So,
nun schaffe ich es endlich den Bericht fortzusetzen. Wie bereits geschrieben, haben Timm und ich vom 01.-06.05.2012 als Darsteller im Viking Center Ribe in Dänemark agiert. Wir haben dort zusammen mit vielen anderen aktiven Reenactors die nachgebauten wikingerzeitlichen Häuser belebt und historische Handwerkstechniken nachempfunden und vorgeführt. Die Veranstaltung umfasste zum Einen das belebte wikingerzeitliche Dorf sowie einen Marktplatz auf dem diverse Händler und Handwerker ihre Zelte aufgeschlagen hatten
Timm und ich haben auf dem Markt die Eisenverhüttung im Rennofen sowie das Schmieden des selbst hergestellten Eisens demonstriert. Neben uns waren diverse Handwerker vor Ort, die ihr historisches Handwerk teilweise in den festen Werkstätten des Museumsdorfs, teilweise in ihren eigenen mobilen Werkstätten demonstrierten.
Hier eine Auswahl der dargestellten Handwerke:
- Specksteinbearbeitung (Töpfe)
- Silberschmieden (mehrfach)
- Bronzeschmieden (mehrfach)
- Posamente herstellen
- Kleidungsherstellung (mehrfach)
- Brettchenweben (mehrfach)
- Sprang (mehrfach)
- Nadelbinden (mehrfach)
- Knochen- und Geweihbearbeitung (mehrfach)
- Glasperlenherstellung traditionelle Art (mehrfach)
- Bogenherstellung (mehrfach)
- Pfeilherstellung (mehrfach)
- Kettenhemd knüpfen
- Vikingestrikherstellung
- Schmieden (in den Hausschmieden wie auch auf mobilen Schmieden - mehrfach)
- Spinnen: Leinen, Wolle (mehrfach)
- Färben (mehrfach)
- Filzen (mehrfach)
- Holzbearbeitung (mehrfach)
- Kochen mit authentischen Zutaten (mehrfach)
- Schuhherstellung
- Lederbearbeitung
- Birkenrindeverarbeitung
- Grubenbrand
- Barbieren mit der historischen Klinge
Für uns war die Veranstaltung eine gelungene Mischung aus Arbeit und Urlaub. Aber nun zum Eisen:
Wir sind am Dienstagmorgen angekommen und haben noch am gleichen Tag den ersten kleinen Ofen aufgebaut. Vom Prinzip her entsprach er dem Ofen, den wir am Wochenende vorher gefahren haben. Am Abend haben wir den Ofen vorsichtig angefeuert und über Nacht durchtrocknen lassen. Den ersten Ofen haben wir dann also am Mittwoch auf Reisen geschickt und ihn mit unserem neuen Raseneisenerz bestückt. Innerhalb von ca. 6 Stunden haben wir 25 Chargen mit je ca. 600 Gramm Kohle und ca. 300 Gramm Erz zugegeben. Ungefähr zur Mitte der Ofenreise hat sich die Sackgeschwindigkeit deutlich verlangsamt, ohne dass wir den Grund finden konnten. Es war weder zu viel Schlacke im Ofen bzw. vor der Düse, noch dass wir im Ofeninnern irgendwas Auffälliges entdecken konnten. Zum Ende ernteten wir dann eine etwas kleine aber doch schön kompakte Luppe von ca. 1,5 Kg.
Am Donnerstag haben wir dann unseren zweiten Ofen gebaut, am Freitag die Luppe aus dem ersten Ofen verschmiedet. Dazu haben wir uns eine mittelgroße Bodenesse mit Timm's neuem Essenstein aus Speckstein gebaut. Die Luppe ließ sich trotz des vermutlich recht hohen Phosphorgehaltes (das Erz hat ca. 3% P2O5) von Anfang an super schmieden. Nach dem Verdichten wirkte der Stahl schon wie ein Monostahl. Beim kräftigen Ausschmieden mit dem 2Kg Handhammer gab es keine Kantenrisse. Das Eisen ist echt top!
Samstag haben wir dann den zweiten Ofen gefahren. Allerdings hat uns Bjarne, der Organisator, gefragt, ob wir nicht mal das einheimische Raseneisenerz aus der Umgebung von Ribe verhütten könnten. Das hat aber gar nicht hingehauen. Wir haben die gleiche Chargenmenge und -größe zugegeben wie beim ersten Ofen. Auf den ersten Blick sah das Erz gar nicht schlecht aus, doch ist uns schon beim Rösten und Zerkleinern des Erzes aufgefallen, dass dieses scheinbar sehr viel Sand enthält. Auch die Ofenreise ging zuerst ohne Probleme. Schnelle Sackung ohne Auffälligkeiten. Doch zum Schluss haben wir nur einen großen verbackenen Klumpen Schlacke geerntet. Nach dem Herunterbrennen des Ofens konnte man den Klumpen direkt im unteren Teil des Ofens sehen. Die Schlacke wurde trotz recht hoher Temperaturen nicht flüssig. Im Innern des Klumpens waren dann doch ein paar kleine Stückchen Eisen, doch nichts was den Aufwand rechtfertigen würde.
Sonntag haben wir dann noch in der Dorfschmiede einen kleinen Barren aus versch. kleinen Luppenbruchstücken geschmiedet und angefangen ihn auszuraffinieren. Nach der Abreise am gleichen Tag haben wir noch Michael, einen sehr erfahrenen dänischen Eisenmacher, besucht und ein paar schöne Anregungen für wiederverwendbare Rennöfen bekommen. Außerdem haben wir noch 40Kg sehr hochwertigen dänischen Erzes abstauben können Sein Kommentar zu dem Ribeerz lautete übrigens: „Ist scheiße!"
Die Galerie ist aktualisiert!
Gruß Jannis
www.xerxes-knives.deWer sich verbrennt, beherrscht das Spiel mit dem Feuer nicht!