Guten Abend wertes Forum,
da ich für kleine Arbeiten diverse Meißel und Punzen brauche, dachte ich in erste Linie ans selber machen.
Allerdings stellt sich mir die Frage nach der Materialwahl und Wärmebehandlung.
Mir stehen im Grunde relativ große Mengen KFZ Spiralfedern in unterschiedlichen Durchmessern zur Verfügung.
Ist dieser Stahl geeignet für die Aufgabe und falls ja, wie soll ich härten und anlassen?
Oder brauchts das eh nicht, weil so eine WB ja im Prinzip beim ersten Einsatz am warmen Eisen vergangenheit ist?
Vielen Dank schon mal.
MfG
Peter
Fragen zu Meißel und div. Punzen/Punches selbst machen
Fragen zu Meißel und div. Punzen/Punches selbst machen
June 24, 2015 at 7:10 PM
June 24, 2015 at 11:12 PM
Hallo Peter,
erstmal wilkommen im Forum!
Die Einstellung sich sein Werkzeug selber zu machen ist sehr gut und kann einem viel Zeit, Geld und Übung sparen!
Von der Materialwahl her bist du schon auf einem guten Weg. Aus alten Federn kann man viel machen!
Wenn du Punzen und Meißel schmieden wilst, dann sorge dafür dass dein Ausgangsmaterial auf jeden Fall gut grade gerichtet ist (mit einem schiefen Meißel arbeitet es sich schlecht). Dann schmiedest du deine Werkzeuge so wie du sie brauchst aus und bringst sie am besten mit der Feile in Endform.
Nun zur Wärmebehandlung:
Wenn du richtig mit dem Werkzeug umgehst, dann bleibt dir Wärmebehandlung erhalten. Also die Meißel und Punzen beim Arbeiten am heißen Material immer wieder kühlen!
Zum Härten bringst du etwas weniger als das vordere Drittel deines Meißels auf Temperatur. Die Härtetemperatur kontrollierst du mit einem Magneten. Wenn das Material nicht mehr magnetisch ist, hast du die Härtetemperatur erreicht. Halte diese Temperatur ein Weilchen und schrecke dann etwa die Hälfte des glühenden Teils des Meißels ab. Abschrecken kannst du sowohl in Wasser, als auch in Öl. Da musst du Ausprobieren, je nach Feder, die du hast und je nach Verwendungszweck des Meißels. Beim Abschrecken ein wenig hin und her bewegen und auch ein wenig auf und ab, damit kein scharfer Übergang entsteht.
Wenn der eingetauchte Teil abgekühlt ist, holst du den Meißel raus und schleifst eine Seite schnell mit etwas Schleifpapier blank. Der nicht abgeschreckte Teil des Meißels glüht noch ein wenig und hat noch genug Wärme in sich um die Schneide anzulassen.
Auf der blank geschliffenen Seite kannst du nun beobachten wie die Anlassfarben langsam zu Schneide hin wandern. Wenn die Schneide die gewünschte Anlassfarbe/-temperatur erreicht hat, verhinderst du ein weiteres anlassen durch abkühlen im Wasser. Vorsicht! Wenn Teile des Meißels immer noch glühen darfst du diese dann nicht mit abkühlen sondern nur wieder die Schneide eintauchen.
Bei normalen Punzen und Meißeln würde ich pauschal auf gold-gelb anlassen.
Wenn du Meißel schmiedest, die kaltes Material trennen müssen (Kaltschrotmeißel) musst du etwas niedriger anlassen.
Ansonsten kann ich nur sagen üben üben üben. Mit der Zeit kriegst du ein Gefühl dafür was du aus dem Material rausholen kannst (probier hier ruhig aus!) und wirst schnell Erfahrungen sammeln wie du deine Meißel und Punzen herzustellen hast.
Viel Erfolg!
Gruß
Willi
erstmal wilkommen im Forum!
