22. Dezember 2021 um 11:42
Ich habe dann noch mal ein Messer aus einem Kugellager geschmiedet und einen Griff gebastelt, der bis zur Klinge geht. Du hast schon recht, sieht irgendwie stimmiger aus...

Freut mich, daß Du es als Tip und nicht als Meckerei aufgefasst hast
VM
22. Dezember 2021 um 11:45
Wenn ich nochwas sagen darf:
Aus "grafischen Gesichtspunkten" sollte der Messerrücken mit der Griffoberseite eine Linie bilden. Also keinen Absatz haben. Versuche es einfach mal
Volker
22. Dezember 2021 um 12:36
Nein, deine Anmerkungen habe ich definitiv nicht als Meckern empfunden!
.
sollte der Messerrücken mit der Griffoberseite eine Linie bilden

Also gerade bei Japanischen Messern gefällt es mir optisch sehr gut, wenn die Griffoberseite über die Klinge übersteht.
Grundsätzlich stellt es für mich aber kein Problem dar, so zu schmieden, das Griffoberseite und Klinge später eine Linie bilden.
Das Hängt ja nur davon ab, ob ich den Erl bündig oder mit Absatz zum Klingenrücke anschmiede (Schleife)
Letztendlich folgt aber auch Form der Funktion. Ich habe so einiges an gekauften Küchenmessern, bei denen Griff und Klingenrücken eine Linie bilden. Und besonders bei Messern mit langen schlanke Klingen habe ich das Problem, daß beim Umgreifen des Griffs, meine Fingerknöchel auf der Unterseite über die Schneide überstehen. Um mit diesen Messern nicht mit den Knöcheln auf der Schneidunterlage aufzusetzten habe ich dann 3 Möglichkeiten:
.
1. Ich hebe den Griff an und nutze nur den vorderen Bereich der Klinge.
.
2. Ich nehme eine sehr dicke Schneidunterlage und sehe zu, daß ich mich mit Hand und Griff außerhalb der Schneidunterlage bewege.
.
3. Ich arbeite an der Tischkante und halte mich hier ebenfalls mit Hand und Griff außerhalb der Tischkante.
.
Alles sehr unökonomisch. Deshalb fertige ich meine Messer gerne so, daß ich größtmöglichen Abstand von Griffunterseite zur Schneide bekomme. Form folgt Funktion. Selbstverständlich freue ich mich, wenn meine Schmiedearbeit letztendlich auch noch gut aussieht. Allerdings "bastel" ich die Messer weder zum Verkaufen noch für die Vitrine, sondern um sie auch wirklich täglich zu benutzen und von daher hat Funktion für mich Vorrang über Design.
.
"Richtige" Kochmesser haben meist eine sehr hohe Klinge, da ist dann der Abstand von Griff zur Schneide naturgemäß deutlich größer. Da ergibt sich dann diese Problematik gar nicht erst.
Ich habe kürzlich einige größere Kugellager bekommen, mit denen sich Klingenhöhen von mehr als 50mm problemlos schmieden lassen. Bei denen würde ich dann mal Griffoberseite mit Klingenrücken bündig machen...
22. Dezember 2021 um 21:59
Hallo, zusammen,
zur Zwinge: als Hülse schützt sie den Griff vor dem Aufreißen.
als stirnholzabdeckendes, oft andersfarbiges Teil zwischen Griff und Klinge ist es eine Produktionsvereinfachung. Es ist viel einfacher, ein kurzes Stück so aufzufeilen, dass kein Schlitz zwischen Klinge/Erl und Griffelement ist, als einen Griff in ganzer Erllänge passend und schlitzfrei zu arbeiten. Deshalb gibt es  im schwedischen Messermacherverein (svenskkniv.se    svensk knivförening) bei den Meisterschaften auch die Klasse "enkelt kniv" einfaches Messer, nur 1 Klinge, 1 Griffstück, 1 Stück Leder (scheide) plus Aufhänger. Das sauber hinzubekommen ist nicht so einfach, wie es sich anhört, und dabei kommen hervorragend gearbeitete und geschmackvolle Objekte heraus. Siehe auch "knivveckan i Ludvika" 
Meinhard

22. Dezember 2021 um 22:08
Pardon, Leute,
ich sehe soeben, dass ich der Zeit hinterherhinke: die Regeln sind ( seit langem) geändert, es heißt jetzt "traditionell brukskniv", und da sind auch Zwingen zu sehen.
Meinhard
23. Dezember 2021 um 19:39
, mit denen sich Klingenhöhen von mehr als 50mm problemlos schmieden lassen.

