Vollmetallmesser

27 June 2016 at 21:08
Hallo,

hier mal ein noch nicht ganz fertiges Messer, dass ich vorletztes Wochenende auf einem Mittelalterevent mit Bodenesse und Steckamboss geschmiedet habe. Was noch fehlt ist das Härten / Anlassen und der endgütlige Schliff. Trotzdem habe ich es schon mal an einem Apfel getestet, daher sieht man auch etwas "Sägefrass" an der Klinge. Ausgangsmaterial war 8mm rund Federstahl.

IMGP4759.jpg

Zum Einsatz kommen wird es bei den kommenden Mittelalterevents als Küchenmesser.

Michael
27 June 2016 at 21:24
Schöne Rolle, gefällt mir, aber warum der Metallgriff? Kenne ich so direkt jetzt aus keiner Epoche...
28 June 2016 at 11:25
Jau Micha,
da wirst Du schön Gemüse schnippeln können. Den Übergang von der Klinge zum Griff finde ich gut, ab da hätte ich bis hinten zur Rolle alles verjüngt, also konisch ausgeschmiedet, das wirkt gefälliger.
volker
28 June 2016 at 12:28
@Flaumur - ich hab ja auch nie behauptet, dass es ein authentisches frühmittelalterliches Messer ist... :) Da wäre ein Steckerl richtig dafür. Ich treibe mich halt auch auf Events rum, bei denen es nicht so 100% auf die Belegbarkeit ankommt.  Für eine authentische Darstellung muss das Messer dann ohnehin auch mit eingelegter Schneidlage hergestellt werden.

@Volker, ein wenig konisch ist es, aber das meiste davon ist in der Rolle gelandet. Ich werd deinen Tipp beim nächsten Projekt mal ausprobieren - danke!

Grüße, Micha
28 June 2016 at 16:30
Nochmal Nachtrag zum Thema Messerform mit dem Metallgriff. Einen echten archeologischen Fund habe ich noch nicht dafür gefunden, aber es gibt Bilder eines Metallfundes, der dem Messer sehr ähnelt und aus der Eisenzeit stammen soll. Bei der G**gle Bildersuche zu finden mit den Suchwörtern "eisenzeit messer".
28 June 2016 at 18:05
Ich mache ja auch so gern Vollmetallmesser, weil ich  mir da das meiste Schleifen und das Griff machen sparen kann.
Pure Faulheit.
Schick geworden, mit authentischer Schmiede hab ich noch nie gearbeitet. 
28 June 2016 at 21:20
Danke Edgar... mit der historischen Esse und dem kleinen Amboß ging's echt besser als erwartet. Mein Steckamboß hat einen ca. 75cm hohen Eicheklotz mit 35cm Durchmesser als Amboßstock. Der Amboß selbst hat vielleicht 3-4 kg. Aber mit dem Stock gehts wirklich gut, teilweise hab ich da mit einem 2kg Hammer drauf gearbeitet. Allerdings wird der Amboß recht schnell warm, ich hab ihn so alle Stunde mindestens einmal im Wassereimer gehabt, weil ich ihn nur gerade eben so noch mit der Hand anfassen konnte. Die Bodenesse haben wir mit einem großen Einkammer-Spitzbalg betrieben, also nicht mal durchgehender Wind. Und trotzdem war es kein Problem auf Temperatur zu kommen. Als Essestein hatten wir so einen leichten Stein aus dem Ofenbau, der allerdings nach dem Wochenende auch durch war. Ansonsten war die Esse nicht mehr als eine Mulde im Boden, Grasnarbe weg und etwas Erde angehäuft.
29 June 2016 at 10:45
Einen echten archeologischen Fund habe ich noch nicht dafür gefunden

Solche Messerform wird manchmal Wickinger oder Keltenmesser genannt.Habe sie auch schon gemacht. Ob das historisch korrekt ist, weiß ich nicht, kann es mir aber eigentlich nicht vorstellen. Weil: Eisen , besonders guter Stahl war damals selten und kostbar. Deswegen glaube ich nicht, daß man damals einen so langen Eisengriff gemacht hatte. Ein Erl hätte viel Material gespart und aus dem Rest konnten dann noch Nägel oder andere wichtige Dinge geschmiedtet werden.
Trotzdem eine schöne Messerform
Volker
29 June 2016 at 12:00
Also, ich hab vorhin mal mit einem Archeologen über die Messerform gesprochen und er sagte, dass die durchaus im nördlichen Deutschland und im SKandinavien verbreitet waren, und zwar von der Zeit der Völkerwanderung bis Beginn des Frühmittelalters. Diese Messer sind meist im weiblichen Kontext (Frauengräber) zugeordnet. So gesehen passt das als Küchenmesser prima bei uns rein.

Micha
28 July 2016 at 23:17
So nochmal ein Update:
Inzwischen hat das erste Messer eine kleine Schwester und einen großen Bruder bekommen, und alle drei sind fertig geschliffen.
Kommentare und Kritik wie immer willkommen...


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Gruß, Michael