Ein sehr erfahrungsreiches Wochenende liegt hinter mir, und wahrscheinlich auch allen anderen die sich über das Wochenende des 14. bis 16. September in Oberndorf an der Oste bei Timm eingefunden haben. Mir persönlich hat es sehr gefallen, nach langer Zeit wieder mal andere Öfen als meine eigenen zu sehen und ich konnte wieder mal viel dazu lernen. Mein Dank schonmal an alle Beteiligten.
Das vielleicht spannendste waren der Ofen von Michael aus Dänemark, der mit seinem Ofen nach Funden aus Jütland (soweit ich das in Erinnerung hab) ein gewagtes Experiment souverän meisterte: 1,5 kg Erz alle 10 Minuten, bei 1:1 Kohle:Erz. Der Ofen wurde in Aufblastechnik durch eine Tür an der Front belüftet. Die Konstruktion entsprach fast dem Design des Ofens der Gruppe Sachsenhof Greven (http://schmiededaseisen.de/forum/show_thread.html?id=8309171&p=1), allerdings ohne die rückwärtige Zusatzbelüftung und mit einer weitaus stärkeren Belüftung, die sich so wahrscheinlich niemand zugetraut hätte. Der Erfolg von 7,5 kg einer äußerst stark aufgekohlten, aber noch schmiedbaren Luppe aus 30 kg Erz sprach dann für sich. Interessant war, dass der Schlackeabstich sozusagen automatisch unter der Ofentür heraus erfolgte, die unten nur mit Grassoden abgedichtet war. Die rund 3 cm starke Ofentür schmolz während der Verhüttung erstaunlicherweise nicht durch, obwohl sie deutlich rot glühte. Zwar wurde in Ermangelung von passendem Baumaterial ein moderner, feuerfester Stein verwendet, aber laut Michael wäre auch eine simple Lehmwand stabil genug.
Die größte Luppe wurde allerdings in einem besonders hohen Faulenzer-Ofen von aeglos erschmolzen: Ein Klotz von über 10 kg kompaktem Eisen. Der Ofen kam prinzipiell ohne Schlackeabstich aus. Hier kann der Ofenmeister wahrscheinlich selbst mehr berichten.
Der Ofen von Timm und Jannis war weniger erfolgreich, möglicherweise weil ein neues Erz ausgetestet wurde. Zwar sah es beim Schlackeabstich nach sehr guten Prozessbedingungen aus, als der Ofen geöffnet wurde, war aber keine kompakte Luppe vorhanden. Die Luppenstücke ließen sich zudem nicht gut verdichten und zerbröseltem unter dem Hammer. Der genaue Fehler konnte am Wochenende noch nicht gefunden werden, so dass mit dem neuen Erz weitere Versuche zu erwarten sind.
Ich konnte am Samstag ebenfalls kein gutes Ergebnis erzielen, da auch das in meinem Ofen produzierte Eisen gering und sehr unrein war (800 g aus 15 kg Erz). Da ich den Ofen der Chargengröße und Menge pro Stunde an die Bedingungen der erfolgreichen Verhüttungen von Timm und Jannis angepasst hatte, lag ein tiefergehendes Problem auf der Hand. Nach längerer Diskussion fiel die Vermutung auf die -mehr oder weniger- permanent geöffnete Abstichöffung des Ofens als Hauptproblem. Zudem wurde von mir beim Erstversuch eine Düse aus einer Holzkohle-Lehm Mischung verwendet, die sich aber durch den sehr sandigen Lehm als fragil erwies. Der geringe Neigungswinkel wurde auch kritisch betrachtet.
Am Samstag Abend errichtete ich dann, aus den noch warmen Trümmern des ersten Ofens, einen sehr "schlampig" gebauten zweiten Ofen. Ich schichtete die Ziegel nur übereinander, wobei ich Unebenheiten grob mit Lehm ausglich. Auf eine innere Lehmauskleidung wurde verzichtet, da diese an den heißen Steinen nicht gehalten hätte und ich verstopfte die Fugen nur von außen mit etwas Lehm. Der wichtigste Unterschied zum erste Ofen war aber, dass ich keine Abstichöffnung einbaute und eine Düse aus HT-Zement nahm. Die Neigung der Düse war auch stärker als bei ersten Ofen. Fatal hätte sich fast ein Bruch der Kolbenstange an meinem Kastengebläse erwiesen, welcher mit Timms Hilfe noch rechtzeitig behoben werden konnte (Ich hoffe seine Tochter verzeiht die Opferung des Besenstiels ;) Am Sonntag startete ich den Ofen um 12:00 Uhr. Ich steigerte zudem die Luftmenge gegenüber dem Vorversuch um 8 kg Erz pro Stunde umsetzen zu können. Nach nur 2,5 Stunden und 15 kg Erz konnte der Ofen sauber herruntergefahren werden, und um 15:00 wurde der Ofen geöffnet. Diesmal konnte eine gut schmiedbare Luppe von 3,3 kg erhalten werden. Das Problem des ersten Ofens lag damit sehr wahrscheinlich an der Abstichöffnung.
Im Anschluss noch ein paar ausgewählte Bilder, ein größeres Kompendium gibt es hier. Für hochaufgelöste Bilder bitte PM