Pfeil Gemeinschaftsarbeit

17 March 2011 at 21:52
Replik eines Pfeiles, Gemeinschaftsarbeit mit einem befreundetet "Pfeilbauer"

Spitze vom Scheunenschmied
handgesponnener Leinenzwirn
Pfeil aus Esche
Horninlay
Gaensefedern
Leinoel
Spitze mit Knochenleim eingeklebt
...alles reine Handarbeit...

Die Pfeilspitze gefiel mir zuerst nicht. Als sie dann den Pfeil "schmückte" sah die Sache schon ganz anders aus. Es ist toll sein eigenes Produkt in Verbindung mit einer anderen Handarbeit zu sehen.

Gruß



Was man nicht tut, geschieht auch nicht
Last edit: 17 March 2011 at 21:56, Thomas
18 March 2011 at 07:24
Hallo Scheunenschmied,

Dieser Pfeil ist in seiner Art hochtechnische wie absolut tödliche Munition.....und sieht ausserdem sehr gut aus.
Ich frage mich wie diese Pfeile im Mittelalter hergestellt wurden.
Ich denke in einer Arbeitsgeteilten Gemeinschaft zu welcher ganze Dörfer gehörten.

Wenn man annimmt dass ein Englischer Bogenschütze 12 Pfeile pro Minute verschoss, und es im Falle bei der Schlacht um Azincourt 5000 angenommene Mann waren, bedeutet dies dass in einer Minute 60000 Pfeile auf die Franzosen niedergingen, 1000 Pfeile in der Sekunde. Ganze Fässer voll Pfeile waren nötig. Demensprechend schnell gings mit den Pfeile der Engländer zu neige, aber der Militärische Erfolg war durch diesen Einsatz enorm.....

Die Schlacht um Azincourt wird sehr spannend und noch besser Recherchiert in "Das Zeichen des Sieges" von Bernard Cornwell beschrieben.

Gruss Romain
18 March 2011 at 18:52
Na was hast du denn, gefällt mir gut, sowohl die Spitze als auch der Pfeil ansich.
Aber ich habe Fragen... ;-)
Hast du die Tülle geschmiedet oder nur gebohrt bzw ausgefräst/ausgefeilt?
Ist das nun eine Replik eines Pfeils für die bessere Gesellschaft oder wurden solche Pfeile tatsächlich im Krieg eingesetzt? Wenn die so "rumgeaast" haben wie Rom es beschreibt muss der Aufwand ja utopisch gewesen sein.
Wieviel Arbeitszeit steckt in dem Pfeil und wird er benutzt oder war es nur ein Spassexperiment?

Mfg Pascal
18 March 2011 at 19:58
Guten Abend,
mir gefällt diese Arbeit hervorragend, das hat einfach etwas. Ich weiß gar nicht wohin ich sehen soll, auf die geschmiedete Spitze, das Horn oder die Arbeit um die Federn einzuwinden. So hat man wirklich einen guten Eindruck wie die Pfeile aussahen, ich will gar nicht wissen wie gefährlich so ein Geschoss ist.
Was das Schmieden betrifft, vielleicht war es einfach so, daß die Schmiede damals die Dinger aus dem FF schmieden konnten, es war ja damals irgendwie ein Allerweltsprodukt. Denkbar wäre auch gewesen, daß man bei größeren Scharmützeln einfach nur Spitzen in die gespaltenen Spitzen der Pfeilschäfte eingesetzt hat, so war es bestimmt möglich innerhalb kürzester Zeit eine anständige Menge Pfeile herzustellen.
Viele Grüße
Roman
18 March 2011 at 22:36
@Buchsenklopper
Aber ich habe Fragen...
Hast du die Tülle geschmiedet oder nur gebohrt bzw ausgefräst/ausgefeilt?
Ist das nun eine Replik eines Pfeils für die bessere Gesellschaft oder wurden solche Pfeile tatsächlich im Krieg eingesetzt? Wenn die so "rumgeaast" haben wie Rom es beschreibt muss der Aufwand ja utopisch gewesen sein.
Wieviel Arbeitszeit steckt in dem Pfeil und wird er benutzt oder war es nur ein Spassexperiment?



Die Tülle ist geschmiedet, alles andere geht gar nicht :cool:

So gerade Pfeile hatten die Söldner/Bogenschützen sicher nicht. Vermutlich wurden halbwegs gerade Äste verwendet und auf die Tülle angepasst und mit Pech oder dergleichen eingeklebt. Die Spitze musste ja nicht sehr fest am Pfeil sitzen, da dieser ja auf Distanz im hohen Bogen abgeschossen worden sind.

Für den Pfeil braucht der Bogen/Pfeilbauer eine Stunde. Für die Spitze hab ich unzählige Anläufe gebraucht um die richtige Technik und Quantität in einer Stunde intus zu haben. Hier eine schöne Anleitung für eine Spitze mit eingerollter Tülle http://www.youtube.com/watch?v=5SmEAqaFIwI oder Beitrag

Also mir fehlt noch die Übung damit das ganze in "Fleisch und Blut" übergeht (so wie bei Nagelschmieden) und ein Werkzeug muss ich mir noch machen.
Es war kein Spassexperiment, es werden künftig eine Pfeile damit bestückt. Ich habe aber die Vorgabe, die Tülle auf das Maß des Pfeiles zu schmieden und das ist in Serie nicht so einfach. Darum schaffe ich derzeit nur 3Stk. per Stunde. Eine Pfeilspitze ohne Vorgabe des Tüllendurchmessers ist hingegen schnell hergestellt.

