienen! Dieser Job ist allerdings auch knochenhart (und dabei nicht ganz ungefährlich), und hat mit dem Schmieden an sich, von dem wir hier reden, nicht viel gemein....

Grüße

Sebastian
Zuletzt bearbeitet: 5. April 2014 um 20:49, Sebastian
6. April 2014 um 08:39
@ alex

Das das bei deinen ersoffenen Elektroden und deinem Schweißgerät hundert Jahre dauer wundert mich nicht.
6. April 2014 um 08:40
Hallo Sebastian,
Genau so
In meinen Träumen hab ich iiiiirgendwann auch so eine Werkstatt wie du, Werkzeuge über Werkzeuge, teilweise schon über mehrere Generationen genutzt *schwelg*

Naja, die meisten Hufschmiede heutzutage benutzten Esse und Amboss eigentlich nur noch um die Vorgefertigten Eisen anzupassen, falls nötig... Es gibt sicherlich auch noch einige die sie komplett herstellen, aber die kann man wohl an einer Hand abzählen... Leider!

Noch eine kleine Anekdote von unserem Dorfschmied: Nach dem Krieg kostete bei ihnen 4 Eisen (also 1x Pferd komplett) bei dem 2 Schmiede 2 Stunden lang beschäftigt waren 16 Mark!

Grüße
Alex
6. April 2014 um 08:43
was sau viel Geld war... mein Opa hat in der Woche beim Straßenbau 46Mark verdient und das war schon gutes Geld!
7. April 2014 um 14:11
die beste lösung ist heutzutage ein dickes flacheisen und ein mag-schweißgerät "die beste zange des schmieds ist immernoch die hand!" Bei solchen Aussagen rollen sich mir die Fußnägel hoch! Also schweißt Du an Deine Meißel etc. ein Flacheisen beim anschärfen... Ganz toll! Und vor allem! So produktiv! Bis Du eine Handhabe angeschweißt hast haben andere schon fünf Teile fertig geschmiedet!!!

warum an einen meißel ein flacheisen schweißen? das das nichts ist liegt doch auf der hand, für ganz dumm musst du mich auch nicht halten ;)
aber da ich schon gesehen habe wie jemand mit einem messchieber ankörnt kann ich dich gut nachvollziehen ;)

der schmied ein dorf weiter hier besitzt nur 2 flachzangen, einen 2 kilo hammer, und eine handvoll gesenke (abschrot, hörnchen, das wichtigste eben) und der war mit dieser ausrüstung knapp 40 jahre selbständig und hat viele wunderbare werke vollbracht, ich glaube der erzählt mir kein brot in die tasche. ;)

 
10. April 2014 um 19:17
So liebe Leute,
Es geht noch weiter! Erstmal die Fotos:



Also, mitgnehmen durfte ich:
1x Hebelblechschere Peddinghaus 3R/5 (Materialstärken: 5mm Flach bzw. Blech, 12mm Rund)
Die Schere ist soweit in gutem Zustand, etwas rostig und die Farbe blättert ab. Schneiden tut sie noch supergut!



Noch eine Hebelblechschere, diesmal Marke Unbekannt:




Meiner meinung ist das Schneidenspiel noch zu groß bzw. die Messer sind nicht mehr i.O. hab sie mir aber noch nicht so genau ansehen können, aber mit 1mm blech hat sie noch ihre schwierigkeiten.

Hier noch ein Dreibein, gut um lange Eisen aufzulegen. (höhenverstellbar)



Einen schweren Tisch mit einer dicken Aluplatte, wird wohl als Bohrtisch enden, für die kleineren Standbohrmaschinen meines Vaters



Ich freu mich auf eure Antworten und würd mich über Tipps und Infos zur Restauration der Blechscheren Freuen!

Grüße
Alex
10. April 2014 um 19:20
Du bist ein Glückspilz. Weiter so dann mußte bald ne größere Schmiede anmieten.
Schwingt den Hammer!
Gruß Martin
11. April 2014 um 07:43
Ja das ist er!
Und heute abend schauen wr uns das nächste Trumm am.

Ich glaube wir müssen echt schön langsam zusammen ne Halle mieten.
Weit weg von der Zivilisation mit einem Großen Schornstein
12. April 2014 um 18:19
ich weiß ja nicht wie das bei euch ist, aber hier kann man bis 40m³ genemigungsfrei anbauen.
12. April 2014 um 19:04




So, nach ein wenig auf- und Umräumen sieht sie wieder schön ordentlich aus. Jetzt kann man auch an beiden Ambossen mit Zuschläger arbeiten ohne das dieser Platzprobleme bekommen könnte.

Viele Grüße,
Alex

13. April 2014 um 10:18
Ich freu mich auf eure Antworten und würd mich über Tipps und Infos zur Restauration der Blechscheren Freuen!

