Kleine Axt untern großem Hammer.....

25 November 2017 at 20:29
So lautet Steffens beitrag der heute mal bei mir zu besuch war.

Wir haben in den 3 Stunden mal eben einen kleine Axt geschmiedet bezw. der Steffen selber.
Ich habe ihm das alles erklährt und gezeigt dann mußte er selber ran. Lochen ,kehlen und die Schneide breiten alles unter dem Parx anschließend alles mit dem Handhammer glätten und richten.
Das einschweißen der Schneide habe ich dann gemacht. Aber er hat sich gut gemacht und sicherlich viel gelernt und mir hat es auch spass gemacht.



Hier die kleine Axt. 



Der pit03.
25 November 2017 at 23:03
Danke Pit! Zum einen fürs Zeigen, zum anderen für den tollen Vormittag und die vielen Lehren die meine Hände und ich ziehen durften.

 

Ich würde aber gern die Gelegenheit nutzen, fürs Forum und besonders für andere Anfänger einen Bericht über meine Erfahrungen mit dieser Axt zu schreiben.

Vorab zwei Lehren, die ich bereits vor dem heutigen Tag und natürlich heute erneut gezogen habe:
1. Das Schmiedehandwerk ist ein Lehrberuf mit mehreren Jahren Berufsausbildung und dem Gesellen beziehungsweise Meisterbrief. Und das ist gut so.
2. 2. Youtube ist eine tolle Anregung und für Erfahrene mag es als Anleitung reichen. Für Anfänger ist es allenfalls Kino.

Der Bericht mag gleich sehr pessimistisch klingen, ist er aber nicht. Ihr seht oben, dass das Ergebnis gut war und dass ich viel Spaß hatte. Dennoch werde ich hier viele Probleme schildern, die für mich in dieser Axt steckten. Das wird vielleicht besonders für Anfänger interessant sein und dem ein oder anderen die Möglichkeit geben, sich für eigene Versuche vorzubereiten.

Wozu ich nur jeden ermuntern kann: Versucht es einfach, aber am besten unter Anleitung!

Nun zu dieser Axt. Am Anfang stand ein Klotz C45. Pit hat ihn zunächst vorbereitet, indem er die Kanten sauber geschliffen, die Mitte sorgfältig angerissen und die Steuerlöcher zuerst mit dem Körner angeschlagen und dann auf 4mm gebohrt hat.
Beim Erwärmen wird's schon zum ersten mal Kniffelig. Die Esse ist sehr hell, das Werkstück glüht deutlich dunkler. Man muss sich an die Differenz erstmal gewöhnen, um die Wärme des Werkstücks einschätzen zu können. Ich hätte vermutlich immer zu kalt geschmiedet, weil ich Angst vor einer Wunderkerze hatte.
Beim ersten Anschlagen ging es weiter. Der Lochdorn musste an der richtigen Stelle und möglichst gerade angehalten werden. Der erste Schlag ist der wichtigste. Der muss an der Richtigen Stelle sitzen. Pit meinte: „Einen festen Schlag". Also habe ich das Werkstück auf die Schabotte gelegt, den Lochdorn angehalten und versucht, kurz aber kräftig auf das Pedal des PARX zu treten. Es gab 2 Schläge. Der erste war leicht und ließ meinen, nicht exakt senkrecht gehaltenen, Lochdorn verspringen. Der Zweite Schlag hatte mehr Kraft und versenkte den Lochdorn rechts vom Ziel.
Pit konnte den Fehler beheben, sodass ich das Loch wechselnd von beiden Seiten einschlagen konnte.

Was man bei Youtube nicht sieht: Ein Lochdorn setzt sich fest. Und er ist schwer aus dem Werkstück zu entfernen. Da merkt man erstmals, wie schwierig es ist, so ein kräftiges Werkstück in einer Zange zu halten und zeitgleich an der anderen Seite zu rupfen. Auch hier brauchte ich gelegentlich Pits Hilfe. Den Dorn für die Formgebung des Hammerauges einzuschlagen war deutlich einfacher, auch wenn es von Hand zu erledigen war. Das Ausformen des Auges war unter guter Anleitung auch machbar. Bei der Feinarbeit und dem Richten waren dann aber Pits präzise Schläge gefragt.

Ach noch etwas: Feuer ist auch auf 50cm Abstand noch heiß. Sagen jedenfalls meine Hände ;)

Das anschließende Kehlen war deutlich einfacher. Das Werkstück konnte ich recht bequem auf der Schabotte ruhen lassen und dabei den Kehlhammer führen. Vorsicht ist allerdings geboten, da man leicht unter dem Bär zu weit nach hinten gerät und einen Fehlschlag riskiert. Zum Glück hatte ich einen Aufpasser neben mir.

Das Breiten des Blattes war auch eine angenehme Aufgabe (siehe Bilde oben). An der Kehle wurde das Blatt natürlich breiter und musste von Hand einige Male zurückgeschlagen werden. Das hat Spaß gemacht, aber man sollte wissen, wo der Hammer einschlagen wird, sonst schlägt man das Auge zu. Und wenn man es weiß, muss man kräftig zuschlagen. Der C45 grinst sonst nur müde.

Nach einiger Zeit sah das ganze schon nach einem netten kleinen Axtkopf aus. Jetzt war es Zeit für die Feinarbeit und das Richten. Hier hat Pit übernommen und dafür gesorgt, dass die Axt am Ende gerade einschlagen wird. Für mich war es toll zuzusehen. Das kann ich auch nicht beschreiben. Das muss man selbst gesehen haben.

