Hallihallo,
ich streiche momentan fast täglich um ein Abrisshaus im Nachbardorf dort habe ich schon Backsteine und Lehm geschnorrt (ne Schachtel Bier bewirkt immernoch Wunder ) hab dort auch das eine oder andere Stück altes Eisen mitgenommen. Da ich mir meist nicht sicher war ob es wirklich alt ist hab ich alles mal angeschliffen und angeätzt. Jetzt bin ich allerdings total verwirrt. Manches ist eindeutig alt und ohne C-Explosionen (also deutlich anders als Baustahl) aber ohne Struktur. Alle haben aber eines gemeinsam. Unter dem Rost ist immer eine ca 0,5mm dicke dunkle Schicht die sehr hart ist. Ich habe auch ein altes Beil gefunden das in der eingeschweißten Schneidleiste deutliche Struktur zeigt und im Weichen hellen Trägermaterial keinerlei Struktur. Beide Materialien haben diese harte Oberfläche. Ich gehe aber mal davon aus dass es sich nicht um Zunder handeln kann da ja die Schneide geschliffen wird. Weis jemand n bisschen was über solch altes Material (ich meine nicht die Infos über Puddel oder Gärbstahl aus Wickipedia) sondern praktische Erfahrungen von Praktikern. Kein theoretisches nachgeplappere. Ist nicht böse gemeint, aber ich kenne das aus anderen Foren (über die verschiedensten Bereiche) das halbwissen oder Falschinfos über Jahrzehnte immer wieder zitiert werden. Ich habe mich durchaus schon Informiert, trotzdem habe ich bei altem Material immer wieder Probleme sie ohne sie zu schmieden zu erkennen. Ich erkenne sie mittlerweile oft schon an den Funken aber es fehlt mir immernoch an Hintergrundinfos. Wer weis was interessantes über solch altes Material zu Erzählen was man nicht auf Wickipedia und co. nachlesen kann. IM MF war z.B. mal was über Gerüche beim Schmieden zu lesen. Wie z.B. fauler Eiergeruch auf Schwefel Hinweise geben kann oder Knoblauch auf Phosphor wenn ich mich recht erinnere. Wie verarbeitet ihr solch altes stark verrostetes Material? Ich wills nur ungern blank schleifen da zuviel Material verloren geht. Da lieber zärtlich Schmieden und bürsten und mit Wasser beim Schmieden reinigen. Was haltet ihr davon. Gebt mal ein paar Tips von Praktikern. Wie behandelt man solch verrostetes Material beim Restaurieren?
Altes Eisen
Altes Eisen
22. März 2012 um 22:19
Zuletzt bearbeitet: 22. März 2012 um 22:25
22. März 2012 um 23:04
Nochwas, altes Material beinhaltet ja oft auch Schwefel und Phosphor. Phosphor sorgt ja bei nahezu C-freien Stählen für eine erhöhte Härte, wenn man solchen Stähl aber z.B. aufkohlen wollte würde sich Phosphor wieder als Stahlschädling bemerkbar machen. In meinem E-Schweißkurs habe ich gelernt dass man solches Material mit Basischen Elektroden schweißen soll da bei diesen P und S in der Schlacke gebunden wird. Kann man Umhüllungen von Elektroden fürs Feuerschweißen verwenden? Oder was in der Ümhüllung hat diesen Effekt? Könnte die Temperatur beim Feuerschweißen ausreichen um P genügend zu lösen um ihn auszutreiben. Beeinflusst vielleicht sogar Borax beim Feuerschweißen...
23. März 2012 um 20:53
Klaus wer soll dir denn da eine Wissenschaftliche Antwort geben?
Ich habe eine Menge Puddeleisen gesammelt, und schon Verschweisst. Die Geschichte vom Geruch hatte ich im MF angeleiert allerdings ging s da um Gallorömisches Eisen aus einem Flussfund (Rhone), aus der Gegend von Arles also Renneisen.
Dieser Geruch enstammt dem Erz, wie der Tread erklärt. Alles enstammt dem Erz, damit meine ich die Eigenschaften des Eisens. Ein Phosforreiches Erz wird niemals einen zum Härten brauchbaren Kohlenstoffgehalt ereichen, weil sich die Phosfide anstelle des Kohlenstoffs im Kubischen Raumgitter einnisten. Demensprechend wird die Funkenprobe ausfallen.....keine verästelte Explosionen.