Hi Alex,

Das ist nur anhand der Fotos schwer zu sagen. Grundsätzlich bist Du wahrscheinlich schon auf der richtigen Fährte:
Das Obermesse darf nicht zu viel Spiel haben. Wackelt es vllt. etwas? Nachstellen!
Dann sollten beide Messer geschärft werden, sprich die Schneidkante (schmale Seite) vorsichtig überschleifen. Auf einen leicht positiven (also unter 90°) Schneidenwinkel achten! Evtl. auch die Flachseiten auf einer Flachschleifmaschine überschleifen. Messer wieder einbauen und Spiel einstellen, indem Du dünne Blechstreifen hinterlegst, bis zwischen Ober-und Untermesser fast kein Spiel mehr ist. Die Messer müssen parallel zueinander stehen bzw. aneinander vorbei gleiten.
Dann sollte das Teil wieder gut funktionieren.

Viele Grüße,

DerSchlosser

(hab in meinem "früheren Leben" viele Messer von Knüppelscheren zum Schneiden von Stabstahl wieder instandgesetzt)
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
13. April 2014 um 11:34
Danke Martin für diese Ausführung, ich werd mich die nächsten tage (vielleicht Ostern, weil schmieden stört da ja blos und zeit hab ich dann) darum kümmern und mir die beiden mal ansehen :)
Grüße,
Alex
15. April 2014 um 17:12
Hallo zusammen,

ich lese eigentlich nur mit, da ich mich nicht wirklich als Schmied in "eurem" Sinne sehe... Bin aber sehr interessiert was hier geschrieben und gezeigt wird .... Hut ab.
Muss jetzt aber zum Thema Hufschmied was los werden.
Es gibt zur Zeit etwa 3000 Hufschmiede in Deutschland, somit ist dieser Beruf meiner Meinung nach nicht am aussterben. In Deutschland dürfte es rund 1 Mio Pferde geben, und somit reichlich Arbeit. Die meisten Beschläge werden mit Hilfe von Rohlingen durchgeführt. D.h. Rohling warm machen und entsprechend der Hufform formen. Das hat natürlich nicht mehr viel mit dem Schmieden von Hufeisen im eigentlichen Sinne zu tun. Wenn man Geld verdienen muss, ist dies aber ein adäquates Mittel.
Oft werden aber noch Modifikationen im/am Hufeisen benötigt, vorallem im huf orthopädischen Bereich. Das beinhaltet Falzen, Lochen, Verbreiterungen, Kappen usw. kurzum viele verschiedene Schmiedetechniken.
Ich selbst bin Hufschmied und durfte (musste) in meiner Prüfungsvorbereitung viele Hufeisen "aus dem Stab" schmieden. Ziel dieser Übungen war es schnell und effizient zu Arbeiten. Hintergrund: Im Hufbeschlag wird nicht nach Zeit abgerechnet, sondern nach geleisteter Arbeit. Zur Prüfung wurde dann der Prüfungskommission eine Auswahl an Mustereisen präsentiert. Die Prüfung beinhaltet auch das Schmieden eines solchen "Mustereisens" aus einem Stück Flachstahl in 90 Minuten. Dies ist auch gleichzeitig eine eigene Wettbewerbsform, mit Europa und Weltmeisterschaften...
Erlaubt sind bei diesen Wettbewerben keine Hilfsmittel ausser Kohlefeuer, Amboss, Hammer und Handhämmer. Gesenke sind nicht erlaubt. Je nach Disziplin ist es erlaubt das Eisen zu raspeln. Bei Feuerschweissungen darf ein entsprechendes Schweisspulver verwendet werden.
Einige Beispiele:

 

Eagle Eye: Der Teilnehmer hat 10 Sekunden Zeit sich einen Huf / eine Hufform einzuprägen. Danach hat er 25 Minuten Zeit ein entsprechend passendes Eisen aus Flachstahl zu schmieden. in dem folgenden Video ein Heartbar mit Feuerschweissung.
https://www.youtube.com/watch?v=V3L--EqOwOI&feature=related

Eine weitere Disziplin ist das Schmieden einer Zange, hierfür hat man 45 Minuten Zeit. Dies gibt es auch in Kombination mit einem Hufeisen. Zuerst wird die Zange geschmiedet, anschliessend das Hufeisen. Besonderheit hierbei ist, das Hufeisen darf nur mit der zuvor geschmiedeten Zange geschmiedet werden.
https://www.youtube.com/watch?v=X3Fc_xIlGOU
https://www.youtube.com/watch?v=0n7lpJOPaTc&feature=relmfu

Auch für das Schmieden von Aluminium gibt es entsprechende Disziplinen:
https://www.youtube.com/watch?v=NgH8gAAJ5Oo

Nomales Eisen:
https://www.youtube.com/watch?v=WFYm4QHFqgY

Etwas ausgefallenere Eisen:
https://www.youtube.com/watch?v=5OU63scfjoA

Einige Impressionen von der Weltmeisterschaft 2012
https://www.youtube.com/watch?v=EIaUJTLscH0&feature=related
https://www.youtube.com/watch?v=r8cdm9GfWMU

Ich selbst habe einmal an einem solchen Wettbewerb teilgenommen. Allerdings nicht annähernd auf dem gezeigten Niveau Ich habe nicht die Zeit, Energie und das Geschick auf diesem Level zu schmieden... Trotzdem wird, so oft es mir die Zeit es erlaubt (mind. einmal wöchentlich) die Esse in Betrieb genommen und geschmiedet.
Ich hoffe euch meinen (von mir leidenschaftlich ausgeübten) Beruf etwas näher gebracht zu haben.

VG Hibisgus