Beil aus C45?

28 de abril de 2022 11:59
Ich habe mal wieder eine Neulingsfrage:
Ein Bekannter von mir hat mich gefragt, ob ich ihm ein kleines Beil schmieden könnte. 
Ich habe ihm jetzt keine Garantie gegeben, aber ich würde es einfach gerne versuchen, denn schließlich macht Übung ja den Meister und davon kann ich nach wie vor viel gebrauchen...
Ich habe jetzt noch C45-Rundstahl rumliegen, Durchmesser 30 mm. 
Taugt das Material für ein Beil, wenn ich es hinkriege, daraus etwas Beilähnliches zu schmieden?
28 de abril de 2022 23:16
Die DIN 7284 legt 2 Güteklassen fest:


A: C60 mit Härten zwischen 51 und 56 HRC
B: C35-C40 mit Härten zwischen 47 und 55 HRC

C45 liegt also in dem Bereich. 54 - 56HRC ist meiner Meinung nach sehr gut geeignet.

Ich heiße Willy.
Ich bin Axtoholiker.
Ich bin seit 20 Minuten trocken.
Das kann man so machen, muss man aber nicht.
29 de abril de 2022 09:51

Sven, 

 

wie Willy schon schreibt, ist der C45 nicht nur geeignet, sondern die Mehrzahl der industriell gefertigten Beile (im Baumarkt sowieso) wird daraus gefertigt. Entscheidend für die Eigenschaften eines Stahlwerkzeugs ist immer die Wärmebehandlung - also das Härten und Anlassen. Diese muss zum Stahl, aber auch zum Einsatzzweck passen. Da ist C45 also gut geeignet.

 

Du solltest auch daran denken, wie man früher Beile gemacht hat! Das Haus wird ganz normal aus Baustahl (= "Eisen") gefertigt, und eine Schneide wird aus Kohlenstoffstahl (z.B. ein Stück Feilenstahl)  eingeschweißt. Hinweise zu den Techniken gibt es zuhauf auf YouTube.

 

Es ist jedenfalls eine schöne Arbeit, die Du vorhast, vor allem aber auch gut für den Auftraggeber, der Dir genau beschreiben kann, wie er das Teil einsetzen will und wie es aussehen soll.

 

Viel Spaß und freundliche Grüße

 

Jean

29 de abril de 2022 12:53
Vielen herzlichen Dank euch beiden für die ausführlichen und hilfreichen Antworten. 

Dann werde ich mich wohl bald mal an der Axt versuchen.
Sobald ich ein vorzeigbares Ergebnis habe, bekommt ihr Fotos. 
29 de abril de 2022 13:13

Ach, ich dachte, es soll ein Beil werden?

 

Freundliche Grüße

 

Jean

3 de maio de 2022 09:55
Ja, soll es werden. Keine Axt. Da waren die Finger schneller als das Hirn...
12 de maio de 2022 08:25
Ich hätte noch weiteren Frage zum Beilkopf:
1. Welchen Vorteil haben die unterschiedlichen Formen des Auges?
2. Macht es Sinn, das Auge zuerst mit einem kleineren Dorn vorzuarbeiten und dann in einem (oder mehreren Schritten) auf die endgültige Größe zu gehen? Oder ist es sinnvoller, direkt mit der finalen Größe zu arbeiten? 


Außerdem hätte ich gerne einen Stiel, auf dem keine Marke oder sonstige Dinge wie Barcode usw. zu sehen sind. 
Klar, ich kann mir einen im Baumarkt kaufen, das alles runterschleifen und neu behandeln, aber gibt es die nicht auch 
ohne das alles direkt zu kaufen? Gerne auch bei einem kleinen Händler.
3. Könnt ihr mir da welche empfehlen?
12 de maio de 2022 12:32

Sven,

historisch betrachtet, gab es in der frühen Eisenzeit auch Beile OHNE ein Haus und ohne Auge, die sog. Tüllenbeile.  

Bei den Wikingern gab es zunächst runde Beilaugen und entsprechende Stiele; später merkten sie, dass ovale Stiele sowohl mechanisch als auch haptisch Vorteile haben. 

Das Auge eines Beils kann zudem ganz am Ende des Hauses ausgeformt sein, wobei sich dann kein "Hammerkopf" bzw. "Hinterhaupt" ergibt. Zudem sind die Augen je nach Einsatz und Entstehungszeit in der Höhe des Beilhauses ganz unterschiedlich geschmiedet worden - siehe skandinavische Formen mit "Bäckchen". Auf Wunsch kann ich gern Fotos von Beilköpfen aus meiner Sammlung (vorwiegend aus Frankreich) machen, meist 18./19. Jahrhundert.   

Natürlich werden die Augen mit ganz unterschiedlichen Dornen geschlagen! Man fängt meist mit einem kleinen Schlitzdorn an. Das Geheimnis eines guten Beilauges ist die doppelkonische Innenform, die mit den abschließenden Schmiedeschritten ausgeformt wird. Dabei wird das Augen von oben und unten beidseitig konisch geschlagen, damit der Stielkeil den Beilkopf auch wirklich sicher halten kann.   Wichtig: Du musst natürlich in späteren Stadien der Formgebung auch auf dem Dorn schmieden, damit das Material der Augenwand entsprechend verdrängt wird! Und das alles muss sehr schnell und sicher erfolgen, damit der Dorn nicht zu warm wird! Häufig in Wasser kühlen!  

Zu diesen Arbeiten gibt es zahlreiche weitere Details zu erwähnen, die den Rahmen eines Posts hier sprengten; vielleicht schaust Du Dir mal ein paar spezifische Videos bei YouTube dazu an. Dann allerdings nicht jene mit Titeln wie "Wie ich mein erstes Beil gebastelt habe", sondern die von den Profis wie Gränsfors Bruks.  

