Frage an Experten: Axt und Katana
Frage an Experten: Axt und Katana
17 June 2021 at 13:50Vorab: Ich habe absolut keine Kenntnisse in Hinsicht auf das Schmiedehandwerk! Verzeiht deshalb eventuelle Logikfehler, aber genau um diese auszuräumen bin ich hier und habe mich extra registiert. Ich hoffe auf Antworten von Menschen, die tief in der Materie stecken und mir hoffentlich aushelfen können. Zu meinem "Problem": Seit einiger Zeit lese ich nun schon über das alte Japan, die Kunst der Samurai, aber gleichermaßen auch über die alten Wikinger. Aus einer albernen Diskussion mit Bekannten entstand die Frage, ob es denn möglich gewesen wäre, eine altertümliche Wikingeraxt so zu schmieden, dass ihr Blatt der Schärfe eines Katanas entspricht. Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass ich mich nicht auskenne und gar nicht weiß, ob die Frage daher vollkommen absurd ist. Dennoch lässt mich das Thema nicht los. Liebe Schmiedemeister/innen da draußen, könnt ihr mir helfen? Es muss gar nicht ins fach-spezifische Detail gehen, schließlich habe ich nicht vor, eine (salopp gesprochen) Katana-Axt zu fertigen. Ich bin nur daran interessiert, ob das möglich wäre oder spräche etwas dagegen? Wenn ja, was? Danke schon einmal im voraus an alle, die mir mit konstruktiven Antworten aushelfen können. Beste Grüße!
Servus und willkommen im Forum Maike,
auch wenn ich anscheinend der Erste bin der hier antwortet hoffe ich doch, dass es noch andere tun.
Ich kann dir zu dem Thema nur meine Meinung anbieten, leider keine Erfahrung zwischen dem Vergleich von Katana und Axt.
Zu allererst... muss man doch unterscheiden wofür beide Typen bekannt sind bzw. was man mit diesen Klingen bezweckt.
Das Katana ist eben als Waffe gedacht um zu Schneiden und Abzutrennen.
Die Axt kopflastig mit balliger Schneide, um Scharten durch ihre Hiebe hervor zu bringen und mit der Schneidengeometrie nicht stecken zu bleiben.
Daher ist das hier ein Apfel Birnen Vergleich.
Auch bestehen Äxte meist aus weichem Stahl am Haus und nur einer eingeschweißten Schneide vorne mittig, das Katana besteht durchweg aus einem Stahl, oftmals gefaltet und nur im Schneidenbereich gehärtet (der Schneidrücken ist weich und trennt sich durch das Hamon ab, welches die Härtelinie darstellt)
Würde man jetzt aber dazu übergehen und eine Axt schmieden, welche einen anderen Schliff, Schneidwinkel etc. bekäme, dann kann man durchaus ein hohes Maß an Schneidleistung erhalten. Sie würde allerdings bei jedem Hieb im Stamm stecken bleiben, da nur der ballige Schliff dies verhindert.
Geht man von Wikingern aus, wäre die ballige Schneide egal, dann käme es aber wiederum auf den unterschiedlichen Gebrauch als Waffe an. Eine Axt kann man eben nicht als Schwert führen und umgekehrt.
Eine Schneide bekäme man aber sicherlich an die Axt mit der man sich rasieren kann, aber bei einem direkten Vergleich, also wenn Schneide auf Schneide träfe, dann würde die Axt aufgrund ihrer massiven Geometrie das Katana zerstören.
Wobei ein Samurai aber schneller wäre und sich auf ein solches Kräftemessen nicht einliese oder einlassen müsste.
Daher kommt es eben auf den Kampfstil an, ob eine Axt oder Katana besser ist.
Moin Maike
Willkommen im Forum.
Moarel hat schon Recht, die Schneide muß der Aufgabe und dem Einsatzgebiet angepasst sein.
Versuchst Du mit einem Rasiermesser mit hauchfeiner Schneide Eichenholz zu schnitzen, ist die Klinge ruiniert. mit einem guten Taschenmesser mit einer dickeren robusteren Klinge geht das schon, nur die taugt nichts für eine Rasur.
Genauso sieht das bei Äxten oder Beilen aus, die gibts zum groben Holzhacken, aber auch für feine Arbeiten bei Zimmerleuten, Tischlern oder Bootsbauern. Sie sind meist aus mehreren feuerverschweißten Lagen hergestellt. Außen, weich und zäh und innen eine Kohlenstoffstahllage, härtbar und schnitthaltig. Das ist ähnlich bei den Schwertern. Bitte nicht mit Damast verwechseln.
Ich habe in dem tollen Buch von Håvard Bergland "Die Kunst des Schmiedens" (ISBN-13: 9783980870948) eine Menge, gerade über solche Werkzeuge zur Holzbearbeiteung, also Äxte, Beile, Beitel, Ziehklingen etc. gelesen. Er beschreibt genau, wie sie geschmiedet und benutzt werden.
Dieses Buch kann ich Dir sehr empfehlen, auch wenn Du mehr über das Schmiedehandwerk wissen möchtest.
Håvard Bergland erklärt mit tollen Zeichnungen kombiniert mit tollen Fotos wie es gemacht wird.
Hier findest Du das Buch, das mit jeder Gränsfors Bruks Axt mitgeliefert wird: Gränsfors Bruks Das Buch Äxte
Ein Blick auf deren Internet Seite Gränsfors Bruks lohnt sich auch sicher.