welchen stahl für`s messerschmieden

31. Oktober 2012 um 11:06
hallo,
ich bin auf der suche nach einem messerstahl der für einen anfänger gut zu bearbeiten ist, nicht zu teuer, und gut zu beziehen ist.
kann mir jemand weiterhelfen?

vielen dank
31. Oktober 2012 um 11:33
Hi

Alles, was weniger als 0,5 % Si, < 0,5 % Cr und ca. 0,7 % C hat, sollte erst mal gut zu verarbeiten sein.

Federstähle (viel Si) sind eher ein bisschen warmfest, ebenso chromlegierte Stähle.

C 60 oder C 75 kann ich mir gut vorstellen oder mal beim Schrotthändler des Vertrauens rumschnurken.

Gruß
Flo
31. Oktober 2012 um 12:26
Hallo crone,

da die schmiedearbeit an einem Messer doch eher überschaubar ist, sollte das Augenmerk auf jeden Fall auf einer einfachen Wärmebehandlung und einer erfreulichen Perfomance der Klinge liegen. Also finger wech von so genannten rostfreien Stählen.

Flo hat schon ein paar Stähle genannt, von C60-C110 ist bei reinen Kohlenstoffstählen alles ohne weiteres zu gebrauchen. Je nach Anwendung ergeben sich natürlich noch einige Akzente, die man in der Stahlwahl und der späteren Geometrie berücksichtigen sollte.

Wenn du den Stahl kaufen willst, dann geh ruhig hin und nimm einen guten Werkzeugstahl, obs jetzt 10 oder 12 € kostet ist ja auch egal, das Messer wird aller wahrscheinlichkeit nicht im kg bereich liegen, wo sich der preis überhaupt erst richtig bemerkbar machen könnte. Als gute Stähle würde ich nennen 1.2842 1.3505 1.2519. Vor allem den 1.2842 bekommt man überall und er gibt auch einen guten allrounder ab.

Wenn du kein Geld ausgeben möchtest, nimm eine alte Feile (achtung qualitätsmakren benutzen und aufpassen mit der temperatur beim schmieden) oder Hufraspeln sind auch eine gute option (~C80).

Sollte es von deiner Seite noch fragen geben, schreib doch noch was zu deinem Projekt. Wie soll das Messer aussehen, willst du selber härten etc.

Viel Spass beim schmieden.
31. Oktober 2012 um 12:41
Vom 1.3505 würd ich erst mal die Finger lassen, weil der zu warmfest ist und nur mit dem Handhammer ganz schön nervig sein kann.
Feile ist natürlich recht billig, aber von der Feuerführung nicht mehr ganz so einfach.
1.2842 ja.
1.2519 macht aufgrund des hohen Wolframgehaltes keinen Spaß mehr (warmfest). Verbrennt auch schnell.

Hufraspel ist natürlich ein sehr guter Tip. Hufschmiede müssten Verbrauchte davon eigentlich immer wieder mal haben. 

Grundsätzlich sind das zwar alle recht gute Messerstähle aber für den Anfang ist der C75 oder ähnliches das einfachste, was brauchbare Klingen liefert.
31. Oktober 2012 um 13:31
Malzeit!

Also von Feile würd ich abraten. Generell wennst noch so gut wie nix gemacht hast in der Richtung.

Wlechen Stahl, kommt drauf an für welches Messer.

Zum Anfang würd ich dir nen Stahl von einer Spiral- bzw. Blattfeder empfehlen. Es gibt hier auch immer wieder die Meinung das der Federstahl für Klinen net so taugt, aber:

1. Lieber ein Messer das schneller stumpf wird, als ein Messer das schneidet wie der Teufel und bei einem stärkeren Windzug abricht, weil falsch Wärmebehandelt. Was nicht heisst, das du bei den "Wärmebehandlungen" nicht ordentlich arbeiten musst, nur weils Federstahl ist!

