Naht an der Schneide

28. August 2016 um 12:14
Hallo,
bei Lederscheiden liegt immer die Naht an der Schneide. Deshalb muß man ja einen Schneidschutz einbauen um die Naht von innen nicht durchzuschneiden. Leuchtet mir ein , mache ich auch so.
Ich kam dann auf die Idee, die Naht an den Messerrücken zu legen um den Schneidschutz zu sparen. Gemacht habe ich es noch nicht, weil ich noch nie eine solche Scheide gesehen habe. Gibt es solche Scheiden überhaupt?
Hat es besondere Gründe die Naht nicht an den Messerrücken zu legen?
Volker
28. August 2016 um 12:33
Hallo Volker,
ich denke schon dass das funktionieren würde.
Am besten denke ich, würde es gehen, wenn Du ein nicht durchgegerbtes Leder verwendest. Sogenenanntes Spießleder. Da ist der Gerbstoff nur außen zum Wirken gekommen, in der Mitte hast Du eine Schicht Rohhaut. Das Zeug ist quasi nicht schneidbar, oder zumindest sehr schlecht zu schneiden. Allerdings knannst Du dieses Leder nur nass formen, weil die Rohhaut sehr widerspenstig ist und sich nur verformen lässt, wenn sie N a s s ist. Sie behält nach dem Trocknen allerdings zu 100 % die Form, in die sie gebracht wurde. Imprägnieren geht hinterher nach dem Formen und trocknen vorzugsweise mit Wachs,  Bienen/Carnaubawachs würde ich nehmen. Holzteer geht auch oder Mischung Holzteer/ Wachs, warm zusammengerührt.
Weil bei Fett setzt eine leichte Gerbung ein und Du veränderst den Rohhautstreifen geringfügig in Richtung mehr weich. Wenn Du mal so was gemacht hast- bitte Fotos...

IMG_1432.jpg

Ein Minisax mit Spießlederscheide...

IMG_1430.jpg

Sehr beschwerlich zu nähen, weil der ungegerbte Streifen im Leder schlecht durchzustechen ist, deswegen immergut feuchthalten, allerdings nicht tropfnass, sonst verzieht sich`s nach dem Trocknen...

IMG_1435.jpg

Links neben dem Daumen ist ein weißer Punkt im Leder zu sehen, nicht eingefärbt, durch Zufall, bei Spießleder siehst Du da einen hellen Streifen...IMG_0781.jpg

Ein Jagdskinner, Steckscheide aus Wildschweinspieß, das Zeug hat blechartige Konsistenz.
Nur zu nähen wenn das Leder nass ist, und man sich irgendwie abreagieren muss...
Viele Grüße, Andreas!
Zuletzt bearbeitet: 28. August 2016 um 12:36, Andreas Pötzsch
28. August 2016 um 22:21
Hat es besondere Gründe die Naht nicht an den Messerrücken zu legen?

Wie willst du sonst an der Spitze die Rundung hinbekommen ?
Und ausser dem wird man mit der Spitze eftl. in der Naht hängenbleiben, wenn die Naht am Messerrücken liegt !
Gruß Knifesmith


"Was der Schmied verträgt, zerreißt den Schneider"! 
Zuletzt bearbeitet: 28. August 2016 um 22:26, Michl B.
29. August 2016 um 11:01
Wie willst du sonst an der Spitze die Rundung hinbekommen ?

Stimmt,
hätte ich auch selber draufkommen können. So habe ich mir eine Fehlkonstruktion erspart.
VM
29. August 2016 um 11:09
Moin Andreas,
von Spießleder habe ich schon gehört. Ich habe aber noch 2 halbe Hälse Leder, die ich erstmal aufbrauchen werde.
Lochen tue ich mit einer alten Industrienähmaschine, die leider nicht mehr näht. Aber mit ner 160 Ledernadel geht die überall durch. Außerdem habe ich immer schön gleichmäßige Lochabstände.
Ein Bekannter von mir locht an seiner Standbohrmaschine mit nem 1,5mm Bohrer. Geht auch.
Volker
10. Februar 2017 um 18:30
Ich mache schlanke Scheiden ohne Schutz. Wenn die Naht stramm genug ist, kommt die Schneide gar nicht bis ran. Oder die Klige zentriert sich so, dass die Schneide auch von der Naht bleibt.

Beispiele:

Der Dolch oben ist von mir (umgearbeiteter Brieföffner)
Das kleine war mein erstes Taschenmesser (Mutter hatte es beim Umzug gefunden), aber ohne Scheide.
Das Große ist ein "Survival Companion" von C. Schlieper. Die Originalscheide ist mal abhandengekommen.

 
12. Februar 2017 um 11:33
Dickes Leder lässt sich super nähen wenn man die Löcher mit nem Dremel und 1mm-Bohrer vorbohrt.  Vorteil ggüber ner Sattlernähmaschine ist, dass man keine Abdrücke vom Förderfüßchen ins Leder kriegt. Bei entsprechender Fadenstärke ist es auch völlig egal, dass Material weggenommen statt verdrängt wurde. 
Ist ein Trick von einem Lederrestaurator. 

 
13. Februar 2017 um 09:39

Ich steche die mit diesen Gabelartigen Wekzeugen (wie heißen die?). Hinterher mach ich das Leder nass und reibe über die Naht, dann gehen die Löcher weitgehend zu (sind ja eigentlich Schlitze, keine Löcher). Das klappt auch sehr gut.

Am Ende gehe ich ein mal mit Leinöl drüber. Wenn das getrocknet ist, ist die Naht bombenfest.

17. Februar 2017 um 14:05
Naht an der Schneide oder am Rücken?

Es geht auch anders.
Ich habe diesen schönen kleinen Puukko aus Sápmi (Lappland) mitgebracht.
Die Klinge ist 67mm lang, das ganze Messer 150mm. Ich konnte nicht daran vorbeigehen.
Dort wurde die Naht auf der Seite angebracht, die zum Körper zeigt wenn man das Messer an der Schlaufe trägt.

puukko_in_der_Scheide.jpg


puukko_Naht_vorne.jpg
Gruß   Christoph
 
 
Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch findet Bier feiner.
Zuletzt bearbeitet: 17. Februar 2017 um 14:09, Christoph Nohtse (DL1LBN)
17. Februar 2017 um 20:41
So kenne ich es auch von nordischen Lederscheiden.
Naht an der rechten Seite der Klinge, kein Schneidenschutz. 
Nordische Lederscheide selber nähen (kleines Video, Qualitativ nicht so toll, aber da kann man sehen wie ich es immer mache  )

Zu den Nordischen Scheiden kann ich nur mal wieder ein Buch der Messermacher Workshop Serie empfehlen:Nordische Scheiden 
Da weiß ich alles her was ich weiß übers Leder nähen.
VG, Edgar