Anbei Servus aus Oberbayern

20. Dezember 2020 um 19:26
Servus Schmiedegemeinde,
 
wie es sich gehört, stelle ich mich nun auch kurz hier vor.
Mein Name ist Josef, bin 36 Jahre alt, gelernter Industriemechaniker und komme aus Ainring (Oberbayern).
 
Zum Schmieden kam ich erst vor kurzem, daher kann ich hier auch noch keine Erfolge oder ähnliches anführen.
Ich bin wie viele wohl vor mir erst dabei, die nötigsten Dinge anzuschaffen, den Umgang mit dem Hammer zu erlernen und eben sich in das riesige Thema Schmieden einzuarbeiten.
 
Soweit vertiefe ich mich derzeit in ein paar Anfängerbücher (Der Schmied am Amboss, Schmieden lernen, Die Kunst zu Schmieden etc.)
Mittlerweile hat eine kleine Kohleesse und ein 90KG Peddinghaus Amboss schon einzug gehalten. Das nötigstes ist gegeben und der Rauchabzug mittels altem Kamin und Rauchsauger funktioniert auch zufrieden stellend.
 
Was man von mir vorerst erwarten kann werden wohl viele Anfängerfragen sein, aber ansonsten versuche ich mich mit der Suchfunktion zu behelfen.
 
Tja, das wars dann erstmal, also...
 
Auf ein gutes Miteinander
21. Dezember 2020 um 13:07
Hallo Josef,

wilkommen dabei und viel Erfolg beim erlernen des Handwerks! Die Ausrüstung klingt doch schon gut, da kann man schon was mit anfangen. 

Was mich interessieren würde,  was genau willst du denn herstellen, also in welche Richtung zieht es dich?

Schöne Grüße aus dem Allgäu 
Florian 

Und denkt immer daran, ein gutes Provisorium hält ein ganzes Leben lang.
21. Dezember 2020 um 21:32
Naja, am Anfang steht natürlich erstmal die Zusammenhänge verstehen... was möglich, was schlecht möglich.
 
Aber mein Traum wären schon selbstgemachte Messer und Werkzeuge.
Wobei alles dabei wäre, von dem Reifmesser über Sense sowie Hacke und Sappie.
 
Vor allem später dann für mehr Prestige das ganze dann einmal aus Damast, auch wenn das für die Funktion unerheblich wäre.
Kunstschlosserarbeiten finde ich derzeit noch am beeindruckensten, da ich leider noch keiner Ahnung der Techniken habe oder Anleitung. Auch die Kreativität lässt zu wünschen übrig.
 
Aber ansich ist das Eisenklopfen (ich sage jetzt nicht schmieden, weil ich es eben nicht beherrsche) schon eine Sache zum Entspannen... es ist eben was schönes, wenn die Hitze auf den Stahl über geht und man ihn formen kann.
 
 
Bisher habe ich nur 1 Messer und ein paar kleine Kunstsachen gemacht, vielleicht stelle ich davon mal ein Bild ein.
Zuletzt bearbeitet: 21. Dezember 2020 um 21:34
-1
21. Dezember 2020 um 23:04
Servus Josef,

hast Dir ordentlich was vorgenommen. Von "die Zusammenhänge verstehen" bis "mehr Prestige" wie Damast scheinst Du noch ein Stück weit entfernt zu sein. Funkton ist bei Damaszener Stahl für meine Begriffe das Wichtigste!
Du sprichst von Sensen...
Zeig doch einfach mal ein paar Fotos von Deinen Werken. Wir könnten uns dadurch ein Bild von Deinen bisherigen Fortschritten machen.
Kleiner Tip - Kunstschlosserarbeiten sind hier aus eigener Erfahrung eher nicht erwünscht.
Kreativität ist bei Deinem Vorhaben eine der wichtigsten Voraussetzungen.

Wünsche schon mal viel Erfolg beim "Eisen klopfen" und recht viel Entspannung dabei
Als Erstes würde ich Dir empfehlen, einen Nagel zu schmieden.
Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt!

Grüße aus der Holledau
Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

Zuletzt bearbeitet: 21. Dezember 2020 um 23:10, Holledauer
22. Dezember 2020 um 21:35

Moin Josef

Auch aus dem Norden ein herzliches Willkommen.

