Amboss gekauft - stählerne Bahn?

12 November 2017 at 13:39

 

Hey,
ich habe heute einen Amboss erstanden und abgeholt. Laut meiner Recherche ist es wohl ein Amboss böhmischer Form. Gewicht müsste um die 180kg sein, soweit ich die Markierung noch lesen kann. Nun bin ich mir nicht sicher, ob der Amboss komplett aus Guss ist, oder eine aufgeschweißte Bahn hat. Wobei es beim letzten Bild für mich als Laie eigentlich schon danach aussieht. Der Hammer federt beim schlagen gut zurück. Allerdings sind zwei Kanten ausgebrochen. Der Amboss hat ein durch den Rumpf durchgehendes Vierkantloch.
Hier ein paar Bilder:

Kann mir jemand mehr dazu sagen ?
Vielen Dank!
Grüße

12 November 2017 at 16:16
Erstmal Gratulation zum Kauf, ich denke wenn man ein wenig Arbeit reinsteckt kann man gut darauf arbeiten.
Ob die Bahn aufgeschweißt ist kann ich nicht so genau sehen, aber vielleicht würde das Alter weiterhelfen.
Oft war das Alter an der Seite eingestempelt, vielleicht gönnst du dem Amboss mal einen Nachmittag mit der Flex- Drahtbürste.
Bei meinem Amboss sieht man die Schweißfugen wenn man ihn auf den Kopf dreht, früher waren Ambosse aus mehreren Teilen weichen Eisens zusammengesetzt und feuerverschweißt, und dann die Bahn aufgeschweißt.
Ich weiß nicht mehr genau seit wann es Guss- Ambosse gibt. Mir schwebt irgendwie ein 1940 vor aber ich kann mich auch irren.
Sonst könntest du auch mit einem Körner oder kleinen Meißel an der Seite des Ambosses vorsichtig schauen ob du eine Spur hinterlässt, und dann nochmal direkt unter der Kante, wenn es dort härter ist müsste eine Bahn aufgeschweißt worden sein.
VG, Edgar
12 November 2017 at 16:36
Glückwunsch zum erworbenen Amboß,
wie Edgar schon beschrieben hat, bestehen Ambosse bis etwa 1956 aus mehreren Teilen und die Ambossbahn wurde zum guten Schluß aufgeschweißt näheres aus diesem Link http://www.ernst-refflinghaus.de/die-ambossherstellung.html.
Um Ihn ein bisschen auf Vordermann zu bringen würde ich die Seitenteile schön mit Flex und Zopfbürste entrosten und im Anschluß mit wd40 oder anderen Öl einreiben. Für die Ambossbahn empfehle ich Dir eine Fächerscheibe damit solltest Du aber vorsichtig und gleichmäßig abschleifen damit Du nicht noch mehr Macken reinhaust wie schon drin sind( schau mal den Großen in meinem Profilbild an). Die Kanten, falls es Dich sehr stört kannst Du Dir von einem Fachmann aufschweißen lassen.
Ich wünsch Dir viel Freude mit dem guten Stück.

Gruß aus Nordhessen

Manfred
12 November 2017 at 16:53
Laut meiner Recherche ist es wohl ein Amboss böhmischer Form.

ganz sicher ist das nicht die böhmische Form
ich behaupte mal: norddeutsche Form mit einem Horn, und Stauch.
jedenfalls ein schönes altes Teil, mit etwas Pflege wird er Dir noch lange gute Dienste leisten.

Zu Deiner Frage: so wie das aussieht, hat er tatsächlich eine verstählte (aufgeschweisste) Bahn.

Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Last edit: 12 November 2017 at 16:55, Martin Hartung / DerSchlosser
12 November 2017 at 18:35
Erstmal vielen Dank für eure Antworten Ja, der Amboss wird definitiv mit einer Drahtbürste auf Vordermann gebracht. Vielleicht entdecke ich ja noch den Hersteller oder das Alter irgendwo eingestempelt. Das mit dem Meißel werde ich mal probieren, danke für den Tipp
Die Kanten stören mich nicht allzusehr, die können gerne so bleiben. @Gravedigger, meinst du, eine 80er Körnung ist für die Bahn in Ordnung oder doch schon zu grob? 
@DerSchlosser Echt ? Ich dachte norddeutsche Ambosse haben ein zweites, spitzzulaufendes Horn und böhmische, wie bei mir ein eckiges zweites Horn?
Grüße
Last edit: 12 November 2017 at 18:35, Sami Kuhnle
12 November 2017 at 18:53
...ich hab meinen mit ner 60ger Körnung bearbeitet, wichtig ist, nimm eine neue  Scheibe und unter ganz geringem Druck lange Bahnen schleifen damit erzielst Du das beste Ergebnis, im Übrigen würde ich die Kanten auch so lassen wie sind.