Dann musste das gute Stück erstmal abkühlen und Pit bereitete eine Schneidleiste aus Werkzeugstahl vor. Im Grunde hatte das Stück nachher die Form einer Sichel und lief nach innen zu. Die Biegung entsprach der Form der Axtschneide.
Diese wiederum wurde mittig eingeschnitten, dann erwärmt und mit einem breiten Abschrot geöffnet. Dann wurde die Schneidleiste eingepasst, gepackt und mit zwei Schweißpunkten fixiert.

Dann folgte das Schweißen im Feuer. Hier wäre es für mich vorbei gewesen. Ich hatte es oben schon geschrieben, dass ein Schmiedefeuer hell ist, und jetzt hatte ich das Gefühl, ich schau mitten in einen Halogenscheinwerfer. Die Axt erwärmte Pit unter regelmäßigem umdrehen gleichmäßig bis auf ein helles Gelb, Borax war schon drauf, und verschweißte es dann unter schnellen, präzisen Hammerschlägen. Es wurde überraschend schnell kälter und bekam eine zweite helle Wärme.

Am Ende standen einige kleinere Korrekturen am Auge und am Blatt, das Schlichten mit mir als Zuschläger, dann Schleifarbeiten und zum Schluss das Härten in Öl. Hier war es besonders interessant die Farbe des Werkstücks nochmal unverfälscht sehen zu können. Kameras können das nicht wirklich abbilden.

So, wir haben 23:00 Uhr ich hatte einen tollen Tag und Ihr habt etwas zu lesen.

Danke nochmal an Pit für den tollen Vormittag und natürlich für die Axt!

P.s.: Wenn sie fertig ist, mach ich natürlich nochmal ein-zwei Bildchen.

Grüße aus dem Oberberg

Steffen
26 November 2017 at 08:08
Tolles Ergebnis und eine tolle Erfahrung die du machen durftest.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
26 November 2017 at 09:20
Hi Steffen,

Vielen Dank für Deinen ausführlichen und authentischen Bericht. Von so etwas lebt unser Forum

Viele Grüße Martin DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
26 November 2017 at 10:17
Pit lässt auch jeden rein...
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
26 November 2017 at 11:17
Moinsen alle zusammen,

ja das Axtschmieden ist schon echt was tolles :) Wenn ich deinen Bericht lese Steffen, bekomme ich auch blassen Neid, da es doch alles noch recht reibungslos klingt. Ein Kumpel von mir (seinerseits Zimmermann) moechte seit ca. einem halben Jahr ein Breitbeil zum Balken schlagen von mir haben und ich bin jetzt beim vermutlich 5ten Versuch dieses zu Bewerkstelligen. Jedes mal hatte ich das selbe Problem. Materialermuedung zwischen Auge und Blatt. Manchmal frueher, manchmal in einem spaeteren Schritt. Und wenn der Teil mal geklappt hat, scheiterte es daran den einseitigen Werkzeugstahl fuer die Schneide aufzuschweissen. 

Seit diesem Beil ist eines fuer mich klar. Einfache Damastmesser kann jeder, aber so ein richtig schoenes Beil braucht schon einiges an koennen!

Gruss,

Lenni
26 November 2017 at 14:07
Gern geschrieben, Martin ;)

Lenni: Materialermüdung? Das ist interessant! Hast Du eine Ahnung, woran es liegt?
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
26 November 2017 at 14:32
Herzlichen Glückwunsch, Steffen!
Und ja, Peters Hilfsbereitschaft ist echt Spitze! 

26 November 2017 at 14:59
@Lenni, Vermutlich zu lange zu warm, Grobkorn hat sich gebildet.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
26 November 2017 at 20:55
Hallo Pit, Hallo Steffen,
tolle Kooperation und schöne Arbeit. Danke für den Bericht und die Bilder, bin schon auf das fertige Stück gespannt.

Schöne Grüße aus Wien,
Karl

 Starte dort, wo Du stehst! Benutze das, was Du hast! Tu das, was Du kannst!

27 November 2017 at 12:10
Das ist wirklich ein Bericht, der alle Seiten des Schmiedens zeigt, nicht nur wie die "wie es optimal klappt" Videos bei youtube. Bedingt durch deren Können, verblendet es dennoch uns Anfänger für bestimmte Schmiedearbeiten. Deswegen vielen Dank dafür! 
Wobei ich diese natürlich dennoch hilfreich findet.
Und ich finde es Klasse, dass so eine Kooperation stattfindet. Find ich echt Prima!
Liebe Grüße
Christoph
Last edit: 27 November 2017 at 12:55, Christoph
27 November 2017 at 20:20
toll, dein(e) Axt/Beil,

ich hatte anfangs auch größte Schwierigkeiten beim schmieden eines Axtkopfes, wobei der schwerste Teil für mich eindeutig das gerade dornen des Hauses war (und immernoch ist). Leider hatte ich keinen Lehrmeister der mir die Schritte alle vorgeführt hat, bzw. mich vor den gröbsten Schnitzern bewahrt hat.

(Meine Fähigkeiten sind immernoch weit weg von gut)

Mittlerweile habe ich aber schon ein paar (für mich) ansehnliche Beile/Äxte geschmiedet. Wobei ich noch sagen will, das es auch immer sehr stark auf das verfügbare Werkzeug ankommt.

Auf meinem Lasco 1 habe ich z.B. nur ein Flaches Untergesenk und ein balliges Obergesenk was es fast unmöglich macht das Axtblatt zu breiten ohne dermaßen Macken einzuschlagen. Bei so großen Oberflächen wie dem Blatt wirds auch schwierig alleine eine ebene Oberfläche mit dem Schlichthammer zu bekommen, Zuschläger also für solches immer gut.


... weiterhin viel Spaß beim Schmieden und jetzt auch beim Holzfällen mit deiner neuen Axt.

Grüße

Ramon