Hallo,
bezugnehmend auf die "Herausforderung" von Romain haben wir (Alexander Boiger und ich) ein kleine Sichel in seiner Schmiede hergestellt. Dies ist evtl. auch der Grund warum es teilweise etwas "ungeschmiedig" aussieht wenn ich an den auf seine Körpergröße angepaßten Werkzeugen arbeite.
Material war (weil es da war) ein 10x10 VK in der Qualität eines Baustahls (es kann gerne schon etwas besseres sein, sollte aber, wie ich finde keinen C60 überschreiten).
Benötiges Werkzeug: Schmiedehammer, Wolfsmaulzange, Amboss, Halbrundfeile, Wetzstein, Abschrotmeißel... ggf. eine Drechselbank, Durchtreiber und Bohrer.
Als erstes habe ich die Angel der Sichel abgesetzt an einer Ambosskante. Eine Seite hierbei sollte dabei einseitig abgesetzt sein.
Dann habe ich auf ca 90 den Stahl abgeschrotet
Die Klingenform wird ausgeschmiedet, erst die Spitze, dann schmiedet man den Stahl auf etwa 20x5mm an der breitesten Stelle. Zur Spitze hin darf sich das Material auch in der Dicke verjüngen.
Leider verwackelt, erkennt man hier, das ich die Angel rechtwinkelig zur Klinge absetze. Also die Seite, an der ich die Angel einseitig abgesetzt habe (die gerade Seite) wird nun zum Rücken der Sichel deklariert, damit sich die Verdickung des Rückens nahtlos in die Angel fortsetzt und eine Stabilität gegeben ist.
Im nächsten Schritt habe ich die Sichelform über dem Ambosshorn geformt. Der Stahl wurde hierfür hochkant genommen
Die Schneide wird grob ausgeschmiedet. Hierfür greife ich mit der unteren Bahnecke des Hammers im Bereich des Rückenansatzes der Sichel ein, und schiebe das Material mit schiebenden Schlägen vom Rücken in Richtung Schneide. Wichtig hierbei ist immer die Nachkorrektur der Schneidenkrümmung, da diese ja durch das Ausschmieden des Stahls im Schneidenbereich sich immer wieder gerader ziehen möchte. Man wechselt also auch hier immer wieder aufs Horn oder ggf. eine Biegegabel um Radiusverlust gleich wieder weg zu machen.
Stück für Stück arbeitet man sich vor und wird auch dünner in der Schneide. Diese Schmiedet man auf etwa 1-0,7mm herunter.
Feinere Schläge formen immer weiter den Rücken und die Schneide aus.
Man läßt die Sichel nun langsam erkalten. Nach dem Erkalten egalisiert man den Radius der Schneide noch mit einer Halbrundfeile am Schraubstock. Vom eigentlichen Dengeln der Schneide haben wir leider keine Fotos hergestellt, dies ist aber relativ leicht erklärbar.
Ich arbeite hierfür gerne an einer runderen Ambosskante. Die Schneide bzw. der Bereich den man gerade dengelt ist am oberen Ansatzpunkt der Runden Kante. Mit dem Hammer schlägt man nun mit kurzen, harten, schnellen Schlägen das Material so lange bis sich kein Licht mehr darauf spiegelt (also sehr dünn ausziehen). Ich nutze hierfür gerne 300-400 gr. Hämmer (gerne auch mit einem leichten Kugelkopf), da mir sonst der Arm abfällt nach ner gewissen Zeit. Schnelligkeit und Präzision ist hier gefordert und zu erbringen. Etwaige "Löcher", wo also das Material unregelmäßig nach vorne gekommen ist, sind durch die Feile und Material aus dem Rückenbereich auszugleichen. Beispielsweise ist ein Loch von etwa 2-3mm in der Schneide (dies würde das Gras reißen und keinen sauberen Schnitt hinterlassen) also rundet man leicht die "Lochkanten" ab und zieht noch mehr Material aus dem dickeren Schneidenbereich wieder nach. Ich arbeite eine Sichelklinge meist in 3-4 Durchgegängen ab.. also immer von Vorne nach hinten oder umgekehrt einmal komplett runterschmieden.. und dann wieder... und wieder... so bleibt die Verformung im ganzen regelmäßiger und man kann schneller auf Fehler reagieren. Das Ausdengeln einer Sichel oder Sensenschneide erfordert ein großes Maß an Augenmaß und Präzision.
Während Alex nun einen Griff aus Hasel gedrechselt hat (hierauf gehe ich nicht näher ein), habe ich die Klingenzwinge aus einem 10x5mm Baustahl geschmiedet, feuergeschweißt und nachgerundet mit einem Lochdorn. Die Klingenzwinge hatte etwa 21mm Durchmesser (innen) der Haselgriff etwa 22mm. Leicht erwärmt und draufgeschlagen, dann abgekühlt, saß die Zwinge fest.
Man sollte vor dem Einbrennen ein Loch vorbohren.. etwa Angeldicke und min 20mm kürzer bohren als die Angel lang ist.
Die Angel wird am unteren Ende ca 20mm auf Rotglut erwärmt und eingebrannt.. macht das unter einem Abzug sonst ist die Bude eine Nebelwand.. Hierdurch erhält man eine sehr genaue Passform und die Angel hält wie eingeklebt.
Nach dem Abziehen mit einem Sensenwetzstein schneidet die Sichel dann auch schön Gras.
Wir waren nach ca. einer Stunde fertig mit der Sichel... Das kann aber, wenn man damit anfängt noch beträchtlich länger dauern.
Wichtig ist: Beim Dengeln keine scharfen Kanten am Hammer, schnell und sauber arbeiten... lieber leichtes und gutes Werkzeug, womit jeder Schlag gut sitzt.
Ich bedanke mich bei Alex für seine Unterstützung und Benutzung der Schmiede (die Klasse ist) und hoffe Ihr könnt mit dieser Anleitung was anfangen.
Gruß
Lutz