Hufraspel mit Birke und Leder...

28 April 2016 at 23:41

 

Hallo zusammen,

Auch mal wieder was von mir...

es ist mein letztes Messer was ich in der alten Heimat vor meinem Umzug fertigstellte.

Es ist im vorigen Sommer in der Museumsschmiede der Brikettfabrik Louise in Domsdorf entstanden, zumindest schmiedetechnisch, aus einer alten Hufschmiederaspel. Man sieht Reste des Hiebs links und rechts der Klinge, sie bleiben auch dort.
Ein schönes Material, gut zu schmieden, durchgehend CO-Stahl, nicht son Schummelbaustahl mit aufgekohlter Randzone.
Irgendwie habe ich es das Jahr über immer mal in die Hand genommen und daran rumgefeilt, naja braucht halt Zeit!

Die Form ist zu 80 % geschmiedet, der Rest gefeilt und 40/100/ 180/ 400 Klingspor Schleifleinen verfeinert.
Die Klinge hat 98 mm Länge ist max 27mm breit und max 5mm stark. Ein kleines Feilmuster ist dran, frei Schnauze, 10 Minuten hat's gedauert...
DerAnschliff ist keilförmig, leicht ballig gehalten. WB erfolgte im Holzkohlenfeuer, abgeschreckt partiell in Salatöl, angelassen im Feuer auf strohgelb.

Ich habe sie in heißer (80 ° C) Zitronensäure entzundert, geht prima, es stellt sich allerdings eine sehr tiefgründige Dunkelfärbung ein, die ich so vorher nicht einkalkuliert habe. Mal sehen was ich damit mache...

Der Erl ist durch den Griff gehend am Ende mit einer Messingplatte vernietet. Der Griff besteht aus Rinderknochen-und Leder und Teilen aus meinem schier unerschöpflichen Vorrat an märkischer Birkenmaser .
Wenn ich dann nach Sachsen gezogen bin, ist das eigentlich dann ein exotisches Holz?
Die Bauweise nach Schaschlikart, bearbeitet mit Gitterraspel, Feile und KWB-Papier 100/ 180/ 240

Der Griff hat 117 mm, so dass das ganze Machwerk auf insgesamt 215mm Länge kommt. Der Griff ist reichlich bemessen, für große Hände- der Schwerpunkt liegt zwischen der ersten und zweiten Lederscheibe.
Verklebt und abgedichtet wie immer mit Epoxy von Bindulin.
Während Ihr das hier hoffentlich wohlwollend lest, hat das gute Stück schon munter in der Thermoskanne in wohltemperiertem Leinöl geplanscht, ist durchgetrocknet, über zwei Wochen. Es ist mit Clou Hartöl versiegelt.

Eine Bestimmung hat es auch schon bekommen. Das Messer samt Scheide und Karabinerschlaufe werden im September zum Tag des offenen Denkmals zugunsten der Brikettfabrik Louise in Domsdorf verlost.

Viiele Grüße, Andreas!

 

 

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29 April 2016 at 12:08
Ja,
schönes Messer. Viel erfolg bei der Versteigerung. Du hast reichlich Angaben zur Herstellung und Wärmebehandlung gemacht, das finde ich immer gut. Entzundern in Zitronensaft ist mir neu. Vielleicht probiere ich es mal.
Eventuell ist die Klinge im Verhältnis zum Griff etwas kurz geraten. Sieht von den Proportionen her jedenfalls so aus. Vielleicht sollte es so sein.
Bye
Volker
29 April 2016 at 21:31
Top Messer mit Geschichte... Danke für die Ausführliche Beschreibung.
Lehrling ist Jedermann, Geselle ist, wer was kann, Meister ist, wer etwas ersann
30 April 2016 at 22:10
Hallo Zusammen,

@ volker 53, Vielen Dank für den Kommentar! Ich weiß nicht, ob Zitronensaft auch funktioniert, wird wohl eher zu schwach sein, ich nehme Zitronenensäure, chemisch aus der Drogerie, auf einen Liter kochendes Wasser 5 gehäufte Esslöffel und dann die in Öl gehärtete und auch schon angelassenene Klinge einfach für ca 1-2 Stunden rein. Den Zunder und das eingebrannte Öl bekommt man dann mit normalem Scheuermittel und einem Topfschwamm ohne Probleme ab. Was bleibt, ist die metallisch blanke, dunkle Oberfläche. Die bekommt man dann mit normalem Schleifleinen weg, wenn`s denn sein muss.
Der Griff, ja stimmt- ist ein wenig lang geraten, für mich passt er perfekt. Sollte ursprünglich auch meins werden. Für die Verlosung hat die Museumschefin auf einmal das Messer gewollt. Der Kunde ist König...
Unten ist noch ein Bildchen vom Feilmuster im Rohzustand.
@Acetylen, Danke für den Kommentar...

Viele Grüße, Andreas!

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Last edit: 30 April 2016 at 22:18, Andreas Pötzsch