Gruß Manfred
12 November 2017 at 20:07
Also längs vom einem Ende zum anderen Ende entlangschleifen und dann die nächsten Bahn ansetzen? Sollte man zuerst mit einer Drahtbürste den Rost entfernen und danach die Fächerscheibe nehmen oder kann man alles mit der Fächerscheibe machen?
Vielen Dank
Grüße 
13 November 2017 at 02:51
....ich hab Alles mit der Fächerscheibe gemacht, nur wie gesagt mit Gefühl.
14 November 2017 at 12:08
@DerSchlosser Echt ? Ich dachte norddeutsche Ambosse haben ein zweites, spitzzulaufendes Horn und böhmische, wie bei mir ein eckiges zweites Horn?


die Anzahl der Hörner sagt noch nichts über die Form aus!

 

Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
15 November 2017 at 21:47
die Anzahl der Hörner sagt noch nichts über die Form aus!

Ah, danke für die Information
Heute habe ich den Amboss mit ner Flex und Drahtbürste entrostet. Dabei ist mir aufgefallen, das im Boden ein Vierkantloch ist. Der Boden ist außerdem auch ziemlich rau und man sieht die ursprünglichen Bearbeitungsspuren. Wenn ich wieder Zeit habe, kommt die Bahn dran. Ich meine irgendwo mal gelesen zu haben, das ein Vierkantloch im Boden von einem hochwertigem Amboss zeugt. Stimmt das oder irre ich mich da? Und wenn ja, was hat die Qualität mit einem Vierkantloch im Boden zu tun? Etwa, das damals dort vllt. eine Vierkantrohr zum heben ins Feuer eingesteckt wurde, damit die Bahn gehärtet werden kann?
Ich habe neben dem Gewicht noch zwei Buchstaben gefunden, kann diese leider nicht gut entziffern. Sieht nach C S aus. Kann man irgendwie einen Abdruck von der Stelle machen, um das besser zu entziffern? 
Vielen Dank
Grüße 
15 November 2017 at 22:17
...streich mal mit kreide drüber, da werden die Buchstaben besser sichtbar!
Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

16 November 2017 at 12:16

"C S" könnte Carl Schlasse, (Ennepetal-) Milspe bedeuten

geh mal mit ner normalen Drahtbürste dran, vllt. wird ja auch noch ein Firmenzeichen sichtbar.

 

Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
28 November 2017 at 16:42

Hallo,

das Vierkantloch im Boden und der Seite hat nicht unbedingt was mit der Hochwertigkeit zu tun.

Die Vierkantlöcher stammen von der Herstellung. Der Amboss wurde aus verschiedenen Einzelteilen ( Körper, Fuß, Hörner und Stauch ) im Feuerschweissverfahren hergestellt. Dabei wurden die Einzelteile auf Schweißtemperatur ( Weissglut ) gebracht und mit Druck ( Hammerschläge  ) miteinander verschweisst. Manchmal sieht man auf der Unterseite noch den Nahtansatz. Die Vierkantlöcher dienten dazu, den Amboss mit großen Zangen zu bewegen. Anschließend wurde die Ambossbahn im gleichen Verfahren aufgescheißt (verstählt) . Manch einer schwört auf einen geschweißten Amboss ( zieht wohl besser ) und haben öfter einen hellen Klang. Ab und zu sieht man einen feuergeschweissten Amboss mit abgebrochenem Horn.

Schöner Amboss, nicht zuviel abschleifen und eine kleine Macke macht nix. Wie bei Menschen. Darf nur nicht zu groß werden.

Viel Spaß damit. 

 

28 November 2017 at 16:58
Ab und zu sieht man einen feuergeschweissten Amboss mit abgebrochenem Horn.

So einen habe ich. Mindesten 110 Kilo und das hintere Teil abgebrochen. Frage mich wer sowas schafft
VM
28 November 2017 at 18:39
aufgescheißt

echt????

Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!