Die Einstellung sich sein Werkzeug selber zu machen ist sehr gut und kann einem viel Zeit, Geld und Übung sparen!
Von der Materialwahl her bist du schon auf einem guten Weg. Aus alten Federn kann man viel machen!
Wenn du Punzen und Meißel schmieden wilst, dann sorge dafür dass dein Ausgangsmaterial auf jeden Fall gut grade gerichtet ist (mit einem schiefen Meißel arbeitet es sich schlecht). Dann schmiedest du deine Werkzeuge so wie du sie brauchst aus und bringst sie am besten mit der Feile in Endform.
Nun zur Wärmebehandlung:
Wenn du richtig mit dem Werkzeug umgehst, dann bleibt dir Wärmebehandlung erhalten. Also die Meißel und Punzen beim Arbeiten am heißen Material immer wieder kühlen!
Zum Härten bringst du etwas weniger als das vordere Drittel deines Meißels auf Temperatur. Die Härtetemperatur kontrollierst du mit einem Magneten. Wenn das Material nicht mehr magnetisch ist, hast du die Härtetemperatur erreicht. Halte diese Temperatur ein Weilchen und schrecke dann etwa die Hälfte des glühenden Teils des Meißels ab. Abschrecken kannst du sowohl in Wasser, als auch in Öl. Da musst du Ausprobieren, je nach Feder, die du hast und je nach Verwendungszweck des Meißels. Beim Abschrecken ein wenig hin und her bewegen und auch ein wenig auf und ab, damit kein scharfer Übergang entsteht.
Wenn der eingetauchte Teil abgekühlt ist, holst du den Meißel raus und schleifst eine Seite schnell mit etwas Schleifpapier blank. Der nicht abgeschreckte Teil des Meißels glüht noch ein wenig und hat noch genug Wärme in sich um die Schneide anzulassen.
Auf der blank geschliffenen Seite kannst du nun beobachten wie die Anlassfarben langsam zu Schneide hin wandern. Wenn die Schneide die gewünschte Anlassfarbe/-temperatur erreicht hat, verhinderst du ein weiteres anlassen durch abkühlen im Wasser. Vorsicht! Wenn Teile des Meißels immer noch glühen darfst du diese dann nicht mit abkühlen sondern nur wieder die Schneide eintauchen.
Bei normalen Punzen und Meißeln würde ich pauschal auf gold-gelb anlassen.
Wenn du Meißel schmiedest, die kaltes Material trennen müssen (Kaltschrotmeißel) musst du etwas niedriger anlassen.
Ansonsten kann ich nur sagen üben üben üben. Mit der Zeit kriegst du ein Gefühl dafür was du aus dem Material rausholen kannst (probier hier ruhig aus!) und wirst schnell Erfahrungen sammeln wie du deine Meißel und Punzen herzustellen hast.
Viel Erfolg!
Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
June 26, 2015 at 6:51 PM
Anmerken zur sehr ausführlichen Anleitung von Willi würde ich höchstens noch folgendes aus Eigener Sache:
Bei der Benutztung von Meißeln immer Schutzbrille tragen. Nicht nur vom Meißel selber (Splitter vom Bart (der regelmäßig zugeschliffen werden sollte) oder von brechenden Teilen), sondern auch gerade von glühigen Werkstücken springen gerne mal Zunderstücke in Gesichtsrichtung.
Arbeitssicherheitstechnisch nur mal angemerkt.
Viel vergnügen beim Meißeln :)
Grüße,
Alex
Bei der Benutztung von Meißeln immer Schutzbrille tragen. Nicht nur vom Meißel selber (Splitter vom Bart (der regelmäßig zugeschliffen werden sollte) oder von brechenden Teilen), sondern auch gerade von glühigen Werkstücken springen gerne mal Zunderstücke in Gesichtsrichtung.
Arbeitssicherheitstechnisch nur mal angemerkt.
Viel vergnügen beim Meißeln :)
Grüße,
Alex