Da muss ich dem Holledauer beipflichten, Du hast Dir einiges vorgenommen. Das ist gut, aber der Weg dahin ist lang und nicht einfach.
Du solltest einen Schmiedekurs besuchen (naja in Coronazeiten klingt der Rat eher blöde)  Das ist für die Grundlagen  sehr wichtig, z.B. richtig am Amboss stehen hilft ungemein. Vielleicht findest du ja einen Schmied in Deiner Umgebung, der bereit ist, Dir etwas zu zeigen.Mit Abstand und Maske sollte das verantwortbar sein.

Ich hatte auch mal ein paar geschlosserte Stühle gezeigt und   - MIT RECHT !  -  ein paar deutliche Kommentare bekommen, Ich habe sie dan wieder rausgenommen, sie hatten hier echt nichts zu suchen. Klassischer Anfängerfehler.

Also lass Dich nicht entmutigen und leg los.

Ich bin gespannt auf die Bilder Deiner Arbeiten.

Gruß   Christoph
 
 
Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch findet Bier feiner.
23. Dezember 2020 um 13:53
Danke für die freundliche Begrüßung.
 

Also geschweißt es oder dergleichen wollte ich jetzt auch nicht präsentieren, aber hier im Forum hab ich selbst schon ein paar Sonnenblumen oder auch richtig aufwendige Kunstschlosserarbeiten gesehen, die nicht negativ aufgenommen wurden.
 
Vielleicht könnt ihr mir das ja ein andermal noch näher bringen, was eher nicht gern gesehen ist. 
 
Ansonsten hab ich mit dem Bildformat noch so meine Probleme, bei der Vorschau erscheinen meine Bilder rießengroß. Ist das normal oder muss man es auf ein bestimmtes Format zuschneiden?
 
Danke
Servus
23. Dezember 2020 um 17:15
Zum Thema Kunstschlosserarbeiten:
Vielleicht liegt hier auch ein Verständnisproblem vor?
Was unterscheidet einen Kunstschlosser von einem Schmied? Aus meiner Sicht wenig
Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 23. Dezember 2020 um 17:17, Martin Hartung / DerSchlosser
23. Dezember 2020 um 20:12
Moin!

(Nur ) Fuer mich sind Kunst-Schlosserarbeiten "kalt" bis aufs Schweissen.
Bsp. Gartentor: wenn ich gewundenen Stahl, Schnirkel, Zirbel und Blaetter aus dem Katalog kauf und zusammenschweiss gehts als Schlosserarbeit durch. Nehm ich Stangenmaterial und fang an der Esse an, wirds geschmiedet!
Frohes Fest an Alle!

Gruss
           Alex
Stahl---ist Männerknete!
24. Dezember 2020 um 02:31
Nachdem ich es mittlerweile kapiert habe mit dem Bildformat fürs Forum, hole ich etwas aus, vorab Entschuldigung.
 
Die folgenden Bilder zeigen ein Messer, dass ich zum kürzlichsten 60ten Geburtstag meines Vaters gemacht habe. Vorab, er hat einen Waffenschein und ansonsten trägt er dass auch nicht mit sich rum, nur falls es Bedenken gibt.
 
Als Ausgangsmaterial diente ein altes Ladewagenmesser aus Chrom-Vanadiumstahl. Die Funkenprobe und anschließender Härteversuch versprachen die nötigen Vorraussetzungen.
 
Ich fertigte erst eine grobe Skizze und begann mir dann ein Stück Flachstahl herauszutrennen. Als Anfänger hatte ich mich für einen Vollerl entschieden, 4mm Edelstahlpins und stabilisierte Esche.
 2222222.jpg
 
Beim Schmieden des Messers habe ich viel gelernt, vor allem bei der Arbeit mit der Schneidfase. Hier war es mir besonders wichtig, dass ich sie vorschmiede und nicht nur am Ende komplett schleife. Auch den Griffbereich wollte ich so wenig wie möglich schleifen müssen.
 
Die Spitze habe ich wie einen Sax erst nach unten geformt und dann den restlichen Verlauf leicht gebogen wie eine Banane. Frühere Versuche haben beim Arbeiten an der Schneidfase gezeigt, dass sich so das Messer dann gerade/aufrichtet.
 
