Federstahlspirale abwickeln

27. August 2013 um 19:14
Hallo,

ich habe gestern zum ersten mal eine Federstahlspirale/Autofeder abgewickelt.

Dabei ist einiges schief gelaufen, aber es war auch sehr lehrreich. Dazu habe ich, wie Kläus es vor kurzem empfohlen hat, nur Hammer, Amboss und eine Zange verwendet.

In einem älteren Beitrag stand sogar, nur das Ambosshorn zu verwenden, aber das funktionierte bei mir nicht, denn die Bahn habe ich zum richten des Rundstahls gebraucht und das Vierkantloch habe ich zum Biegen verwendet, neben der Zange.

Was genau ist schief gelaufen: Kläus sagte, dass es gefährlicher ist, es minimalistisch und als Schmiedeübung durchzuführen und nun weiß ich warum. Die Feder wird mit der Zeit einfach zu warm, um sie mit den Händen zu handhaben und dann kommt die Zange ins Spiel. Dabei ist mir die warme Feder einmal abgerutscht beim Abwickeln und der bereits abgewickelte und leicht gerichtete Teil (ca. 1m) hätte mich beinahe im Gesicht getroffen... danach war ich deutlich vorsichtiger

Kurz darauf habe ich die Feder zu lange im Feuer gelassen und es ist ein kleiner Teil verbrannt ( es sprühten Funken und die Feder war hellgelb), der auch an dieser Stelle ziemlich sauber gebrochen ist.
Hat Federstahl das so an sich, dass er einfach bricht, wenn er VIEL zu warm wird?
Oder kann ich darauf auch auf die Stahlqualität schließen?

Nun habe ich ein besseres Gefühl für die maximale Temperatur und habe festgestellt: bei Kirschrot ist Federstahl leicht zu verformen. Wobei ich draußen schmiede und die Glühfarben, je nach Lichtintensität, immer anders sind....

Ein Danke an Kläus, weil sich sowas als Übung wirklich lohnt. Zu Beginn habe ich da etwas gezweifelt und gedacht: "Ach, was kann daran schon kompliziert sein?" - So einiges, wenn man es noch nicht gemacht hat und keine Erfahrungswerte hat.

Gruß
nils
Viele Grüße!
  Nils
27. August 2013 um 19:46
Genau so sollte auch ich es lernen und mache es zur Übung noch manchmal so. Mit Zangen zu arbeiten ist nicht so einfach wie man es sich vielleicht vorstellt. Ich war vor kurzem bei Willi und hab mich "an dem Ding dass man mal geschmiedet haben sollte" versucht. Das Teil ist bestimmt 20 mal durch die Werkstatt geflogen und Willi musste es sogar mal aus dem Keller holen. Da hilft nur Üben und probieren. Oft hat man einen viel besseren Griff wenn man einfach anders greift. Oder man nimmt einfach ne Zange die besser passt. Wie schon gesagt  man muss sehr vorsichtig sein, aber lernt viel. Stahl der verbrennt nimmt immer großen Schaden.

Mach weiter so und bleib wachsam.
27. August 2013 um 19:59
Nochwas, sieh den Amboss als ganzes. Jeder Amboss hat seine spezielle typische Form die für spezielle Arbeiten entwickelt wurden. Wir sind mehr als Messerschmiede die nur Bahn und Rundhorn zum strecken verwenden. Es gibt viele Techniken die man verwenden kann. Versteife dich nicht nur auf eine Art, sondern finde die die dir am besten liegt. Natürlich kannst du auch Biegegabeln verwenden, man muss sich das Leben ja nicht unnötig schwer machen. Aber Schmiedeübungen sind nie verkehrt und sollen ja ne Herausvorderung sein.
27. August 2013 um 20:05
Lehrreich, ja wie wahr.
Klaeus hatte hier "meisterlichen" Weitblick 

 