Ich will noch erwähnen, dass es weitere, ganz andere Techniken zur Herstellung von Beilen (und deren Augen) gibt. Ich nenne nur die Lappentechnik, von der zwei unterschiedliche existieren. Viel hängt davon ab, welche Dimensionen Dein Ausgangsmaterial hat und ob Du feuerschweißen kannst.  

Stiele für handgeschmiedete Äxte und Beile gibt es nicht im Baumarkt - sie wachsen auf Bäumen! Such Dir geeignetes Holz - Esche und Robinie hier bei uns, auch abgelagertes Obstbaumholz oder gar Eibe für kleine Beile, Hickory aus ferneren Quellen - und mache die Stiele natürlich selbst! Deine Hände sind ja auch einzigartig, und die Werkzeugstiele, die Du benutzt, sollten es auch sein.  

Es spricht aber gar nichts dagegen, einen gekauften Stiel so umzuarbeiten, dass er passt. Dazu müsstest Du aber vermutlich den Beilkopf so schmieden, dass er schon ungefähr die flache, schmale Form des Auges bekommt, die heute üblich ist. Über die Wahl des Holzes und den Maserungsverlauf gäbe es ein weiteres Kapitel zu schreiben....  

Soll das Beil vorwiegend zum Entasten eingesetzt werden, wäre das schmalere, flache Auge ohnehin günstiger. Ein kleines Spaltbeil hingegen kann durchaus etwas "dicker" ausfallen und ein etwas runderes Auge haben.

Viel Spaß und freundliche Grüße

 

Jean

12 de maio de 2022 16:02
Lieber Jean, 

zuerst einmal möchte ich mich wieder einmal bei dir für die ganzen Tipps und Ratschläge bedanken. 
Das ist ja schon fast ein Referat.
Ich werde mich dann wohl noch etwas näher mit den ganzen Techniken befassen und auch Videos von Profis anschauen. 

Das mit dem selbst gemachten Stil dachte ich mir auch schon, ich habe auch einiges an Obstholz hier rumliegen (z.B. Kirsche). 

An den Fotos deiner Sammlung hätte ich tatsächlich Interesse, wenn es dir nicht zu viele Mühen macht. 

Außerdem werde ich meinen Bekannten, für den das Beil sein soll, mal fragen, was genau er damit überwiegend vor hat. 
Dann kann ich ihm das evtl auch etwas besser für den Zweck herstellen (oder es zumindest versuchen).

Gruß
Sven
13 de maio de 2022 00:17

Bei guten Werkzeugen sind die Stiele in der Tat oft auch eine Stilfrage....

14 de maio de 2022 18:41

Sven,

nachfolgend ein paar Fotos von handgeschmiedeten Beilen. Vielleicht ist das für Dich von Interesse.

Das kleine Tüllenbeil (letztes Foto) ist ein Original aus der Hallstatt-Zeit - nach 2.400 Jahren noch überraschend gut erhalten!

französische Beile, 18. und 19. Jhdt

 

französisches Beil, Lappentechnik Ende 18. Jhdt.

französisches Beil, Lappentechnik Anfang 19. Jhdt.

französisches Beil, 19. Jhdt. klein

Zimmererbeil, 19. Jhdt.

Das kleine Tüllenbeil (letztes Foto) ist ein Original aus der Hallstatt-Zeit - nach 2.400 Jahren noch überraschend gut erhalten!

Anexos:

Última edição: 21 de maio de 2022 22:13, Jean Collin (Moin Jean, ich habe mal die Bilder aus den Anhängen in Deinen Beitrag eingefügt, damit Alle sie einfache sehen können. Gruß Christoph)
16 de maio de 2022 06:56
Die Frage des Stiels ist eine Stilfrage. Den muss ich mir merken. 

Lieber Jean,
leider kann ich in deinem letzten Beitrag keine Fotos sehen. Ist da beim Hochladen was schief gelaufen?
16 de maio de 2022 10:52

Sven,

 

ich will nicht ausschließen, dass ich etwas falsch gemacht haben könnte, aber wie es scheint, haben andere Kollegen das mehrfach hinbekommen, und auch auf meinem PC funktioniert das einwandfrei.

Leider bin ich nicht sehr kundig auf dem Gebiet und kann Dir da nicht helfen. Vielleicht Peter Brunner?

Freundliche Grüße

Jean

16 de maio de 2022 19:38
Hallo Sven,
vielleicht hilft es Dir, wenn Du in die neue Version des Forums schaust.
Ich kann die Anhänge in der alten Version des Forums (welches für mich immer noch die "normale" Version ist) auch nicht sehen - im neuen Forum aber schon.
Ich meine das Problem ist schon öfter aufgetreten weil die unterschiedlichen Versionen des Forums parallel genutzt werden. Viele (so auch ich) bevorzugen wohl noch die alte Version. Ich vermute Jean hat die Anhänge im neuen Forum erstellt - stimmt's Jean?
Schöne Grüße
Sascha
Es ist besser ein kleines Schmiedefeuer anzuzünden als die Dunkelheit zu verfluchen!
16 de maio de 2022 20:05
In der Tat!

Bis vor kurzem war ich auch nur im "alten" Forum unterwegs, weil ich gar nicht wusste, dass es auch ein "neues" Forum gibt. 
Aus meiner Sicht ist es widersinnig, zwei parallele Foren mit gleichem Titel zu haben, daher schaue ich nur noch in das neue Forum. Ich weiß allerdings nicht, welches besser ist! 

Freundliche Grüße

Jean