Nach meiner Erfahrung ist 40 mm KLingenhöhe voll ausreichend. 50mm und mehr wirkt schon fast zu wuchtig. Aber ich bin gespannt .
VM
24. Dezember 2021 um 13:05
Moin Volker,
eine kleine Anmerkung von mir zur Klingenhöhe. Bei einer Klingenhöhe von 50 mm (oder sogar etwas mehr ) hast Du auch bei einem homogen gestalteten Messer- Griffrücken keine Platzprobleme zwischen Finger und Schneidebrett.
Nun entschuldigt, dass ich nun auch noch meinen Senf dazugeben musste, aber jetzt möchte ich die Gelegenheit nutzen,
Euch Allen ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute zum neuen Jahr zu wünschen.
MfG Hermann
24. Dezember 2021 um 14:22
Also erst mal grundsätzlich. Ich habe hier im Forum schon einige schöne und wirklich gut gemachte Messer gesehen. Allerdings ist doch der allergößte Teil der Messer irgendwelche Jagd- oder Outdoormesser. Viele Messer sind zwar optisch sehr ansprechend, aber offensichtlich nicht für bestimmte Zwecke vorgesehen, wenn nicht sogar z.T. nur für Showzwecke. Ich benötige keine Messer mit denen ich im Wald Wild aufbechen kann, oder zum Bäume fällen um mir einen Unterschlupf zu bauen, noch laufe ich mit einer Salami durch den Wald und brauche ein Messer um damit scheiben abzuschneiden. Und wenn, dann hätte ich dafür ein Hosentaschentaugliches Schweizer Taschenmesser. Meine Messer sind Kochmesser für den täglichen Gebrauch in der Küche. Und da sprechen mich die Japanischen Klingenformen doch sehr an. Mein letztes Messer ist übrigens kein Bunka, sondern ein Honesuki.
Japanische_Messer.jpg
.
Als nächstes werde ich mir wohl ein echtes Bunka schmieden.
.
Zur Klingenhöhe:
50mm ist bei Kochmessern nichts besonderes. Die Hohe Klinge benötigt man als Führung an den Fingern, um Lebensmittel in schmale streifen zu schneiden.
Dieses Markenmesser von Mundial hat sogar eine Klingenhöhe von über 60mm. Mit dem arbeite ich sehr gerne, allerdings ist es mir für viele Anwendungen dann eher zu lang als zu hoch.
Mundial.jpg
.
Noch mal: Ich mach die Messer zum Gebrauch in meiner Küche und da folgt ganz klar die Form der Funktion. Und da geht es mir weniger darum ob es zu wuchtig wirkt, als mehr darum, ob sich damit gut arbeiten lässt.
Schön aussehen dürfen sie dann aber trotzdem und mein Honesuki finde ich sehr gelungen...
.
Ich wünsche allen hier ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Jahreswechsel!
Andrew
24. Dezember 2021 um 14:26
Bild vergessen...
welche-japanischen-messer-fuer-fleisch-messerarten-messerformen-messertypen.jpg
24. Dezember 2021 um 19:31
aber jetzt möchte ich die Gelegenheit nutzen, Euch Allen ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute zum neuen Jahr zu wünschen.

