Ich hab versehentlich kürzlich einen rostfreien Stahl erwischt, vermutlich 440C. Das Normalisieren war ein bisschen aufwendiger, vor allem für mich Chaoskopp, der zwar irgendwie und irgendwo noch das Eisen - Kohlenstoff - Diagramm parat hat, aber nuja, eben ein Chaoskopp ist.;-)
Ich hab einfach weichgemacht, bis ich den Stahl sehr leicht feilen konnte. Dazu hab ich ihn auf Härtetemperatur gebracht und in der Asche neben der bollernden Esse jeweils "abkühlen" lassen... so ca. zehnmal. Dann runterkühlen lassen auf Raumtemperatur, und weil mir danach war, hab ich ihn dann noch eine Nacht im Gefrierfach gelassen. Und nochmal so etwa fünfmal gependelt. (Da wusste ich allerdings noch gar nicht, dass der Stahl rostfrei war)
Gehärtet hab ich in angewärmtem Pommesfett, selektiv, und mit der Restwärme vom Rücken und Strahlungswärme von der Esse angelassen. Hinterher ist mir leider beim Schleifen die Spitze etwas blau geworden, was dazu führt, dass da wohl ein Millimeter den Gang alles Irdischen nehmen wird, aber ein paar erste Tests hat das Ding schon hinter sich gebracht. Da ich das Stück noch vom Matthias hab und der einzige rostfreie Stahl, den er verarbeitet hat, 440C war, und das Ding 24 Stunden im Ätzbad verbracht hat mit kaum einer Spur Patina, ist das relativ sicher.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich würde vielleicht mit 1.4034, 1.4110, 1.4109 oder eben 1.4125 (entspricht in etwa 440C) anfangen, da die eher gutmütig sind und scheinbar selbst meine Brutalbehandlung abkönnen . Nicht umsonst werden die auch zum Gesenkschmieden in Solingen favorisiert, und die sind nicht eben nett zum Stahl... Interessant könnte auch N690 oder N690Co (hab leider gerade keine Werkstoffnummer parat... Willy...äh Hilfe?) sein, der soll angeblich ähnliche Eigenschaften wie 440C bei gleichzeitig höherer Schnitthaltigkeit haben.
VA ist vielleicht gut für Spießbratengabeln, Löffel, Gabeln oder Schmuck, aber nicht für Messer, wie Willy ja schon erläutert hat. 1.4153.03 ist ein Stahl, den ich sicherlich auch gern mal verarbeiten würde, durch das Niobium hält sich die Größe der Karbide in Grenzen, und ich fände es sicherlich interessant, mal zu sehen, was da an Feinheit noch geht durch das Schmieden... RWL-34 habe ich rein gefühlsmäßig eine gewisse Abneigung gegen, da der gerade so gehypt wird, aber das ist alles mein Fehler, er scheint ein sehr feinkörniger Stahl zu sein. Allerdings ist fraglich, ob man einen PM - Stahl durch Schmieden irgendwie verbessern kann... dafür kann man bei PM - Stählen zu viel falsch machen und die sind serienmäßig schon so feinkörnig wie´s geht. Schleifen ist da die bessere Wahl, denk ich mal... Bei all den letzteren Stahlsorten solte man das Härten wirklich jemandem mit einem gesteuerten Härteofen (aber keiner Industrie - Härterei), wie Stefan Steigerwald, Peter Abel oder so jemandem überlassen. Ich weiß nicht, ob der Achim (Wirtz) noch härtet, aber der wäre meine erste Wahl.
Zuletzt bleibt mir nur zu sagen: Wenn ich ne olle ranzige Spiralfeder plattkloppe und nicht allzu viele Fehler beim Schmieden und der Wärmebehandlung mache, erziele ich eine Klinge, die ich auf 2mm ausschmieden kann, die trotzdem nicht bricht, schnitthaltig ist und alles kann, was man von einem Messer irgendwie erwarten kann. Wenn ich einen Ck 100 nehme, erreiche ich noch höhere Schnitthaltigkeit und Schärfe und hab weniger Probleme bei der Wärmebehandlung. Und die Patina schützt vor Rost. Rostfrei ist angenehm in der Küche, aber ich finde, man kanns auch übertreiben. Man hat ja in der Küche auch immer irgendwo "nen Läppschen" zur Hand , um die Klinge ggf. nach dem Abspülen unter Wasser abzuwischen.
Ich finde persönlich in jedem Fall Schärfe und Schnitthaltigkeit am wichtigsten, und Rostfreiheit bestenfalls eine nette Dreingabe, wenn ersteres stimmt.