Stahlwahl für Hammer 1000g und 600g

9. April 2022 um 22:07
Hallo zusammen, 

nachdem ich jetzt immer mehr zum Schmieden kommen, will ich mir auch zwei eigene Hämmer schmieden.
Einen mit ca. 1000 Gramm und einen kleineren, leichteren Schlosserhammer mit ca. 600 Gramm.

Mir stellt sich jetzt nur die Frage nach dem richtigen Stahl.
Die Hämmer meines Kollegen sind aus C45, allerdings schimpft der ab und an, dass der zu weich ist.
Die Härtung schließe ich da mal aus, da seine Hämmer alle in einer Härterei gehärtet wurden, er hat es also nicht selbst gemacht.
Somit war mein erster Gedanke, dass ich einfach einen Stahl mit höherem Kohlenstof gehalt wähle, C55 oder C60 beispielsweise.
Da hatter er aber auch wieder Bedenken, daher richte ich dei Frage jetzt an euch:

Welchen Stahl würdet ihr für enien 1000 Gramm und einen 600 Gramm Wald-und-wiesen-Hammer empfehlen?

Danke schon mal!
Gruß
Zuletzt bearbeitet: 9. April 2022 um 22:07, rey
10. April 2022 um 07:32
Hallo fesch,
die Profis verwenden für "Wald- und Wiesenhämmer" C45. Die Profis schmieden und wärmebehandeln diesen dann professionell. Damit genügt das Endprodukt den "Wald- und Wiesen-Anforderungen".
Ich will damit sagen, die Stahlwahl ist sicher wichtig aber mindestens genau so wichtig ist das korrekte Schmieden und Wärmebehandeln!
Ich würde an Deiner Stelle mal mit C45 beginnen - wenn das Endergebnis Dich nicht zufriedenstellt kannst Du vielleicht auch selber einschätzen ob es am Stahl oder an der Verarbeitung desselben liegt.
Gut genug für einen guten Hammer ist C45 normalerweise.
Aufgrund des Querschnitts kann eine korrekte Härtung sicher problematisch sein - bei Krenzer werden (wurden?) die Hammerbahnen unter fließendem Wasser gehärtet.
Ich habe selbst bisher nur kleinere Hämmer (Goldschmiede) gemacht - vielleicht meldet sich noch jemand der zu dem Thema mehr praktische Erfahrung hat.
Gruß
Sascha
Es ist besser ein kleines Schmiedefeuer anzuzünden als die Dunkelheit zu verfluchen!
10. April 2022 um 11:02
Hallo Fesch, 

das die Hämmer deines Kollegen eher weich sind kann daran legen das diese recht hoch angelassen wurden. 

Für einen Schmiedehammer würde ich dir ganz klar C45 empfehlen. 

Nicht nur das der Stahl viele Fehler verzeiht, ein Schmiedehammer ist kein Schlosserhammer und soll durchaus mal nachgeben. Zu harte Hämmer tragen die Gefahr in sich zu splittern oder Werkzeuge zu beschädigen. 

Wichtig ist das der Hammer eine saubere Wärmebehandlung bekommt und im besten fall an Bahn und Finne nicht über 200 Grad angelassen wird.

Das Hofi inzwischen über 2000 Hämmer aus C45 verkauft hat und auch fast alle anderen Namhaften Werkzeugschmiede den Stahl benutzen spricht finde ich für sich.

Viele Grüße aus Sperberslohe
und viel Spaß beim schmieden!
Stück davon
Peter
10. April 2022 um 22:58

Rey,

ein guter Amboss sollte eine Bahnhärte von HRC 56 bis 57 haben. Die Schmiedehämmer sollten möglichst etwas weicher sein, damit bei einem Fehlschlag besser sie als der Amboss beschädigt werden.

Ein Hammerkopf aus C45 (Schalenhärter! Wasser!) zum Schmieden wird entweder mit Restwärme oder im Anlassofen mit 280°C (dunkelblau) angelassen. 

Früher haben die Schmiede ihre gehärteten Hammerköpfe zum Bäcker getragen und sie zum Roggenbrot (Anfangsbacktemperatur 280°C) in den Backofen getan. Am nächsten Tag waren die Hämmer dann perfekt dunkelblau angelassen!

 

Freundliche Grüße 

Jean

 

 

 

 

11. April 2022 um 18:51
Härterei für Hämmer ist vielleich keine gute Idee. Hämmer brauchen eine etwas spezielle Behandlung: Bahn und Finne härten. Wenn in der Härterei nur die Standardbehandlung für C45 vorgenommen wurde, dann dann wurde der Stahl vergütet, also bei 550°C-650°C angelassen.

Grüße Willy
Das kann man so machen, muss man aber nicht.
11. April 2022 um 19:59
Woah, so viele, so schnelle Antworten!!
Danke euch, dann werd ich das wohl mal so versuchen :)
11. April 2022 um 20:35
Guten Tag,
 
den wichtigsten Hinweis hier hat Jean gegeben, den ich noch einmal unterschreichen möchte. Der Hammer sollte nicht härter als der Amboss sein, weil der Amboss wertvoller ist und nicht beschädigt werden sollte. Einen Hammer kann man relativ einfach nachschleifen. Der Schmied passt seinen Hammer sowieso seiner Arbeitsweise an und schleift den Hammer so ballig, wie er es möchte. Für die Kanten gillt das selbe.
 
Daher reicht C45 hier vollkommen aus. Ein höherwertiger Stahl hätte das Risiko, dass der Hammer wieder zu hart wird. Man muss aber wissen, dass C45 auch im Wasser nicht immer Glashärte annnimmt, was einen irritieren kann, wenn man nach dem Härten mit einer Feile prüfen will, ob der Arbeitsschritt geklappt hat. Der Hammer ist dennoch verwendungsfähig.
 
Das Haus soll ja weich bleiben. Entweder kühlt man nur die Bahn und die Finne ab - die Tricks wurden hier schon genannt - oder man härtet den Hammer komplett und lässt das Haus dann mit einem glühenden Dorn hoch an.
 
Glück Auf!
Folgt PARX auf Instagram https://www.instagram.com/parxforging/
15. April 2022 um 15:08
Hallo,
wer sich für die ZTU- und Anlassschaubilder interessiert, dem empfehle ich einen Blick auf die Seiten von Dörrenberg Edelstahl zu werfen.
Dort gibt es schöne Datenblätter.
Zum Beispiel für den C45
 
 
Oder für viele andere Stahlsorten
 
 
Gruß Heinz
 
Zuletzt bearbeitet: 15. April 2022 um 16:43, Christoph Nohtse (DL1LBN)
15. April 2022 um 16:47

Moin Heinz

Herzlichen Dank für die hilfreiche Information!

Ich habe mal die Links so eingefügt, dass sie beim Klick drauf auch weiterführen.

 

Gruß   Christoph
 
 
Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch findet Bier feiner.
19. April 2022 um 09:17
Hallo Christoph,
vielen Dank für die Unterstüzung