Da schließe ich mich doch gerne an
VM
30. Dezember 2021 um 17:09
...so, ich habe die Tage noch mal ein Messer in Anlehnung an ein japanisches Bunka geschmiedet.
Hier ein Bild der Klinge noch ohne fertige Spitze. Die Oberfläche ist so gewollt, sonst hätte ich das rausgeschliffen...
.
Muster.jpg
30. Dezember 2021 um 17:19
Und hier ein Bild des fertigen Messers.
Allerdings ist es kein "echtes" Bunka geworden. dafür ist die Klinge nicht hoch genug.
Leider habe ich aus 15mm Rundmaterial nicht mehr als 35mm Klingenhöhe hinbekommen.
Klingenlänge 17cm, der griff wieder 8-eckig aus Eiche.
Als ich das erste Mal Bilder von diesen konischen 8-eckigen Griffen gesehen habe, dachte ich nur, wie kann man dermaßen unergonomische Griffe herstellen? Schaut euch mal an, wie Europäer ihre Griffe machen...
Ich muß meine Meinung revidieren. Diese japanischen Griffe sind erstaunlich ergonomisch!
.
Bunka.jpg
Zuletzt bearbeitet: 3. Januar 2022 um 11:26, A. Reinert
30. Dezember 2021 um 22:18
Ja, die Hand ist der vielseitigste und anpassungsfähigste Körperteil. Wenn man's nicht zu gut meint und das Werkzeug nicht zu sehr orthopädisch anpasst, bleiben der Hand viele verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. Wichtig ist die passende Größe zur Funktion. Schon etwas zu großer Griff kann spürbar ermüden. Auch Balance (Gewichtsverteilung und Hebel) sind deutlich spürbar. 
Kurz gesagt: einfach und passend.
Gutes Neues Jahr mit guten Ideen!!
Meinhard
 
31. Dezember 2021 um 13:51
Andrew die sehen gut aus!
Achteckige konische Griffe freihändig zu machen ist ganz schön kniffelig. Habe auch mal Messer in Santukoform gemacht, daher weiß ich das.
Wie man sieht, hast Du ja nun schon etliche Messer aus Kugellagern gemacht. Kannst Du schon was zur Schnitthaltigkeit, also wie lange sie scharf bleiben, sagen?
In einem klugen Buch, das hieß Klinge und Stahl, hab ich gelesen, daß Kugellagerstahl die beste Wahl für Monoklingen sein soll.
Große Kugellager bekommt man eigentlich problemlos in jeder Landmaschinenwerkstatt aus der Schrottkiste.
Da Du ja alles was Du machst so schön dokumentiert hast kann man sehen, daß Deine Messer optisch gefälliger werden.
Volker
31. Dezember 2021 um 18:23
Achteckige konische Griffe freihändig zu machen ist ganz schön kniffelig. Habe auch mal Messer in Santukoform gemacht, daher weiß ich das.

...na ja, mit Bandsäge, Bandschleifer, etwas Gefühl und etwas Augenmaß, finde ich das jetzt nicht so schwierig. Viel mehr als 10 Minuten brauche ich für den Achtkant eigentlich nicht.
In einem klugen Buch, das hieß Klinge und Stahl, hab ich gelesen, daß Kugellagerstahl die beste Wahl für Monoklingen sein soll.

Ist auf jeden Fall sehr gut geeignet. Wenn auch nicht optimal. Der Stahl hat 1% Kohlenstoff, ist also ein Übereutektoider Stahl. Davon wird er nicht härter als ein Eutektoider Stahl mit 0,8% Kohlenstoff, bildet aber gerne Karbide, z.B. mit dem Chrom. Und diese Karbide in der Schneide sind eigentlich nicht sooo optimal. Da kommt es dann gerne mal zu Mikroausbrüchen.
Ich nehme eigentlich lieber eine alte PKW-Feder... Weiß aber leider nicht welcher Stahl das ist. Wird auf jeden Fall glashart...
Kannst Du schon was zur Schnitthaltigkeit, also wie lange sie scharf bleiben, sagen?

Also meine Frau hat sich eins von den Messern gleich unter den Nagel gerissen und benutzt das seit ca. 3 Monaten täglich. Und sie geht damit wirklich nicht zimperlich um. (manchmal mag ich gar nicht hinsehen) Und das Messer hat nach wie vor rasierschärfe. Also scharf wie am ersten Tag...
.
Ich wünsche allen noch einen guten Rutsch!
Andrew