2. Da bekommst du für ein paar groschen ne ordentliche Blattfeder aufm Schrott, ca 4 mm dick, da kannst du ordentlich was an Klingen rausschmieden. Für ein Jagd- oder Outdoormesser, würd ich das empfehlen.

2842 würd ich weniger empfehlen vor allem für den blutigen Starter, weil der wenn er abkühlt, gerne eine gewisse Härte annimmt! Den solltest du als ganz langsam von der Temperatur runterholen, sonst hast du Probleme beim bohren, feilen usw., also bei den zerspanenden Arbeiten.

C60-C70-C100 sind gute, reine Stähle, die vernünftige bis gute Klingen ergeben.
Hier gibts C70 zu einem, finde ich fairen Preis, wenn man bedenkt das es C-70 ist und nicht blos aufm Schrottplatz als C70 eingeschätzt! Da kannst auch Stockremovalmesser draus machen.

http://www.schmiedeglut.de/shop-messermacherbedarf/messerstahl/

Wenn du mal etwas übung hast, was die Wärmebehandlung angeht, kannst du dir mittlere Kugellager besorgen. Der Stahl gibt sehr gute Klingen ab, die auch noch einiges mitmachen, bevor sie an die Bruchgrenze gelangen.......

 
http://naabtal-klinge.de/

........ Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe! oder trags mit Ruh - Bist du Amboss, sei geduldig. Bist du  Hammer schlage zu!..........

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Es sind die Fantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler!
31. Oktober 2012 um 17:10
Ob du schmieden oder schleifen/feilen willst ?.
Würde nach den ganz alten Kreissägeblättern (ohne Zahnbestückung) Ausschau halten,wenn du da was ab 60 cm findest,hast du erst mal einiges von wahrscheinlich C 70 W - C 75 W.

Gruß Maik
Homepage
31. Oktober 2012 um 18:12
Ich bin auch Ingos Meinung. Du solltest als Anfänger auf jeden Fall mit Spiral- oder Blattfeder anfangen. Da kannst du gut die Techniken des Schmiedens lernen, die Stähle sind wirklich sehr Anfängerfreundlich und oft bekommt man zumindest Spiralfeder geschenkt. Die Leistung gerade im "harten, outdoor" Gebrauch ist warscheinlich höher als das was du sonst so für kleines Geld gekauft hast. Vorrausgesetzt du hast den Stahl nicht verbrannt oder 10x überhitzt und die Härtetemperatur erwischt.

Ich hab vor kurzem mit 3 Kindern und deren Mutter 4 Messer geschmiedet. Die 3 Kindermesser hatten etwa 7-10cm Klingen, 3mm Klingenstärke. Gehärtet wurde in heißem Öl. Dann abkühlen gelassen und dann ca, 30min in rauchendem Öl gelegt. Dann das Öl abgebrannt und die Klinge erst am Bandschleifer vorsichtig in Form gebracht und dann am Sandstein geschliffen. Trotz dieser abenteuerlichen Vorgehensweise war die Klinge sehr zäh und schnitthaltig.

Natürlich sind alle anderen oben genannten Stähle ausgezeichnete Klingenstähle. Aber nur mit wenigen würde ich mir so eine Wärmebehandlung zutrauen und die Klinge dann auch benutzen
Zuletzt bearbeitet: 31. Oktober 2012 um 18:14
31. Oktober 2012 um 18:58
Wenn du nen Hobby-Autoschrauber kennst, oder in der Ortschaft ne kleine KFZ Werkstatt hast, geh mal dort hin, da bekommst du sicher 1 oder 2 spiralfeder. Mit etwas Glück sogar ein Stück eines Federbaltts. Wenn die Federn schon gebrochen sind, schneid was weg, von der Bruchstelle. Evtl. haben sich Risschen ins Material gezogen. Das muss dann auch net so sparsam gehandhabt werden......

