Edle Gartenhacke
Edle Gartenhacke
19. September 2020 um 00:31Hallo Freunde,
hier ein Beitrag zu einer kürzlichen Auftragsarbeit.
Gewünscht war eine kleine Gartenhacke mit Blatt und Zinken. Nicht zu schwer und schön handlich mit einer Hand zu gebrauchen. Dennoch sollte es nichts von der Stange sein und auch formschön daher kommen.
Nach ein paar Skizzen und ein paar Absprachen habe ich die folgende Hacke geschmiedet. Gesamtgewicht mit Stiel ca. 550g. Die Maße kriege ich aus dem Kopf nicht mehr ganz zusammen. Die Stiellänge ist so ca. 40-45cm, von der Blattspitze zu den Zinken ca. 20-22cm, Breite des Blattes und er Zinken um die 7-8cm.
Das Stielholz ist in dem Fall geflämmte Esche (Ich glaube es war ein gebrochener Vorschlaghammer-Stiel).
Die Hacke ist aus einem Stück geschmiedet (C45), Blatt und Zinken sind gehärtet und angelassen. Ich habe bewusst sehr hoch angelassen, da es sich um ein Schlagwerkzeug handelt und auch bei jeglicher Falschbenutzung lieber etwas verbiegen als abbrechen soll. Gerade beim dünn ausgeschmiedeten Blatt ist eine gewisse Wärmebehandlung aber dennoch sinnvoll, da es sich bei einem versteckten Stein im Erdreich, meiner Meinung nach, sonst zu schnell verformen würde.
Aber seht selbst:
Hoffe Euch gefällt meine Arbeit!
Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 19. September 2020 um 00:35,
Wilhelm Weyer
19. September 2020 um 09:28
ich sag nur: WWW (Werkzeugmanufaktur Willi W.)
Wie immer erste Sahne!
Damit könntest Du in Serienproduktion gehen...
Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 19. September 2020 um 09:29,
Martin Hartung / DerSchlosser
19. September 2020 um 19:19
Hallo zusammen,
vielen Dank für die positiven Rückmeldungen!
Aus einem Stück geschmiedet!!!!! Da hätte ich gerne mal die einzelnen Arbeitsschritte gesehen
Also Volker ich hab gedacht, dass die Herangehensweise klar ist, da sich mir erstmal nur ein Weg erschließt wie ich an die Sache rangehn würde (bzw. rangegangen bin.) Aber ich habs dir mal hingekritzelt
Schritt 1: Hochkant lochen
Schritt 2: Nach am Loch ein kehlen. Erst markieren wie auf der Skizze, dann bis etwa zur halben Materialstärke kehlen.
Schritt 3: Das durch die Kehle separierte Material absetzen und flach ausschmieden. Dabei tiefer absetzen als die ursprüngliche Kehlung war. Am besten auf einer sehr runden Ambosskante oder einem entsprechenden Gesenk.
Während des Absetzens das Material direkt am Auge immer wieder von der Seite einkehlen (Horizontale Pfeile aus der 3. Skizze). Das geht am besten mit einer Gullioutine. Dadurch entsteht direkt ein sehr schmaler Übergang von Auge zum übrigen Material.
Schritt 4.1: An das flache Material eine stumpfe Spitze anschmieden
Schritt 4.2: Das Material mit der Finne zum blatt breiten. Dabei eine Verstärkung in der Mitte stehen lassen.
Schritt 4.3: Den Übergang von der Verstärkung zum gebreiteten Material mit dem Kehlhammer scharf nachziehen.
Schritt 4.4: Die endgültige Blattform aus dem gebreiteten Material herrausschneiden (Meißel oder eben Flex). Das fertige Blatt richten und leicht wölben.
Schritt 5.1: Zweites Ende in drei Stücke spalten und auseinander biegen
Schritt 5.2: Die drei Teile zu langen Vierkantspitzen ausschmieden. Die Äußeren müssen länger sein, die benötigten Längen findet man mit einem Faden und einer Skizze herraus. Die Spitzen werden vom Auge aus gesehen um 45° gedreht zum Vierkant geschmiedet. Dann stehen die Ecken später in Arbeitsrichtung und das Ausschmieden geht leichter.
Schritt 5.3: Die Spitzen in die fertige Form biegen und ihnen eine leichte Krümmung geben.
Schritt 6: Das Auge nachdornen, unschöne Ecken mit einer Raspel oder mit der Flex nacharbeiten und alles richten. Stempeln nicht vergessen!
Schritt 7: Wärmebehandlung und Stiel.
Ich hoffe damit ist erklärt welche Schritte in welcher Reihenfole notwendig sind. Ansonsten her mit den Fragen
Beste Grüße
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 19. September 2020 um 19:25,
Wilhelm Weyer
22. September 2020 um 19:36
Wie waren in etwa die Rohmaße vom C45-Ausgangsmaterial?
Ich habs aus einem 35er Rund rausgeschmiedet. Hab nicht mehr gemessen bevor ich mit der Hacke dann losgelegt habe, aber ich würde aus dem Gedächtnis sagen ich habe einen 35x20m Vierkant, ca. 120mm lang geschmiedet und daraus dann die Hacke gemacht.
Dass die Zinkenquerschnitte auf Spitze stehen sollen wird im Garten klar: So klebt weniger Erde dran.
Nicht nur, dass es für den späteren Zweck besser ist. Die Zinken lassen sich über Eck auch wesentlich leichter ausschmieden. Man kommt mit dem Hammer viel besser in die Ecken. Probiers aus!
Gruß
Willi
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de