Restaurierung/Pflege von alten rostigen Feilen. Wie?

28. Oktober 2015 um 21:01
Hallo liebe Leute,

ich habe im Betrieb eine Sammlung von anscheinend sehr gute Feilen gefunden, die dem gestorbenen Vater des Chefs gehörten.
Als ich Leidenschaft für Werkzeuge habe, und mein Chef nett ist, möchte ich die Feilen restaurieren.
Also, sicher muss zuerst der Rost weg.
Aber wie?
Flußigkeiten?
Und danach? Muss ich etwas mehr machen?

Vielen Dank!
28. Oktober 2015 um 21:28
Entfetten mit Spülmittel, dann Salzsäure (~25%ig) aufbringen. Einwirkdauer je nachdem wie stark sie verrostet sind. Manche Leute schärfen damit auch ihre Feilen, hab ich noch nicht ausprobiert. Für ausgediente Feilen haben wir hier ja noch andere Verwendungsmöglichkeiten...
Salzsäure gründlich abspülen/schrubben (wieder mit Spülmittel). Trocknen so gut es geht (nicht mit Heißluft, sonst rostet sie sofort), dann mit WD40 einsprühen. Das verringert zwar die Feilleistung, ist aber hier das kleinere Übel.
Alternativ kann man sie auch in Phosphorsäure oder kochend heißen Essig tunken, das ergibt in beiden Fällen eine Schutzschicht gegen Rost. Wohlgemerkt nach der Salzsäurebehandlung, nicht alternativ zu dieser.
Zur Grobreinigung eignen sich Kunststoff- oder Messingbürsten, bzw. Messingblech.
29. Oktober 2015 um 08:40
Hallo,

eine gute Feile ist durchaus es wert sie wieder zu pflegen... Ich arbeite auch sehr gerne mit den alten Feilen, da ich diese oft einfach effektiver finde.

ich möchte hier aus dem "Fachkunde für metallverarbeitende Berufe vom Europaverlag 1949" zitieren:

Aufarbeiten von gebrauchten Feilen
Stark verschmutzte Feilen werden in Sodawasser ausgekocht in verdünnte Schwefel- oder Salpetersäure getaucht, in Kalkwasser ausgewaschen und ausgebürstet. Bei verschmutzten Feilen unter 150 mm Länge wird durch ätzenweiches Ferrit herausgefressen. Sie werden also wieder Scharf, allerdings nur für kurze Dauer.

Reinigen der Feilen
Bei Grobhiebigen Feilen werden wzischen den Zähnen festsitzende Spänemit Hilfe einer Feilenbürste entfertn. Bei feinhiebigen Feilen können die Stahlborsten nicht in die Zahnlücken eindringen. Sie Stumpfen die Zahnschneiden ab. Man verwendet deshalb für feinhiebige Feilen ein Messingblech. Eine Reißnadel darf niemals zum Reinigen der Feilen verwendet werden.

Zitat Ende.

Ich verwende auch gerne für Antirostaktionen wie auch kurzfristige Konservierungen Petroleum.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
29. Oktober 2015 um 16:15
Statt VERDÜNNTER Salz- oder Salpetersäure tut es auch die ganz normale Zitronensäure aus dem Supermarkt.

Ich würde versuchen möglichst wenig "abszunehmen". In jedem Fall trifft es zu erst die dünnsten Bereiche, und das sind nunmal die Schneiden.

Grüße, Flo
29. Oktober 2015 um 21:30
Hallo,

vielen Danke für die Empfehlungen.
Also, wäre die Grobreinigung mit Bürste bzw Blech vor oder nach dem Salzsäure? Oder vor UND danach?
Und wie verwendet man eine Messingblech? Ich wusste nicht einmal was das ist. In google finde ich, gut, ein Blatt aus Metall :)
Was soll ich genau damit machen Und eventuell, welche alternative habe ich um feine Feile sauber zu machen?
Für die grobe Feile dann reicht z.B. eine Zahnbürste?

@Hacheschmied, diese Methode ist mir zu kompliziert, weil ich nichts zum Kochen dort im Betrieb habe, und das auf keinem Fall zu Hause bei mir machen will.
Die Methode von Crantius Colto wäre einfacher für mich.
Was ich aber fragen wollte, wofür diese Kalkwasser, und wie verwendet man das? Wenn es nur um etwas alkalisch nach dem Sure zu haben ist, wäre auch ok wasser plus Bikarbonat, oder wasser plus Kalkdünger?

@Crantius Colto, die Phosphor Säure wäre als vorbeugende Maßnahme, korrekt? Also, Salzsäure um den Rost weg zu Machen, und Phosphor Säure um kein Rost mehr zu haben?
Und in dem Fall benötigt man kein Öl?

Ich hatte aber gehört dass WD40 nicht gut als vorbeugende Maßnahme gegen Rost ist. Ballistol wäre anscheinend besser, und ich lese gerade, Camelienöl noch besser, kann sein?
29. Oktober 2015 um 22:22
Hallo,

ich habe ja nicht geschrieben das es nicht unkompliziert ist.. aber das ist eben was das Fachbuch dazu hergibt.. ich hab nun nicht alle durchgeschaut. Ich nehme stark an das der Kalk zum neutralisieren der Säure verwendet wurde..  Ich selbst habe diese Variante auch noch nicht probiert.