Und glüh das Stahlstück vor dem schmieden ein paar mal, damit du vor den ersten Hammerschlägen schon mal etwas von der Härte rausziehst. Die Glühfarbe hierbei würd ich aber nicht über den sehr hellen rötlichen Farbton steigen lassen. Halte dann den Farbton eine Zeit lang. Rein ins Feuer und wieder raus, wenns kälter wird, wieder kurz rein, wieder raus.....
Mach das ruhig ein paar mal. So bekommst auch gleich ein Gefühl fürs anheizen des Stahls.
Evtl nicht zu viel Kohle oben drauf, wenn du im Kohlefeuer schmiedest, dann gehts nicht so schnell mit dem zu heiss werden. Und etwas nachsichtig mit der Luftzufuhr, dann wird das schon. Ruhig Blut und überlegte und gezielte Schläge......

.... Na dann bich ich mal gespannt........


Ingo

 
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31. Oktober 2012 um 19:48
Moin,
ich schließ mich hier mal an, alles richtig, was bis jetzt gesagt wurde.
Wobei es bei den Federstählen auch welche gibt, die Probleme machen können
z.B. 1.8161 ( 58CrV4)
Daraus werden zum Teil die Blattfedern für Lieferwagen hergestellt.

Ich zitier mich hier mal selber.

Eigentlich ist der 1.8161 ein Federstahl für höchste Beanspruchung. Das Zeug hat aber die Neigung zu verzögerten Härterissen und wird deshalb oft sehr hoch Angelassen um 500°C (Vergütet). Das Anlassen muss -(eben wegen der Rissneigung)- direkt nach dem Härten erfolgen, weil dieser Stahl extreme innere Spannungen aufbaut.

Deshalb würde ich zum Üben auch erst einmal auf Spiralfedern vom Schrott zurückgreifen.
Aber auch Feilen und Raspeln würde ich nicht liegen lassen, wenn sie für umsonst zu bekommen sind.

Gruß Heinz
31. Oktober 2012 um 21:09
Hier wurden ja jetzt schon viele Tipps gegeben, ich würde aber in der Tendenz eher zu niedriglegierten Cr-V-Stählen als zu reinen Kohlenstoffstählen greifen, bis du den Trick mit der Härtung raus hast.
Die bleiben auch bei Überhitzung länger feinkörnig.
Dafür ideal sind der bereits genannte 1.2842, der auch wenig verzug beim Härten zeigt, der 80CrV2, der häufig in Stammblättern verwendet wird und der 1.2210 den du teilweise recht Günstig als rundmaterial bekommst.
Absolut zustimmen muß ich auch bei den Spiralfedern, die bekommst du häufig in Werkstätten/Schrottplätzen und du findest auch häufig kleine Reste auf der Straße, und die geben bei guter Wärmebehandlung brauchbare klingen.
Die Finger lassen würde ich bei allem, das viele Karbidbildner (cr,Mo,W,V usw.) enthält, wie z.B. 100cr6(Kugellagerstahl), 1.2519, 1.2442, ... da ist einfach die Wärmebehandlung nicht mehr einfach genug, außer du hast einen Härteofen.

Sehr günstig auf Flohmärkten bekommst du auch alte Meißel, welche auch geeignet sind, aber wie bei jeder Resteverwertung ein wenig Glückspiel.

Grüße,
Eisenbrenner
Zuletzt bearbeitet: 1. November 2012 um 12:45, Eisenbrenner
1. November 2012 um 12:19
Hallo Zusamm,

ich schließe mich den meisten hier an. Spiralfedern sind für den Anfang am besten. Auch mit Blattfedern kann man sehr gute Ergebnisse erzielen.
Ich denke dass es wichtig ist dass du einfach etwas rumprobierst. Wenn du eine normale Spiralfeder von einem Pkw nimmst und sie abwickelst dann hast du rund 2-3m Stahl zur Verfügung. Für eine Feder bezahlst du ungefähr 5 Euro.

