Normalerweise leite ich Anfragen zu Rasiermessern prinzipiell an meinen Kumpel und Kollegen Ulrik Beyer (Koraat Knives) weiter. Diesen Auftrag habe ich dann aber in Absprache mit Ihm angenommen.
Vor einiger Zeit hatte ich das Glück einige uralte handgeschmiedete Werkzeuge zu bekommen. Morphologisch habe ich die auf die Mitte des 18. Jahrhundert datiert. Wie sich herrausstellte, waren einige Teile dieser Werkzeuge aus einem sehr fein raffinierten und hoch kohlenstoffhaltigen Stahl. Es handelte sich definitiv um einen Gärbstahl und nicht um einen späteren Puddelstahl.
Aufgrund der hohen Qualität des Materials gehe ich davon aus, dass es sich um sog. Scharsachstahl, vielleicht sogar um Münzstahl handelt. Nun habe ich einem Teil des Stahls dieser stark korrodierten und nicht mehr brauchbaren Werkzeuge ein neues Leben eingehaucht;-)
Aufgrund der starken Korrosion habe ich den Stahl erstmal ausgeschmiedet und noch einige Male gefaltet. Ich wollte in jedem Fall Fehlstellen vermeiden.
Das so entstandene Rasiermesser habe ich zwar mit Hilfe moderner Werkzeuge hergestellt, die Oberflächen habe ich aber vollständig mit historisch korrekten Werkzeugen bearbeitet (Feile, Schabmesser, Sandstein, Leder mit Polierpaste aus feinem Sandsteinabrieb und Wollwachs). Die Griffschalen sind aus Bein (Mittelfußknochen vom Rind).
Die Klinge ist, wie bei diesen frühen Messern üblich, nur ganz leicht hohl geschliffen. Der Hohlschliff hat einen Radius von ca. 150mm.
Auf der einen Seite habe ich die original Schmiedemarke nachgearbeitet. Auf der anderen Seite habe ich auf Kundenwunsch meine Schmiedemarke eingeschlagen.
Ich bin eigentlich kein Freund vom Rasieren mit dem Messer. Ist mir einfach zu kratzig. Dachte ich. Aber dieses Messer ist wirklich angenehm. Gar kein Vergleich zu meinem alten solinger Dovo. Vielleicht muss ich meine Meinung dazu revidieren und mir selber mal so ein Messer machen;-)
Viel Spaß beim Gucken...