Das Messingblech verwendet man wie folgt (und ich komme mir grad etwas dämlich vor das zu schreiben) mal nimmt es in die rechte Hand (als rechtshänder) und die Feile hält man mit der linken ggf. fest.. und dann streicht man mit der Breiten seite des Blechstreifens die Spähne und verunreinigungen aus dem Hieb.. nach und nach bekommt das Messingblech dann auch die Zahnung der Feile.. daher finde ich es gut, wenn man für jeden hieb ein Blechstückchen hat.. ich habe da meist so ein 40x80x1,5mm blech...
Das klappt eigentlich Problemlos.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
29. Oktober 2015 um 22:32
Grobreinigung und Entfetten vor der Säurebehandlung. Wenn du es sehr gründlich machst, bzw. die Feilen ohnehin nur leicht angerostet sind, reicht ein gründliches Bürsten vielleicht auch ganz aus. Musst du selber entscheiden.
Nach der Säure mit Spülmittel reinigen. X-beliebige Spülbürste reicht dazu aus. Neutralisieren mit Alkali geht auch, wie schon erwähnt. Egal ob Kalkwasser, Natron, NaOH-Verdünnung, etc.

Mit dem Messingblech wird quer über die Feile gestrichen. Die Feile schneidet in das relativ gesehen weiche Blech, es bilden sich Zähne, die perfekt in den Raum zwischen den Feilenhieben passen.

Zahnbürste o.ä. geht eingeschränkt für leichten Schmutz, Plastik ist nunmal weicher als Messing.

Phosphorsäure wirkt vorbeugend gegen Rost (Passivierung), aber erst nach einer gründlichen Reinigung. Ansonsten schützt man damit den Rost selbst. Ob Phosphorsäure gut mit Öl zusammen funktioniert, oder ob z.B. die Lösemittel im WD40 die erwirkte Schutzschicht angreifen, weiß ich nicht.

Ballistol und Camelienöl sind was für Küchenmesser oder Schwerter. Zu teuer. Ballistol ginge an sich, ist auch ein Kriechöl wie WD40.
29. Oktober 2015 um 23:03
Auf WD40 würde ich verzichten - das Zeug hat z.T. hygroskopische Anteile und ist als Kriechöl für den Korrosionsschutz maximal ungeeignet.

Würde zu natürlichen trocknenden Ölen raten - Leinöl z.B.

Alternativ, wenn auf mineralölbasis gewünscht, ein dickes Gleitbahnöl (z.B. 220er)
29. Oktober 2015 um 23:37
Ihr wollt Feilen ölen? Nimmt man dafür nicht Feilenfett?

Grüße Willy 
Das kann man so machen, muss man aber nicht.
30. Oktober 2015 um 06:02
Moinmoin,

 

wieviel Rost ist auf den Feilen? wenn das zuviel ist dann ist die Schärfe sowieso weg, dann schmiede im Andenken ein Messer daraus.

Ansonsten Feilenbürste und die Feilen benutzen dann erledigt sich das von selbst.

Viele Grüße

Gerhard

 Bin in Rente.

30. Oktober 2015 um 18:18
Hallo, ich kann nicht jetzt Fotos machen, aber, ich würde sagen es ist nicht zuuuuuuuuuuu viel Rost, und die Schärfe ist definitiv nicht wie bei neuen Feilen aber ist da.
Ich möchte sie aber trotzdem retten. Auch wenn sie nicht 100% scharf sind. Ich bin sicher dass einige noch gut oder sogar sehr gut sind. Und, wie gesagt, es ist auch weil sie dem Vater meines Chefs gehörten. Und mein Chef macht sich nicht so viele Sorge wie ich, ob die Werkzeuge super sharf sind. Ich denke er wird sich freue wenn die Feile wieder nutzbar sind, auch wenn nicht 100% operativ.

@Hacheschmied, ja, ich verstehe dass es komisch ist, es erklären zu müssen, aber, wenn mann das nie gemacht hat fragt sich "wtf? was soll ich mit ein Blatt metal machen?".
Also, wenn ich gut verstehe, quer über die Feile bedeutet von breite Seite zu breite Seite der Feile, korrekt? Wo "längs" wäre von Griff zur Spitze oder von Spitze zum Griff, oder?
30. Oktober 2015 um 20:26
genauso wie du beschrieben hast.. von rechts nach links.. nicht von oben nach unten...

wenn ich meine feilen öle.. nehm ich dazu petroleum.. und bestimmt kein aushärtendes öl.. und gleitbahnöl halte ich auch für ungeeignet.. denn .. das klebt recht schön.......
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
30. Oktober 2015 um 22:32
Oh man, ich habe gerade entdeckt, was Messing auf meiner Sprache bedeutet.
Jetzt ist es alles klar. Es ist ein Material.
Ich sehe dass Dictum eine Messingbürste hat, die gut aussieht. Ich muss etwas anders dort kaufen (Rostradierer) und kann deswegen sie dort bestellen.
Das wird für die grobe Feile sein. Und bleibt mir für die Zukunft.
Messingblech für die feinere Feile finde ich in Amazon, es gibt Varianten und ich habe keine Ahnung welche.
So weit ich sehe sind die meiste Ms63, das ich nicht weiß was bedeutet, und kommen in verschiedene Stärke.
Was soll ich nehmen? 1mm?
31. Oktober 2015 um 07:43
Das ist realtiv egal, wie man es am besten halten kann. Ich habe meist in der Schmiede 1,5-2mm Blech.. das verbiegt auch beim Reinigen der Feile nicht so. Manchmal sitzen da die Spähne doch recht fest das man mal etwas mehr drücken muß.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
2. November 2015 um 17:58
Danke für die Hilfe.
Ich werde euch eine Foto schicken, vor und nach der Säuberung ;)

LG