Es gäbe natürlich noch mehrere Techniken, aber da ich diese noch nicht beherrsche (zum beispiel das Strecken der Fase nach unten mit der Hammerkante ohne Biegeverzug), habe ich mich damit begnügt. Natürlich ist es mir nicht wie bei einem Meister von der Hand gegangen, wäre ja auch komisch wenn... aber irgendwann war ich dann zufrieden.
IMG_20200428_180249555.jpg 
 
Beim Vorschleifen kam ich allerdings dazu, die ursprüngliche Form abzuändern und zwar angelehnt an Bowie-Messer oben eine Schräge zur Spitze hin zu machen. Es gab dem ganzen eine aggressivere Form fand ich, da die schräge sehr flach war.
Sei noch angemerkt, dass ich kein Freund von Fingermulden bin, daher nur leicht angedeutet.
 
Zum Härten verhielt sich der Stahl wie ein 80CRV2, auf 840 Grad war er nicht mehr magnetisch und ich schreckte ihn in lauwarmen Rapsöl ab. Danach folgte  noch ein Besuch im Backofen bei 200 Grad für eine Stunde und nach nochmaliger Abkühlung eine weitere. Ergebnis Strohgelb...
 
Die große Schneidfase habe ich dann grob per Bandschleifer und dann per Hand fertig gemacht, wobei hier noch Luft nach oben ist, bin hierbei noch nicht so sicher wie es sich gehört. Aber das bekomme ich noch in den Griff... aja Griff
 
Ein paar Wegwerf-Fichten-Probeschalen (yeah, geiles Wort) später wurde dann alles vorgebohrt, Pins aus Edelstahl, Griffschalen vorab geschliffen (Eschenholz) und schlussendlich mit 5min Epoxy verklebt und fixiert. Zukünftig werde ich aber auf 24Std Epoxy umsatteln, mit dem schmalen Zeitfenster ist es mir zu stressig
 
IMG-20200430-WA0008.jpeg
IMG-20200430-WA0014.jpeg
Tja, mein Vater hat sich gefreut, fast so wie ich. Ein übertrieben langes Messer, aber zum Glück ist es zumindest eines geworden.
 
 IMG-20201006-WA0001.jpg
Das zweite Messer auf den Bildern ist leider von der Schneide etc. noch nicht fertig... habe es Schurkenmesser genannt, keine Ahnung warum, aber die Spitze habe ich bewusst frech nach oben gezogen.
 
Für die Zukunft hoffe ich, mich zu verbessern und auch andere Messerarten zu fertigen. Auch wie oben schon erwähnt, Werkzeuge interessieren mich.
 
Seeeeehr viel Text, ich weiß, das kann ich leider nicht abstellen
Grüße
Servus Moarei
Zuletzt bearbeitet: 24. Dezember 2020 um 02:36
24. Dezember 2020 um 10:03
Fuer mich sind Kunst-Schlosserarbeiten "kalt" bis aufs Schweissen.

seht ihr, das genau meinte ich. Oft werden die Begrifflichkeiten unterschiedlich interpretiert.
Die Begriffe Kunstschschmied und Kunstschlosser werden manchmal synonym verwendet...
Frohe Weihnachten wünscht
DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
25. Dezember 2020 um 11:35

So, da sind Dir ja zwei schöne Messer gelungen. Noch ne passende Lederscheide dazu, und gut issses. Aber denke an die alte Messermacherweisheit: "gib nie ein Messer weg, ohne was dafür zu bekommen. Ein verschenktes Messer zerschneidet die Freundschaft."☺️

Hab ich mal irgendwo gehört.

Guten Rutsch ins neue Jahr

Volker

25. Dezember 2020 um 12:26
Danke das ehrt mich.
Mit dem gratis Messer, da wirst du wohl Recht haben 
 
Mit dem Herstellen von Lederscheiden, da kenne ich mich leider gar nicht aus. 
Habt ihr da vielleicht einen Buchtipp?
  
Das Messerbuch von Bergland ist mir leider zu schlecht verfügbar.
26. Dezember 2020 um 18:10

Josef,ich habe z.B. das Buch Schweden Messer, Griffe und Scheiden selbstgemacht von Bo Bergmann.

Vielleicht hift Dir das

VM

26. Dezember 2020 um 21:28
Hört sich nach einem guten Einstieg an, danke Volker.
Ich vertraue eben lieber auf die Erfahrung von Leuten, als den Rezessionen von Amazon und Co