In der Schmiede liegen eine Unmenge an Spitzen die den Anforderungen nicht gerecht geworden sind. Für den einen oder anderen wahrscheinlich eine Fundgrube, für meinen Pfeilbauer aber eben nicht gut genug :#:. Also weiter Arbeiten und Üben und lernen, macht ja auch Spass :D

Gruß

Was man nicht tut, geschieht auch nicht
Last edit: 18 March 2011 at 23:48, Buchsenklopper
19 March 2011 at 09:32
Gib uns mal ein paar Daten. Tüllendurchmesser, Gewicht in grain, Spine des Pfeils, wurde der Schaft gespalten und gehobelt?

Ich hab mich mal mit der Materie auseinandergesetzt und um einen Pfeil komplett zu fertigen (Schößling schneiden und richten bzw schaft spalten und hobeln, sortieren, Federn vorbereiten und schneiden, Horn einsetzen, Spitze schmieden einsetzen .....) und zum Schluß dann noch einen Satz (12 Stück) perfekte Pfeile rauszusortieren um damit auf Wettkämpfen siegen zu können oder auf der Jagt die einzige chance seit Tagen nutzen zu können, dürfte die Arbeitszeit für einen Pfeil bei über einen Tag betragen. Und diese Pfeile hütet und pflegt man wie einen Schatz.

Pfeile für den Kriegseinsatz waren notdürftig zusammengeschusterte Stecken die mit Bögen verschiedenster Stärken verschossen wurden. Ohne Horn und aufwendige Wicklungen die keines abgestimmt waren oder geradeaus flogen.

Trotzdem dürfte die Arbeitszeit bei 30-45 Minuten gelegen haben.





Nen wunderschönen Pfeil hast du da.

Nicht verwendbare Pfeilspitzen sind immer gerne angenommene Souvenirs auf Mittelaltermärkten.
19 March 2011 at 13:08
Hübscher Pfeil,

Sorry Klaus, aber das du so lange dafür brauchst liegt einfach daran, dass dus einfach nicht kannst ;-)

Ne schmarn... aber dir fehlt halt einfach die Praxis...

Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Schmied für die Spitze mehr als 2 Minuten gebraucht hat... und das selbe gilt auch für die anderen Arbeitsschritte wie Stiel machen usw... die leute damals waren darauf spezialisiert und da hat eben einer n ganzen tag nur Spitzen geschmiedet... das is ganz klar, dass du da schnell wirst

Das im Krieg schlechte Pfeile Eingesetzt wurden kann ich mir nicht vorstellen, da seit Menschengedenken nur das beste in den Krieg investiert wird...

Ein einfaches Bsp.. ich brauchte im Hammerwerk in Österreich 2 wärmen um ein Sappi auszuschmieden... (und das nach viel viel übung, am anfang hab ichs nicht mal in 4 Wärmen geschafft) der Schmied der das seit 10 Jahren dort macht braucht eine wärme und schafft 35 Sappis die Stunde... und so is das auch mit allem anderen, die Praxis machts, deshalb unterstütz ich da voll und ganz Roms Meinung, dass es ganze Dörfer waren die nur Pfeile machten...
Ich denke da zwar nicht an ganze Dörfer aber denke ich auch, dass es ganze Siedlungen gewesen sein müssen die sich damit beschäftigt haben...

Was im Krieg vielleicht noch dazu kommt und ihr nicht bedacht habt, ist die Pfeile fliegen ja hin und her... was auch heißt, dass der Gegner die eigenen Pfeile, welche nicht kaputt gegangen sind irgendwann auf einen zurückschießt....


So das wars von mir.. :D
Stück davon
Euer Peter
19 March 2011 at 19:35
Naja, gut, das mit über einem Tag für einen Wettkampfpfeil ist sicher zu hoch gegriffen. Trotzdem ist der Zeitaufwand sehr sehr groß. Allerdings ist es ja so dass ein Pfeilmacher nicht nur für einen Selfbogen fertigt sondern für viele unterschiedlich starke Bögen mit unterschiedlichen Zuglängen. Ja, jedenfalls ging das sicher deutlich schneller.

Was den Kriegeinsatz betrifft bleib ich aber bei meiner Meinung. In der Regel haben Bogenschützenverbände "Pfeilhagel" abgefeuert und da war es Wurscht ob jetzt die Streuung 10m größer war.

Aber ist ja wurscht, was das schmieden angeht ist es wohl ähnlich wie mit dem Nagelschmieden.
30 December 2011 at 16:31
schöne Arbeit. Hast du gute Erfahrungen mit Gänsefedern? Ich benutze bis dato nur Putenschwingen. Ist Deine Tülle gerollt? Kommst du mit dem Pfeil auf 100Gramm bei 32 ''? Mit welchem Bogen verschießt du ihn?
Hm- ganz schön viele Fragen - aber ich mache Bögen und Pfeile auch selbst und freue mich über neue Erfahrungen.
Beste Grüße
hb
30 December 2011 at 20:51
Ich mache die Pfeile nicht, nur die Spitzen. Mein "Pfeilmacher" verwendet eigentlich nur Gänsefedern für die authentischen Pfeile. Diese Tülle ist auf Stoß geschmiedet. Inzwischen bin ich aber auf die gerollte Version umgestiegen.

Hab den Pfeil gewogen -> 55Gramm bei 32".
Mein Bogen ist noch nicht ganz fertig (Selfbow). Ist ein Langbogen aus Ulme mit "Ecken und Kanten"  Charakter eben.

Was man nicht tut, geschieht auch nicht