Gruß


Was man nicht tut, geschieht auch nicht
28. August 2013 um 08:38
Ich weiß nicht, ob das Video hier schon bekannt ist, aber es gibt da einen ganz guten Arbeitsablauf den man in dem folgenden Video ab minute 3 sehen kann (federstahl abwickeln). Nur so als Schmankerl nebenher :)
28. August 2013 um 16:01
Sauber und vor allem schnell abgewickelt!!! Interessante Technik in dem Video!
30. August 2013 um 00:26
Das Abwickeln von so Federn ist wie alles am Anfang erst mal eine große Plagerei und ich hab mich auch schon des Öfteren mal bei sowas verbrannt. Wenn man die Techniken dafür erst mal raus hat, geht das aber doch recht locker von der Hand. Ob man das jetzt als Schmiedeübung so minimalistisch wie möglich machen will... das muss man für sich entscheiden. Die Technik die Thijs da zeigt finde ich schon ziemlich cool, jedoch denke ich ist das mit Muskelkraft auf kleinere Durchmesser beschränkt. Meiner Erfahrung nach kommt es beim abwickeln sehr darauf an die Wärme genau da zu haben, wo man sie haben will und bei hoher, aber ganz besonders bei diesen Federn nicht zu hoher Wärme zu arbeiten. Ich begradige meist erst den Anfang mit Hammer und Amboss und dann biege ich es mit einer Zange, verkantet im Rundloch Stück für Stück und begradige am Ende der Wärme. Dabei ist sehr darauf zu achten nicht mit der Ambosskante oder einem falsch gehaltenen Hammer Dellen in das Stück zu schlagen. Sehr geeignet dazu finde ich Wolfsmaulzangen, oder stabile Zangen mit denen ein vertikales Halten (z.B. Nietzangen) möglich ist.

Es macht auch Sinn das begradigte Stück hin und wieder mal abzuschroten und ein neues anzufangen. Wie ich finde ist alles über 700mm nicht mehr angenehm von Hand zu halten, da das Gegengewicht zu groß ist und es weg wippt. Ferner braucht man selten einen Laufenden Meter Federstahl am Stück... ist dann auch nicht so gefährlich abzurollen.

Womit ich zur zweiten Methode komme. Oft braucht man eh nur kurze Stücken Stahl, gerade wenn man Punzen, etc. schmieden will. Dazu empfiehlt es sich genau eine Wicklung abzutrennen. Das ist von der Hebelwirkung günstiger als nur eine halbe Wicklung oder nur 180mm für ein Handwerkzeug abzuschneiden. Also wenn du an einem Punkt anfängst und dann so lange an der Spirale entlang fährst, dass zu an dem gleichen Punkt ein Stück weiter unten ankommst, dann ist das eine Wicklung. Den Punkt an dem du angekommen bist, machst du dann warm und nimmst die Feder in einer Zange (am besten mit Faulenzer) und steckst sie so auf das Rundhorn, dass du an der heißen Stelle Abschroten kannst. Ich habe dazu sogar ein eigenes Werkzeug (Foto) geschmiedet, geht aber auch mit einem Handmeisel. Dann kannst du den Ring warm machen und mit Hilfe des Schraubstocks und einer Zange gerade biegen und dann auf dem Amboss richten.

Ich hoffe du kannst mit den Tipps etwas anfangen!

 

Liebe Grüße
- Daniel

Zuletzt bearbeitet: 13. Oktober 2013 um 02:57, Daniel Lea
1. September 2013 um 11:08
Danke für die vielen Tipps und Hinweise, ich versuche es umzusetzen!
Viele Grüße!
  Nils
12. Oktober 2013 um 20:14
Hallo!

Ich verwende auch gern alte Auto/LKW Federn.

Die Methode zum Abwickeln habe ich mir bei Habermann abgeguckt:

Ein Y-förmiges Gesenk, also eine Gabel, für das Ambossloch und eine Biegegabel für die Hand.

Nachteil ist, dass es weit länger dauert, als im oben geposteten Video ;)

Viele Grüße,

Martin