Wurde per Puddeln gefrischtes Eisen aus Bohnerz zu Halbzeug verschweisst , sind die Funken schon feiner und teils verästelt(Puddeleisen aus meinem Dorf, 1657-1847, 200m von meinem Haus ich habe ca 60 Kg davon)
Was ich also sicher sagen kann ist, dass Pudeleisen eine Stränige Bruchstelle zeigt, meist ist es Grobkristallin, und man sieht im Bruch gelegendlich eine Lamellenartige Ablösung. Wenn man es Quer durchschneidet Poliert und anätzt zeigt es sehr feine Lagen. Auf den Längsseiten, und davon muss man immer 2 Seiten anätzen, sieht man einmal dieselben Lagen wie der Querschnitt, und die andere Seite Wolken. Das kommt davon weil es sich meistens um Gärbeisen handelt, also um lauter sehr dünne Flacheisen (eine Garbe) die unter Schweisshitze zu Halbzeugen verschweisst wurden. Diese Vierkanteisen waren absolut rechtwinklig, scharfkantig und plan. Es müssen wahre Könner an diesen riesigen Wassergetriebenen Schwanzhämmern gesessen haben.
Allen Puddelstählen gemein ist die sehr gute Feuerschweissbarkeit, obwohl einige zum reissen neigen, dem muss man mit Ignoranz begegnen, schweisst man weiter gibt sich das. Die Bruchstelle neigt zum starken Rosten, das liegt wohl an den Schlackeneinschlüssen.
So jetzt hab ich dir eine Menge unwissenschaftliche Sachen erzählt die ich selbst (ohne Gewähr) herausgefunden, resp. gelesen habe.
Ach ja , und Schweissen tut man das Zeug am besten mit Sand, da du mit der Temperatur bis Weissglut gehen sollst, viel zu hoch für Borax. C ist nicht mit von der Partie also keine Hemmungen.
Gruss Rom
Ich habe eine Menge Puddeleisen gesammelt, und schon Verschweisst. Die Geschichte vom Geruch hatte ich im MF angeleiert allerdings ging s da um Gallorömisches Eisen aus einem Flussfund (Rhone), aus der Gegend von Arles also Renneisen.
Dieser Geruch enstammt dem Erz, wie der Tread erklärt. Alles enstammt dem Erz, damit meine ich die Eigenschaften des Eisens. Ein Phosforreiches Erz wird niemals einen zum Härten brauchbaren Kohlenstoffgehalt ereichen, weil sich die Phosfide anstelle des Kohlenstoffs im Kubischen Raumgitter einnisten. Demensprechend wird die Funkenprobe ausfallen.....keine verästelte Explosionen.
Wurde per Puddeln gefrischtes Eisen aus Bohnerz zu Halbzeug verschweisst , sind die Funken schon feiner und teils verästelt(Puddeleisen aus meinem Dorf, 1657-1847, 200m von meinem Haus ich habe ca 60 Kg davon)
Was ich also sicher sagen kann ist, dass Pudeleisen eine Stränige Bruchstelle zeigt, meist ist es Grobkristallin, und man sieht im Bruch gelegendlich eine Lamellenartige Ablösung. Wenn man es Quer durchschneidet Poliert und anätzt zeigt es sehr feine Lagen. Auf den Längsseiten, und davon muss man immer 2 Seiten anätzen, sieht man einmal dieselben Lagen wie der Querschnitt, und die andere Seite Wolken. Das kommt davon weil es sich meistens um Gärbeisen handelt, also um lauter sehr dünne Flacheisen (eine Garbe) die unter Schweisshitze zu Halbzeugen verschweisst wurden. Diese Vierkanteisen waren absolut rechtwinklig, scharfkantig und plan. Es müssen wahre Könner an diesen riesigen Wassergetriebenen Schwanzhämmern gesessen haben.
Allen Puddelstählen gemein ist die sehr gute Feuerschweissbarkeit, obwohl einige zum reissen neigen, dem muss man mit Ignoranz begegnen, schweisst man weiter gibt sich das. Die Bruchstelle neigt zum starken Rosten, das liegt wohl an den Schlackeneinschlüssen.
So jetzt hab ich dir eine Menge unwissenschaftliche Sachen erzählt die ich selbst (ohne Gewähr) herausgefunden, resp. gelesen habe.
Ach ja , und Schweissen tut man das Zeug am besten mit Sand, da du mit der Temperatur bis Weissglut gehen sollst, viel zu hoch für Borax. C ist nicht mit von der Partie also keine Hemmungen.
Gruss Rom
Zuletzt bearbeitet: 23. März 2012 um 20:54
23. März 2012 um 21:30
Hallo Klaeus und Romain,
ich kann auch nur aus selbst erfahrenen erfahrungen Berichten.
Mein Vater und ich als frisch gebackener Geselle hatten vor ca. 30 Jahren viel Arbeit bei dem wiederaufbau des Gut Hungenbach hier in Kürten. Link Dort sieht man schön das ANNO 1756, das wir damals aus alten Balkenankern geschmiedet haben. Das Material (meißt so 16-20mm. Rundeisen) wurde zu Flachmaterial ungeschmiedet und teilwiese Feuergeschweißt.
Dabei hatte mein alter Herr immer nur Quarzsand verwendet, auf schweißtemperatur gebracht und dann schnell aus dem Feuer genommen, auf der Amboßkannte den Quarzsand abgeschlagen und aufeinander gelegt.
Dabei klebten die beiden teile schon miteinander zusammen als ob es Harzählich haftete.