Mach Proben damit. Schmiede dir ein paar einfache Klingen oder schmiede einfach ein paar flache Stücke. Dabei kriegst du bereits ein Gefühl für dei Verarbeitung. Dann probierst du an den Stücken einfach mal ein bisschen rum. Verschiedene Härtetemperaturen, verschiedene Anlasstemperaturen, lass ruhig auch mal eins verbrennen und guck was passiert und was die Folgen sind. Teste auch mit den gehärteten Klingen Draht durchzuschneiden oder Baustahl zu "schnitzen" (pass aber auf dabei). Dann weißt du was dein Zeug aushält.
Wenn du die Härtetemperatur und das Anlassen einschätzen kannst schmiedest du dir deine "perfekte Klinge".
Ich hab die Erfahrung gemacht dass jede Spiralfeder und auch jede Blattfeder anders ist. Wenn du sie vom Schrott holst weißt du eben nie genau was drin ist. Wenn du ein wenig rumprobiert hast kannst du dein Material einschätzen und gute Ergebnisse erzielen.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
17. Dezember 2012 um 22:25
Zum Stahl 1.2842: Wenn ich den LEuten Von Fix Metall in Österreich vertrauen darf, hab ich heute versucht einen Rundstab von 250 mm flach auzuschmieden. Intern nennen sie Ihn RUS2842 wahrscheinlich wegen seiner Herkunft aus Russland. Lt Chemischer Zusammensetzung : C: 0,90; MN: 2,00; Cr: 0,40; V: 0,10;


Bin ja blutiger Anfänger (Blase beweißt das;-)) und habe heute versucht so ein Stück flach auszuschmieden. Meine Erfahrung: nach Arbeit bis zur Erschöpfung (bin ja noch nix gewohnt) hat sich das Rundstück  maximal in ein leichte Oval verwandelt. Dabei ist das Teil lt Beschreibung weichgeglüht. Hab eine Glut aus einer Mischung aus Holzkohle,  Anthrazitbriketts und Koks gemacht.
 Hat durchaus orange glühende Farbe erreicht. Dann zuerst mit meinem neu adaptierten Schmiedehammer (1,5 kg) hingehauen bis er abgebrochen ist, dann weiter mit dem alten 2kg Hammer, aber der Erfolg hat zu wünschen übrig  gelassen.


Hat wer aus der bisherigen ERklärung eine Idee was schief gelaufne sein könnte?

Danke für Hilfe

Hadi      
18. Dezember 2012 um 06:33
Wie gross war der Durchmesser des Rundstahls???

Hat dein Hammer eine ballige (leicht gerundete Bahn) oder benutzt du die flachen Schlosserhammer? Hast du keine Freunde oder Bekannte, die mal aus Spaß an der Freund den Zuschläger spielen würden? Also so zäh ist der 2842 auch net . Da gibts schon welche, die sind schlimmer....  Schwer zu sagen an was es liegen könnte? Ich denk mal an der mangelnden Kraft, evtl falsche Benutzung des Hammers.....






 
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18. Dezember 2012 um 06:51
Moin moin,
hast du denn einen passenden Amboss ?
Ein paar kg Masse braucht es schon.

Gruß Heinz
18. Dezember 2012 um 08:23
Wirklich 250 mm Durchmesser
Das musste ich am Anfang auch lernen bei mir wars 1.2210 mit 25 mm.
Unheimlich wichtig ist das richtige erhitzen. Stahl in der Dicke zieht dir unheimlich viel Energie aus dem Feuer bis er heiß ist.
Als Konsequenz nimmt man ihn zu früh aus dem Feuer und hat ihn noch nicht mal heiß genug fürs Härten.
Laut der Schmied am Amboss sollte man aber mindestens im Austenitbereich schmieden!
Mach den Stahl heißer, für mich sieht die Farbe aus wie Gelb.
Du kannst dir auch überlegen das Rundmaterial abzulängen und einen dünneren Halter anzuschweißen.
Mir geht es dann aber häufig an der Schweißung wieder auf und ich muß nachschweißen.
Um so dicker das Eisen durchgängig ist, desto mehr Wärme kann es ableiten => desto Stärker erwärmt sich der restliche Stab und desto mehr oberfläche hat dieser um die Hitze wieder abzugeben.