Dann mit schnellen leichten Hammerschlägen verschweißt und fertig.
Ich habe noch einige Reste von diesen Material in der Werkstadt und bin immer wieder überrascht wie einfach dieses Material zu verschweißen ist.
Soviel von mir dazu. Der pit03.
ich kann auch nur aus selbst erfahrenen erfahrungen Berichten.
Mein Vater und ich als frisch gebackener Geselle hatten vor ca. 30 Jahren viel Arbeit bei dem wiederaufbau des Gut Hungenbach hier in Kürten. Link Dort sieht man schön das ANNO 1756, das wir damals aus alten Balkenankern geschmiedet haben. Das Material (meißt so 16-20mm. Rundeisen) wurde zu Flachmaterial ungeschmiedet und teilwiese Feuergeschweißt.
Dabei hatte mein alter Herr immer nur Quarzsand verwendet, auf schweißtemperatur gebracht und dann schnell aus dem Feuer genommen, auf der Amboßkannte den Quarzsand abgeschlagen und aufeinander gelegt.
Dabei klebten die beiden teile schon miteinander zusammen als ob es Harzählich haftete.
Dann mit schnellen leichten Hammerschlägen verschweißt und fertig.
Ich habe noch einige Reste von diesen Material in der Werkstadt und bin immer wieder überrascht wie einfach dieses Material zu verschweißen ist.
Soviel von mir dazu. Der pit03.
23. März 2012 um 21:51
Na das ist doch schon einiges Mit Sand hab ich das Schweißen gelernt. Als ich den damals 86 jährigen Schmied gefragt habe was für Sand (Quarzsand, Kalkhaltigen Sand, Grubensand...) hat er mich nur fragend angeschaut. Sand halt. Heinz Dening mischt seinen Sand zum Damastschweißen ja mit Hammerschlag und Asche. Kann mir jemand sagen was der Hammerschlag bewirken soll? Ich hatte mit einfachem Sand und etwas festeren Schlägen als beim Stahl immer gute Ergebnisse.
Dass Phosphorhaltiges Eisen kein C ins Gefügegitter aufnehmen kann ist ja interessant. Bei C freien Eisen ist P ja nicht wirklich schädigend - oder?
Dass Phosphorhaltiges Eisen kein C ins Gefügegitter aufnehmen kann ist ja interessant. Bei C freien Eisen ist P ja nicht wirklich schädigend - oder?
3. April 2012 um 18:59
Also ich hab momentan immer nur 1-2 Stunden Zeit und so beschäftige ich mich mit meinem Puddeleisen. Was ich bis jetzt gelernt habe ist, dass die Faserstruktur keinesfalls immer wie Lagendamast aufgebaut ist. Ist auch logisch, da das Material wohl in großen Querschnitten zum Schmied kam und einfach verwendet wurde ohne immer erst die Stangen anzuschleifen um den Faserverlauf zu erkennen. Auch die Luppen die beim Puddeln entstehen haben beim Weiterverarbeiten sicher nicht immer saubere Lagen verursacht sondern wurden eher durchgeknetet bevor sie in Garben weiterverarbeitet wurden. Kleine Haken und andere Kleinteile wurden scheinbar aus großen Querschnitten runtergeschmiedet oder aus Reststücken die miteinander verschweißt wurden hergestellt. Deshalb haben solche Kleinteile meist eine sehr feine Struktur. Auch bei großen Querschnitten gab es Qualitätsunterschiede beim Raffinieren. Ich habe einen 1cm Wagenreifen mit sehr grober Struktur und eine Wagenachse mit relativ feiner Struktur. Ich habe auch 6-Kantschrauben und 6-Kant-Muttern aus Puddel die ich für moderne gehalten habe. Wie man sieht wurde nicht gespalten und gedornt sondern gelocht.
Diese Schrauben und Muttern habe ich aus einem alten Submissionsantrieb. Die Achse dieses Antriebes habe ich auch mal angeschliffen und angeätzt. Ich hatte Gärbstahl erwartet , habe aber etwas das eher wie feinen Wootz aussieht in Händen. Was kann das sein? Ist das so fein Raffiniert? Das Funkenbild sieh eher Richtung C Gehalt 0,2-0,3% aus wird aber möglicherweise von Phosphor o.ä. beeinflusst. Wer weis was das sein könnte?
Diese Schrauben und Muttern habe ich aus einem alten Submissionsantrieb. Die Achse dieses Antriebes habe ich auch mal angeschliffen und angeätzt. Ich hatte Gärbstahl erwartet , habe aber etwas das eher wie feinen Wootz aussieht in Händen. Was kann das sein? Ist das so fein Raffiniert? Das Funkenbild sieh eher Richtung C Gehalt 0,2-0,3% aus wird aber möglicherweise von Phosphor o.ä. beeinflusst. Wer weis was das sein könnte?
Zuletzt bearbeitet: 3. April 2012 um 19:04